Catharsis

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  Die Mission der Revolutionsarmee war nicht gerade ungefährlich: Der Überfall eines geheimen Waffentransports der Weltregierung. Es wurden mehrere Schiffe erwartet, befüllt bis obenhin mit Schusswaffen, Sprengsätzen und Kanonen. Dass die Weltregierung die Bürgerkriege heimlich unterstützte war kein sehr gut gehütetes Geheimnis – Krieg war eine hervorragende Art Geld zu machen. Die Revolutionsarmee würde diese Lieferung verhindern, mit allen Mitteln!
»Mein Gott,da hast du dir ja einen echten Leckerbissen geangelt.« Betty stand vor Katakuri und beäugte ihn ganz genau, von oben bis unten. Sie ging um ihn herum, nickte und das Ganze war dir absolut peinlich. Betty war ein hervorragendes Mitglied der Revolutionsarmee, doch sie konnte ein wenig... aufdringlich sein.
»Danke, Betty.« Du schobst sie, ein wenig gröber als gedacht, von deinem Geliebten weg und warfst Katakuri einen entschuldigenden Blick zu, den er amüsiert erwiderte. Du konntest dich täuschen, doch du hattest so die Vermutung, dass er schon fast gerne hier war. Er lernte deine Familie kennen, die Armee – er war neugierig auf diese Menschen und wie sie dich behandelten. Sein Beschützerinstinkt war sehr schmeichelhaft, aber nicht von Nöten – diese Leute waren keine Gefahr für dich, ganz im Gegenteil. Ohne sie wärst du gar nicht mehr am Leben!
»Schön dich zu sehen.« Dragon kam auf dich zu und augenblicklich hellte sich deine Miene auf. Seine Worte waren freundlich und genau so meinte er es auch. Der Anführer der Armee sah auf zu Katakuri und nickte ihm respektvoll zu, eine Geste die er erwidert bekam. Seit ihr beide das Schiff von Dragon betreten hattet schwieg Katakuri. In solch gespannten Situationen beobachtete er seine Umgebung, die Menschen und ließ alles auf sich wirken. Seine Geduld war legendär – noch eine der vielen Dinge, die du an ihm liebtest.
»Gebt uns einen Moment.«, sagte Dragon zum Rest der an Deck versammelten und nach nur wenigen Sekunden hatten sie sich alle zurückgezogen, um euch ein Gespräch unter sechs Augen zu ermöglichen. Dragon nickte zufrieden und wandte sich dann dir und Katakuri wieder zu. »Kommen wir direkt auf den Punkt.«
Du rangst mit den Händen und nicktest, sein plötzlich strenger Tonfall gefiel dir ganz und gar nicht. Sonst war Dragon immer recht gelassen, sehr distanziert und hatte nicht so eine verärgerte, väterliche Art. Wieso hattest du in diesem Moment das Gefühl ihn enttäuscht zu haben?
»Dass du Katakuri einfach so eingeweiht hast – das war sehr dumm von dir. Wenn nicht sogar dämlich.«, schimpfte er und du senktest den Kopf, nicktest stumm. Er hatte jedes Recht, so mit dir zu reden. Es war wirklich eine verblödete, impulsive Entscheidung gewesen!
Dragon sah wieder zu deinem Begleiter, der mit verschränkten Armen zum Anführer der Revolutionsarmee herabschaute. Es war kein Zeichen von Aggression in ihm zu lesen, mehr eine überlegene Gelassenheit. Ob Katakuri Dragon wirklich überlegen war, das bezweifelte ein kleiner Teil von dir jedoch. Hoffentlich würde es nie zu einer solchen Auseinandersetzung kommen!
»Aber ich sage zu einer so... tatkräftigen Unterstützung nicht Nein.«, fuhr Dragon fort, wandte sich nun direkt an Katakuri. »Sie hat dich ja sicher bereits vollständig eingewiesen. Bleibt zusammen und lasst euch nicht von Kizaru töten.«
»Kizaru ist also der Kopf des Geleits?«, haktest du nach und Dragon nickte mit einem finsteren Gesichtsausdruck. Das war eine ernst zu nehmende Gefahr! Kizaru war zwar noch nicht allzu lange Admiral, doch er war berüchtigt für seine sadistische Ader gegenüber Piraten.
»Betty wollte dazu noch einige Dinge mit dir klären.« Du nicktest dem Anführer zu und eiltest los, batst vorher Katakuri um wenige Minuten Geduld. Er blieb zurück am Bug des Schiffes, setzte sich auf die Reling und sah dir nach.
»Du bist hoffentlich gut zu ihr.« Dragon hatte seinen Blick hinaus aufs Meer gerichtet und trotzdem ging von ihm eine Angst einflößende Aura aus, die selbst Katakuri beeindruckte. »Sie ist wie eine Tochter für mich.«
Katakuri antwortete nicht darauf, legte sich aber einige Worte zurecht. Er verstand, dass du sehr geschätzt wurdest in dieser Rebellenarmee und es erleichterte ihn ein wenig. Also hattest du nach deiner Zeit in der Sklaverei eine Familie gehabt, die sich um dich gekümmert hatte. Gut, sehr gut.
»Nach ihrem Verschwinden«, antwortete er schließlich. »Wurde sie sehr vermisst. Es war nicht das gleiche ohne sie.«
Der Anführer schnaubte amüsiert und nickte, wandte sich zum gehen.
»Ich habe so das Gefühl, dass du sie mehr brauchst, als sie dich.«
Darauf bekam er zwar keine Antwort, doch Dragon hatte einen Nerv getroffen. Natürlich brauchte Katakuri dich und seit du wieder aufgetaucht warst, hatte es ungeahnte Ausmaße angenommen. Er genoss deine Anwesenheit mit jeder Faser seines Körpers, ertappte sich dabei, dass er ständig nur an dich dachte. Die Tage, an denen du in seinem Haus übernachtet hattest, waren die schönsten seit langem gewesen. Wenn er spät am Abend endlich müde ins Bett fallen konnte, dann warst du da und wartetest schon auf ihn. Du strichst durch sein Haar, küsstest ihn und wünschtest ihn mit deiner honigsüßen Stimme angenehme Träume – das wollte er nicht mehr missen. Dich zu fragen, ob du ihn heiraten wolltest, das war ihm einfach so rausgerutscht.
Es war nicht üblich in der Familie Charlotte, dass man sich seinen Partner aussuchte. Big Mom höchstpersönlich suchte die Frauen und Männer für ihre Kinder aus und die älteren Familienmitglieder waren beinahe alle unverheiratet. Das Archipel am Laufen zu halten war wichtiger als eine Ehe, dafür wurden meist die jüngeren Mitglieder der Familie ausgesucht. Würde Katakuri es überhaupt vor seiner Mutter verteidigen können? Die Bitte, jemanden zu heiraten den er liebte? Die Chancen standen schlecht und trotzdem würde er es versuchen – wenn du denn Ja sagtest, denn geäußert hattest du dich zu seinem Vorschlag noch nicht.
»Das wird ein ziemliches Abenteuer...« Katakuri sah auf, als er deine Stimme hörte und du kamst mit einem schiefen Lächeln auf ihn zu. »Kizaru und drei weitere Marineschiffe sind das Geleit für die Waffenlieferung. Wir müssen schnell und beherzt zugreifen, sagt Betty.«
»Ich bin mir sicher, dass es gut gehen wird.«, erwiderte Katakuri ruhig und beobachtete, wie du dich mit einem Seufzen neben ihn auf die Reling setztest. »Sie scheinen mir alle sehr stark zu sein.«
»Ja, sie sind wundervoll.«, stimmtest du zu und ihr verfielt für einen Moment in Schweigen, bis du schließlich den Mut aufbrachtest ihn zu fragen. »Katakuri?«
»Mh?«
»Wegen der Sache...«, fuhrst du fort, ein wenig verlegen und wusstest nicht recht was du genau sagen wolltest. »Die Sache mit dem, naja, du weißt schon... heiraten.«
»Was ist damit?« In Katakuris Stimme schwang ein wenig Unsicherheit mit, doch sie verklang so schnell wie sie gekommen war.
»Wenn das ein Scherz war, dann war er nicht sehr witzig.«, sagtest du und warfst ihm einen trotzigen Seitenblick zu.
»Kein Scherz.«, erwiderte er schlicht und du spürtest seine Hand an deinem Rücken, rangst nervös mit deinen Händen. Es gab keinen Ring, er ging nicht auf die Knie, aber das war doch ein Antrag, oder?
»Was ist mit Big Mom?«, fragtest du schwach.
»Lass das mal meine Sorge sein.«
»Dann ist meine Antwort: Ja.« Endlich wandtest du dich ihm ganz zu und schenktest ihm einen liebevollen Blick. »Ich würde dich würde dich wirklich gerne heiraten.«
»Genug getuschelt, ihr zwei Turteltauben.« Betty kam auf euch beide zu und grinste dich heiter an, ihr Markenzeichen, die Flagge, auf der Schulter liegend. »Die Schiffe der Marine werden schon sehr bald in Reichweite sein, dann geht es rund! Also sollten wir jetzt die Positionen beziehen, wenn ich bitten darf.«
»Okay, wir sind gleich da.«, erwidertest du und warfst deinem Zukünftigen noch einen kurzen, jedoch sehr liebevollen Blick zu.
Wir werden heiraten.  

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