Yesterday, I ran into you

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Das Wetter der Grand Line war unberechenbar, genau wie es auch die Strömungen waren. Zu schnell wurde man hinaus in den Ozean gezogen, zu schnell war man verloren zwischen Seekönigen, Piratenbanden und Sklavenschiffen. Zu deinem Leidwesen hattest du dich in eine dieser unberechenbaren Strömungen verirrt, wurdest ganz schön durchgeschüttelt und landetest in einem Gewässer welches dir vollkommen fremd war. Es war nicht die Fischmenscheninsel und auch keines der umliegenden Territorien. Stundenlang schwammst du umher, versuchtest einen Anhaltspunkt zu finden wo du warst. Es war eine Ansammlung von vielen kleinen Inseln, ein Archipel der größeren Art. Noch nie zuvor hattest du so viele kleine Inseln auf einem Haufen gesehen, es war wirklich beeindruckend. Das hatte sich wohl aber eine Bande von Piraten auch gedacht, denn: Überall waren Schiffe. Alle trugen Jolly Roger am Mast, viele waren mit Materialien beladen und einige bestanden sogar aus Süßigkeiten – zumindest sah es so aus. Mit Bedacht musstest du deinen Weg wählen und oft tauchten du unter den Schiffsrümpfen hinweg, bedacht darauf nicht entdeckt zu werden. Von Piratenbanden hattest du viel Schlechtes gehört, sie waren allesamt Betrüger, Mörder und Gesetzlose. Du warst nie eine Musterschülerin gewesen, ganz im Gegenteil, doch anlegen wolltest du dich mit ihnen trotzdem nicht.
Der Vormittag verging, du wurdest müde und hungrig. Mittag zog an dir vorbei und es war viel zu schnell schon später Nachmittag. Wo solltest du nur schlafen und vor allem: Was solltest du essen? Dein Magen knurrte fürchterlich und jedes mal wenn du auftauchtest roch es herrlich nach Essen. Wurde etwa auf jeder Insel des Archipels gekocht?
Getrieben vom Hunger nähertest du dich langsam der nächsten Insel und auch dort schien viel los zu sein - keine gute Voraussetzung um dir etwas zu Essen zu stehlen! Mit großer Vorsicht lugtest du über den Rand des Ufers und beobachtetest das rege Treiben auf der kleinen Insel. Es wurde etwas gebaut, so viel konntest du erkennen. Arbeiter scheuchten sich gegenseitig hin und her, Ein Gerüst wurde aufgebaut und am Rande standen zwei junge Männer, beide wesentlich größer als der Rest der dort versammelten Menschen. Sie unterhielten sich, lachten und gaben den Arbeitern Anweisungen. Waren sie die Vorarbeiter? Gehörte diese Insel ihnen?
Es war egal wer genau die beiden waren, du musstest zu sehen, dass du einen Weg nach Hause fandest. Die Strömung des Archipels war sehr stark, viel zu stark als dass du einfach hindurch schwimmen konntest. Zum Winter hin erst würde der Strom nachlassen und die Tiefen für dich passierbar machen, bis dahin musstest du unbemerkt im seichten Gewässer voran kommen. All die kleinen Inseln waren mit regem Schiffsverkehr miteinander verbunden, niemals würdest du dich unbemerkt durch das gesamte Archipel bewegen können. Eine andere Möglichkeit jedoch gab es nicht für dich – es war wohl klug zu warten, bis es endlich Nacht wurde.
Doch in diesem Moment drehte sich einer der beiden jungen Männer zu dir um – sofort verschwandest du unter Wasser, aber zu spät. Er stupste den Anderen mit dem Ellbogen an und nickte zum Ufer. Sie sahen sich an und gingen die paar Schritte zum Wasser, allem Anschein nach neugierig. Du fluchtest und sahst nach unten, versuchtest ein Versteck zu finden. Das Wasser war nicht tief genug, sie würden dich sehen selbst wenn du bis auf den Grund tauchtest.
»Oven, sieh mal.« Einer der beiden war bereits am Ufer und zeigte auf dich. Panisch versuchtest du zu denken, irgendeine Idee mit der du entkommen konntest, irgendetwas...
»Warte, ist das etwa eine Meerjungfrau? Oder halluziniere ich?«, hörtest du nun die gedämpfte Stimme des zweiten Mannes. Verdammt, sie hatten dich tatsächlich gesehen! Sofort warfst du dich herum, schwammst so schnell wie möglich am Ufer entlang. Du konntest nicht wissen ob sie gefährlich waren oder nicht – aber bloß kein Risiko eingehen. Meerjungfrauen wurden nur zu gerne auf Auktionen verkauft und du wolltest nicht in irgendeinem Aquarium enden!
Sehr lange konntest du dieses extrem schnelle Tempo nicht durchhalten, zumindest nicht wenn dein Magen so sehr knurrte. Hinaus ins Wasser des Archipels zu schwimmen war nicht sehr klug, immerhin hattest du schon den ganzen Tag unzählige Schiffe in diesem Gebiet gesehen. Wenn du dich nur lange genug verstecken konntest, bis es Nacht wurde, dann würdest du vielleicht im Schutze der Dunkelheit entkommen können. Doch wohin? Zur nächsten Insel und hoffen, nicht entdeckt zu werden? Das Archipel schien riesig zu sein, wie solltest du auf den ersten Versuch hin den richtigen Weg finden und dann noch das Glück haben eine Strömung zurück nach Hause zu erwischen! Nicht, dass dich dort mehr erwarten würde als ein langweiliger Job und eine leere Wohnung. Abenteurerin zu sein stand nicht auf deiner Wunschliste und doch warst du hier, inmitten einer ganzen Menge Ärger, vollkommen auf dich allein gestellt.
»Man, ist die schnell!«, hörtest du die Stimmen der Männer hinter dir und du warfst einen Blick über die Schulter. Sie liefen am Ufer entlang, verfolgten dich. Ein Blick nach rechts verriet dir, dass du in der Klemme saßt. Ein Schiff war nur wenige hundert Meter von der Insel zu sehen, es schien anlegen zu wollen und schnitt dir den Weg hinaus in tiefer Gewässer ab. Wohl oder übel musstest du weiter um die Insel herum schwimmen in der Hoffnung, dass die beiden irgendwann müde wurden.
Mit größter Mühe legtest du noch an Geschwindigkeit zu, versuchtest die beiden mit einem letzten Sprint abzuhängen. Wie ein Pfeil schosst du durch das Wasser und zu deinem Glück sahst du in kurzer Entfernung einen Berg aufragen, dessen Ausläufe sich bis ins Wasser zogen. Das war Endstation für die beiden, über den Berg würden sie nicht so schnell kommen! 

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