»Wo fangen wir denn am besten an...?«, murmeltest du und verzogst nachdenklich die Mundwinkel nach unten.
»Wie wäre es mit dem Anfang?« Katakuri schien keine Geduld mit dir zu haben, so wie er mit den Zähnen knirschte und die weinroten Augen dich mit stechenden Blicken traktierten. Resignierend seufztest du und zucktest mit den Schultern – was erwartete er denn? Du hattest doch schon die Kurzfassung deiner Geschichte Preis gegeben, wollte er nun wirklich jedes Detail über jeden Tag hören? Das würde zum einen ein sehr langes Gespräch werden und zum anderen ging es ihn schlichtweg nichts an. Was du erlebt hattest war unwichtig, es würde nichts an der aktuellen Situation ändern wenn er die kleinen, schmutzigen Details wusste.
»Ich wurde gefangen genommen.«, sagtest du und lehntest dich mit dem Rücken an die kalte Wand hinter dir, zogst die Knie an den Körper. Zusammen hattet ihr euch in einen der verlassenen Flur gesetzt, eine ruhige Ecke in der euch niemand stören konnte. Katakuri hatte wie so oft eine Hand an seinem Schal, zog ihn ein wenig höher – er war nervös.
»Und dann?«
»Was glaubst du denn?«, erwidertest du kühl auf seine Frage hin und schütteltest den Kopf. »Ich wurde verkauft.«
»Du kannst mir nicht erzählen, dass du über Jahre in einem Goldfischglas gesessen und dumm in die Gegend gestarrt hast.«
Du wandtest den Blick von ihm ab und legtest das Kinn auf deinen Knien ab. Er dachte, dass es so einfach gewesen wäre. War Katakuri wirklich so naiv?
»Meerjungfrauen sind zur Belustigung da.«, nuscheltest du deinen Beinen entgegen und seufztest tief auf. »Sie werden auf Festivitäten vorgezeigt wie ein Gemälde oder eine Marmorstatue. Sie sind Sammlerstücke.«
Er schwieg, doch du spürtest seinen stechenden Blick auf dir liegen.
»Wenn man nicht hübsch aussieht und lächelt... Dann wird man bestraft.«, fuhrst du fort. »Irgendwann ist man es gewöhnt, man lächelt immerzu. Auch dann, wenn einem zum Heulen zumute ist.«
»Was für Strafen?«, fragte Katakuri und du rutschtest ein wenig hin und her, unangenehm berührt von seiner Neugier. Konnte er es sich denn nicht denken?
»Gewalt.«, antwortetest du kurz angebunden. »Aber wir weichen vom Thema ab. Fünf Jahre lang ich also ein Spielzeug für diese verzogenen reichen Gören, dann hat Fisher Tiger die ganze Sache mit den Sklaven in seine eigenen Hände genommen und uns alle befreit. Ich war mit ihm zusammen auf der Flucht als die Revolutionäre uns aufgegriffen haben.«
»So bist du also bei denen gelandet.« Katakuri starrte auf die Fliesen des Boden, lauschte deiner Erzählung und war sehr nachdenklich, grübelte vor sich hin. Dass er dir nicht vertraute war nicht sehr verwunderlich, es passte zu seinem Wesen und doch verletzte es deine Gefühle. Du warst keine Feindin, sondern seine Freundin! Wann hatte sich eure Beziehung so verändert, seit wann warst du nicht mehr seine Vertraute?
»Ich hatte die Wahl«, sagtest du leise. »Entweder ich trete der Piratenbande von Fisher Tiger bei oder ich bleibe bei der Revolutionsarmee. Ich habe mich für Letzteres entschieden, weil ich doch schon zu einer Bande gehört habe.«
Du warfst ihm einen kurzen Seitenblick zu, eine Geste die er erwiderte und schnell wicht ihr dann wieder einander aus. Auch wenn du Big Mom persönlich nicht allzu gut leiden konntest – für die Drillinge warst du der Bande beigetreten, damit du bei ihnen sein konntest. Damit du bei Katakuri sein konntest, wenn du ganz ehrlich zu dir selbst warst. Es ging dir eigentlich immer nur um ihn.
»Warum bist du nicht zu mir- zu uns zurückgekommen?« Seine Stimme war rau und leise, kaum hörbar darin lag seine Unsicherheit. Er stellte die richtigen Fragen, denn darauf hattest du keine genaue Antwort parat. Warum warst du nicht sofort nach Hause geschwommen, mit der ersten Strömung die du finden konntest? Warum hattest du nicht ein Schiff gekapert und dich auf den Weg zum Archipel gemacht?
»Ich weiß es nicht.«, logst du ihn an, wolltest nicht zugeben dass du dich schämtest. Wie eine dumme Forelle hattest du dich fangen lassen und deine Zeit als Sklavin hatte dich jedem Selbstbewusstsein beraubt. Wie hättest du Katakuri nur wieder unter die Augen treten können, gebrochen und bis auf die Grundmauern niedergerissen von diesen widerlichen Aristokraten?
»Hattest du Angst, dass wir dich verstoßen würden?« Wieder einmal traf er den Nagel auf den Kopf, auch wenn du es nicht zugeben wolltest. Er war nicht dumm, er kannte dich nur zu gut und trotzdem ging es ihn nichts mehr an. So feindselig, wie er dich behandelte – er konnte froh sein, dass du überhaupt mit ihm sprachst!
»Egal, jedenfalls hat Dragon mich aufgenommen und sich mein Wissen über Mary Joa zunutze gemacht.«, sagtest du, strichst dir einige verirrte Haarsträhnen hinters Ohr und wechseltest möglichst abrupt das Thema. Er sollte ruhig spüren, dass du nicht über deine Beweggründe reden wolltest. »Wir haben in den zerfallen Ruinen der Untergrundstadt eine Basis aufgebaut und versucht die Stadt unauffällig unterwandern.«
Er schnaubte spöttisch und schüttelte den Kopf.
»Gewagt.«
»Ja, es ging auch nicht lange gut. Die Marine hat uns erwischt und seitdem, ah-« Du stocktest, zögertest weiter zu sprechen. Es war zu früh, als dass er die ganze Geschichte erfahren durfte. Es war zu viel auf einmal.
»Seitdem?«
»Seitdem muss ich immer gut aufpassen und mit einem offenem Auge schlafen.«, beendetest du deinen Satz ausweichend, auch wenn es eine Lüge war. Seit vor zwei Jahren die Basis in Mary Joa zerstört worden war ging es bei der Revolutionsarmee drunter und drüber. Zu deinen Pech hatte es Kizaru höchstpersönlich auf dich abgesehen, doch das war eine andere Geschichte für einen ganz anderen Tag.
»Was hat dich dazu bewegt nun wieder zu uns zu kommen?« Und da war sie, die eine Frage mit der du zwar gerechnet hattest, doch du hattest absolut keine Ahnung was du darauf sagen solltest. Frustriert zucktest du mit den Schultern und sahst ausweichend zur Seite. Nachdem Dragon dich unter seine Fittiche genommen hatte standest du auf eigenen Beinen, du hattest etwas bewegen können und die Revolutionsarmee war deine Familie geworden. Wie viele Abenteuer hattest du mit Ivankov und Inazuma erlebt, was habt ihr nicht alles miteinander durchgemacht! Aber etwas hatte dich wieder nach Whole Cake Island gezogen, der Gedanke an Katakuri quälte dich seit zehn Jahren. Es gab zu viele unausgesprochene Dinge zwischen euch beiden, es waren zu viele Worte die ihr beide euch noch an den Kopf werfen musstet. Etwas sagte dir, dass er aber keine schönen Worte sein würden, so wie Katakuri dich gereizt von der Seite aus anfunkelte.
»Das ist alles immer noch ziemlich wage.«, sagte er schließlich und stand auf, rückte seinen Schal zurecht und wandte sich zum gehen. »Ich hatte gehofft, dass du endlich mal ehrlich zu mir sein würdest. Ich bin wirklich enttäuscht von dir.«
Mit diesen arroganten Worten ließ er dich allein, ging den Flur entlang und das Klingen der Sporen wurde leiser und leiser, bis es schließlich ganz verstummte. Du saßt noch immer in der Ecke, seufztest in die Dunkelheit hinein und verkniffst dir die Tränen in deinen Augen. Was war mit Katakuri nur passiert, dass er so kalt und distanziert geworden war?
Das markante Geräusch deiner Teleschnecke ließ dich zusammenzucken und eilig kramtest du in der Innentasche deines Mantels und zogst eine kleine Miniaturschnecke heraus.
»Was gibt's?«, fragtest du mit belegter Stimme und wischtest dir schnell mit dem Handrücken über die Augen. »Kurzfassung bitte.«
»Onee-chan!« Ah, die Stimme kanntest du nur zu gut. Hatte Sabo etwa schon wieder heimlich Ivankov's Teleschnecke gestohlen?
»Sabo, was willst du?«, grolltest du mit tadelndem Tonfall in der Stimme. »Du weißt doch, ich kann hier nicht frei reden. Du kannst froh sein, dass ich gerade alleine bin!«
»Dragon will mit dir reden.«, kam es aus der Teleschnecke und der Ansatz eines Lächelns legte sich auf deine Lippen. Sabo war ein wirklich motivierter Junge, er benahm sich schon beinahe wie Dragon, wollte unbedingt die Streitkräfte der Armee kommandieren. »Ich wollte nur fragen ob alles bei dir in Ordnung ist, Onee-chan!«
»Du sollst mich doch nicht so nennen, ich bin nicht deine Schwester.«, murmeltest du und verdrehtest die Augen. Der Junge hatte schon seit zwei Jahren einen Narren an dir gefressen, seit Dragon ihn damals aus dem Wasser gezogen hatte. Er war wirklich ein kluger, aufgeweckter Bursche, doch er war auch sehr eigensinnig! »Aber es ist alles in Ordnung. Gib mir Dragon.«
»Okay!« Es gab ein kurzes Gewusel und eine tiefe Stimme meldete sich am Apparat.
»Dragon hier.«
»Hallo, Chef.«, grüßtest du ihn freundlich. »Vermisst ihr mich etwa schon?«
Ein tiefes, raues Lachen war die Antwort darauf und für den Bruchteil einer Sekunde spürtest du einen scharfen Stachel in deiner Brust. Dragon hatte dich aufgenommen und auch wenn er der Anführer der Revolutionsarmee war, du hattest ihm gegenüber immer so etwas wie Vatergefühle gehegt. Aber einen Teufel würdest du tun und ihm das sagen!
»Ich wollte dich auf den neusten Stand bezüglich der Operation bringen.«, sagte er. »Ich gebe dir eine kurze Zusammenfassung, also Ohren auf.«
»Aye Chef, immer raus damit.«
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Roots
FanfictionKatakuri x Reader || Auch die Ältesten der Familie Charlotte waren einmal jung, leichtsinnig und hatten nur Unsinn im Kopf. Während der Anfänge der Familie gab es viel Chaos zu stiften und die Drillinge Katakuri, Oven und Daifuku mussten sich ja irg...