Yesterday, a new life began

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Big Mom war, wie zu erwarten, groß. Imposant, geradezu einschüchternd. Du schätztest die auf Ende vierzig und sie hatte sich verdammt gut gehalten dafür, dass sie schon so viele Kinder hatte. Cracker hatte dich zu ihr gebracht und sich dazu noch mehrfach beschwert, dass du viel zu schwer seist und ob du eine Walfisch-Meerjungfrau warst. Waren denn alle Männer in der Familie Charlotte so unhöflich und kritisierten dein Gewicht?!
»Ich bin von meinen Söhnen enttäuscht.« Das waren ihre ersten Worte an dich, nachdem sie um dich herum gegangen war und dich ausgiebig gemustert hatte. Nervös saßt du in ihrem Thronsaal, der von oben bis unten gefüllt war mit allerhand Süßigkeiten. Nur zu gern hättest du ein paar der süßen Speisen probiert, doch es war viel wichtiger die berühmte Piratin zu besänftigen und nach Möglichkeit die Drillinge aus dem Gröbsten heraus zu holen.
»Es tut mir sehr leid.« Mehr wusstest du nicht zu ihr zu sagen und du senktest demütig den Blick. »Sie trifft keine Schuld, es war meine Idee.«
»Du bist keine sehr gute Lügnerin.«, erwiderte Big Mom. Sie setzte sich auf ihren riesigen Thron, schlug die Beine übereinander und ihr kalter Blick jagte dir einen Schauer über den Rücken. »Aber es ist löblich, dass du meine Kinder vor Schaden schützen möchtest.«
»Entschuldigung.«, wiederholtest du kleinlaut und rangst mit den Händen. »Ich bin hier gestrandet und ich wollte nicht, dass die Drei wegen mir Ärger bekommen. Sie haben mich gefunden und mir geholfen.«
»Na siehst du, war es denn jetzt so schwer die Wahrheit zu sagen?« Big Mom winkte Cracker herbei, der an der großen Doppeltür stand und das Ganze beobachtete. »Cracker, geh und hol Praline.«
Der Junge nickte und lief los, während Big Mom ich wieder dir zuwandte.
»Du hast Glück, dass ich auf der Suche nach einer erwachsenen Meerjungfrau bin.«, sagte sie. »Sonst würde ich dich glatt zu einem leckeren Fischgericht verarbeiten lassen.«
Du schlucktest.
»W-Warum suchst du nach einer Meerjungfrau?«, fragtest du. »Ich kann leider nicht sehr gut kochen, aber ich bin mir sicher, dass ich irgendetwas anderes-«
»Genug.« Eine ausladende Handbewegung von ihr ließ dich verstummen und du sahst vom Boden auf. »Ich brauche keine Bediensteten, wir haben mehr als genug Angestellte. Ich will nicht deine mangelhaften Kochkünste, ich will nur deine Rasse.«
»Meine... Rasse?«, fragtest du zögerlich nach. Was konnte sie nur damit meinen?
»Ah, Cracker. Sehr gut.« Der junge Mann kam wieder in den Raum, hatte eine kleine Meerjungfrau im Arm, die vergnügt quietschte. Er setzte das Mädchen neben dir ab und trat etwas zurück. Die blauen Augen sahen zu dir auf und sie grinste dich fröhlich an. Sie war ebenfalls eine Haifisch-Meerjungfrau, das konntest du an der dunklen Schwanzflosse und den scharfen Zähnen erkennen. Doch wenn Big Mom bereits eine Meerjungfrau hatte, was wollte sie dann mit dir?
»Das ist meine Tochter, Praline. Wie du siehst ist sie noch viel zu jung, als dass sie für mich nützlich ist.«, stellte sie dir das Kind vor. Kurz überlegtest du: Wie zum Teufel konnte eine menschliche Frau eine Meerjungfrau...? Ihgitt, du wolltest es gar nicht wissen! »Lass mich dir erzählen was deine Aufgabe sein wird. Es ist ein unschlagbares Angebot.«
Ein ungutes Gefühl im Magen machte dir klar, dass du dieses Angebot unter keinen Umständen ablehnen konntest. 


»Mama! Es war alles unsere Schuld-«

»Nicht meine Meerjungfrau essen!«
Die Drillinge stürmten zusammen in den Thronsaal, fielen beinahe übereinander und wollten allem Anschein nach das Schlimmste verhindern. Oven schien ernsthaft besorgt zu sein, dass seine Mutter ihm 'seine' Meerjungfrau wegnehmen konnte. Daifuku und Katakuri waren ein wenig gefasster – aber immerhin waren auch sie einfach so hereingeplatzt.
»Da sind ja meine nichtsnutzigen Söhne.«, stellte Linlin fest und beobachtete wie die Drei in den Raum stürzten. »Wurde ja auch Zeit.«
»Hallo ihr Drei.«, grüßtest du sie und griffst nach einem weiteren Keks. Überrascht sahen sich die Drillinge an, schienen nicht verstehen zu können warum du noch am Leben warst. Nein, stattdessen nipptest du an deinem Tee und sahst zu Big Mom auf, die dich zu einer kleinen Teeparty eingeladen hatte. Zusammen mit Linlin, Cracker und Praline saßt du an einem großen Tisch und genosst eine hervorragende Tasse Tee, sowie frisches Gebäck. Alles zur absoluten Verwunderung der Drillinge, die sich noch einmal verdutzt ansahen.
»Wir dachten... Weil du weg warst-«
»Es ist alles in Ordnung.«, beruhigtest du Oven und sahst zu Big Mom auf. »Wir haben eine Abmachung getroffen bezüglich meines Verbleibs.«
»Klärt das draußen. Katakuri, du bleibst noch einen Augenblick.«, wimmelte Linlin ihre restlichen Kinder und dich ab. Ein eindeutiger Wink, dass euer Gespräch beendet war und du ließt dich von Oven auf seinen Rücken ziehen, während Cracker Praline hochhob und das vor lauter Zucker und Freude quiekende Mädchen wieder zu ihren anderen Geschwistern brachte. Neugierig warfst du dem Ältesten einen Blick zu, aber er starrte stur an dir vorbei. Tat er nur so mysteriös oder war er tatsächlich so verschlossen?
»Na los, jetzt erzähl schon!«, drängte zu deiner Überraschung Daifuku, als ihr euren Weg den Gang hinunter machtet. »Wie kommt's, dass Mama dich am Leben gelassen hat?«
»Ah, achja. Es war nicht so schlimm wie befürchtet.«, erklärtest du und schlangst deine Arme um Oven's Hals um nicht wegzurutschen. »Ich hatte am Anfang ziemliche Angst, aber eure Mutter hat mir einen Vorschlag gemacht. Ich stehe unter ihrem Schutz, wenn ich mich nützlich mache und Meerjungfrauen und Meermänner für die Bande rekrutiere.«
»Macht Sinn, aber wie willst du das denn anstellen?«, fragte Oven. »Du kannst ja wohl schlecht von hier aus Meerjungfrauen für uns anwerben.«
»Tja, da kommt ihr ins Spiel.«, fuhrst du fort. »Ihr wisst doch bestimmt, dass der Sklavenhandel zurzeit boomt, oder?«
Die beiden Brüder sahen sich an und wechselten einen neugierigen Blick. Du warst selbst nicht ganz von deiner neuen Aufgabe überzeugt, aber wenn es dein Leben vor Big Mom beschützte, dann musstest du da durch. Außerdem hattest du doch schon immer einen starken Drang nach Abenteuer verspürt, da kam diese Sache doch gerade richtig!
»Wir sollen außerhalb des Archipels Sklavenschiffe abfangen und die starken Gefangenen dann herbringen.«, erklärtest du die Kurzfassung. »Die nicht so starken jedoch...«
»Du meinst die, mit denen Mama nichts anfangen kann.«, knurrte Daifuku zu deiner Rechten und du nicktest. Eigentlich sollte es deiner Moral widersprechen, doch in diesem Falle hieß es: Fressen oder gefressen werden. Wenn du dem Wunsch von Big Mom nicht nachgeben würdest, dann konntest du schonmal die Blumen für deinen Sarg bestellen! In deinem kurzen Gespräch mit ihr hattest du klar herauslesen können wie ungeduldig sie war und dass Versagen keine Option darstellte. Verdammt, das war wirklich eine dysfunktionale Familie - du musstest dich gut vorsehen, nicht dass du dir am Ende noch Feinde machtest!
»Hm. Klingt doch ganz lustig.«, gab Oven von sich, sprach seine Gedanken wieder mal laut aus. »Ich frage mich nur, was Mama von Katakuri will.«


Charlotte Linlin lehnte sich in ihrem Thron zurück und sah auf ihren Sohn herab, der geduldig auf Anweisungen zu warten schien.

»Ein schönes Spielzeug habt ihr mir da gebracht.«, sagte sie nach einer schweigsamen Minute und griff nach einem Keks. »Wir müssen größer denken, das habe ich auch schon deinen beiden älteren Geschwistern gesagt. Vor allem müssen wir anders denken, neue Ansätze finden.«
Katakuri schwieg, doch er hob fragend ein Braue. Was meinte seine Mutter denn da mit? Wollte sie jetzt etwa von Insel zu Insel segeln und an die Türen klopfen? Fragen, ob nicht jemand der Big Mom Piratenbande beitreten wollte?
»Sklaven.«, sagte sie und griff erneut in die Keksdose welche vor ihr stand und stetiger leerer wurde. »Ich schicke euch Drillinge und das Fischmädchen. Meerjungfrauen vertrauen oft nur ihresgleichen, besonders wenn sie Angst haben.«
Darum hatte sie dich also am Leben gelassen – Rekrutierung.
»Ich verstehe.«, sagte er nur, doch ihm gefiel die Idee nicht. Mit einer großen Flotte zu segeln wäre einfacher, doch ein vergleichsweise kleines Schiff, mit einer mittelgroßen Mannschaft und nur ihm und seinen Brüdern als Verteidiger? Ein mutiger Schachzug und riskant noch dazu.
»Sie ist ein schwaches Ding, aber ihr braucht sie um das Meervolk einzulullen.«, fuhr Big Mom fort. »Lasst sie nicht sterben, zumindest nicht bis Praline ein wenig älter geworden ist.«
Unter dem Schal verzog Katakuri das Gesicht. Sie war seine Mutter, aber wie sie mit seinen Geschwistern umging - es machte ihn beinahe wahnsinnig. Für sie waren Kinder zur Stärkung da, um Allianzen zu formen und um ihren eigenen Erfolg zu sichern. Und trotzdem war er zu Loyalität verpflichtet, denn Blut war ja bekanntlich dicker als Wasser. Wenn er nicht in Totto Land war, wer würde dann auf die Kleinsten aufpassen, etwa Cracker? Der pubertierende Vollidiot konnte doch kaum an einem Spiegel vorbeigehen ohne sich wie ein Papagei darin zu betrachten! Er musste mit Amande sprechen, war sie doch die Einzige der Katakuri die Kleinen anvertraute. Die ruhige, desinteressierte Amande. Noch so jung, gerade 16 Jahre alt und doch zuverlässiger als alle anderen der Familie.
»Noch etwas, Mama?«, fragte Katakuri und auch er wurde dann der Aufmerksamkeit seiner Mutter mit einer einfachen Handbewegung entlassen.
»Geh, kümmert euch um das Fischmädchen. Sie bekommt ein Zimmer mit Becken im zweiten Stock bis ihr aufbrecht.«
Als Katakuri den Thronsaal verließ, überkam ihn ein ungutes Gefühl. Was würde passieren, wenn seine Mutter genügend Streitkräfte vom Meervolk zusammen hatte? Würde sie dich am Leben lassen?

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