Sweet little lies

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 »Ich fürchte, ich war nicht ganz ehrlich zu dir.« Fragend sahst du zu Katakuri auf. Zusammen wartetet ihr auf euren Einsatz in dieser Mission und es konnte nicht mehr lange dauern, bis es endlich los ging.
»Was meinst du?«, fragtest du nach und dein Begleiter nickte zum kleinen Wäldchen der Insel. Eure Ausgangsposition war ein kleines Stückchen Land, mehr ein Fels im Meer als eine echte Insel – doch ein Miniaturwäldchen gab es dort. Es war eine ausgezeichnete Deckung und von der Steilklippe aus würdet ihr den Waffentransport von oben herab überfallen können.
»Du wirst sauer werden.«, seufzte Katakuri und du runzeltest die Stirn. Hatte er etwa wirklich sein Observationshaki genutzt, damit er wusste wie du reagieren würdest? Worauf denn überhaupt? Was hatte er verbrochen?
Doch als du sahst, wer da aus dem Wald heraus trat, rammtest du ihm aufgebracht deinen Ellbogen in den Magen.
»Spinnst du?!«, zischtest du und gestikuliertest wild in Richtung Wald. »Dragon wird mir den Kopf abreißen!! Schon genug, dass ich mich dir gegenüber verplappert habe-«
»Ich habe doch gesagt, dass du sauer wirst.«, erwiderte er und begrüßte seine Brüder mit einem kurzen Nicken. Oven klopfte dir beherzt auf die Schulter, während du zeternd an Katakuri's Weste herum zupftest. Wieso zum Teufel hatte er seinen Mund nicht gehalten?! Sonst war er doch so verschwiegen und bedacht, wie kam er nur auf die Idee, es einfach so seinen Brüdern zu erzählen?
»Das hier wird kein Spaziergang.«, rechtfertigte er sich dir gegenüber. »Wir könne jede Hilfe brauchen.«
»Das weißt du doch gar nicht!«, erwidertest du sofort hitzig und gabst ein ungeduldiges Knurren von dir. »Wenn ich dir nichts von dieser Mission gesagt hätte, dann-«
»Glaubst du wirklich«, er unterbrach dich mit einem kühlen, schneidenden Tonfall. »Dass ich dich einfach so einen Waffentransport der Regierung überfallen lasse, ohne mich auch nur ein bisschen darüber zu informieren?«
Darauf fiel dir so schnell keine patzige Antwort ein und du verstummtest augenblicklich, mit einem nervösen Seitenblick auf Oven. Der zuckte nur mit den Schultern, während Daifuku sich aus der Zankerei bedacht raus hielt.
»Was meinst du denn damit nur?«, fragtest du Katakuri und er verdrehte die Augen, schien genervt zu sein von deiner Naivität.
»Durch Mama habe ich genug Kontakte in die Unterwelt und konnte an ein paar interessante Informationen herankommen.«, erklärte er. »Es gibt in der Revolutionsarmee einen Verräter. Die Marine weiß ganz genau, was ihr hier vor habt.«
Mit offenem Mund starrtest du ihn an, sahst dann zu Oven und Daifuku, die sanft nickten – die drei Brüder steckten doch unter einer Decke! Sie wollten nur verhindern, dass du zurück zur Revolution gingst!
»Das ist nicht wahr!«, erwidertest du heftig und tratst einen Schritt zurück. »Katakuri, warum hast du das Dragon nicht gesagt?! Die Gelegenheit dazu war doch da! Er hätte dir erklärt, dass-«
»Dieser Konvoi wird von fünf Marineschiffen und zwei Admirälen begleitet, damit sie heute Nacht den Kopf der Schlange abhacken können.«, fuhr er fort. »Es ist ein Hinterhalt.«
Dein Mund wurde schlagartig trocken und du schütteltest heftig den Kopf. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Katakuri log dich an, er wollte doch nur, dass du Angst bekamst und die Mission ausfallen ließt – dann musste er sich keine Sorgen mehr machen und du würdest für immer von der Revolutionsarmee geächtet sein.
»Katakuri hat uns davon erzählt. Er wusste ganz genau, dass du ihm nicht glaubst und die Mission trotzdem angehen wirst.«, mischte sich nun Oven ein und er warf dir ein schiefes Grinsen zu. Unter deiner Wut regte sich ein hauch von Sympathie – sie kannten dich wirklich in- und auswendig. Aber das gab ihnen noch lange nicht das Recht, so etwas hinter deinem Rücken zu planen!
»Aber warum seid ihr dann hier?«, fragtest du, während die Wut noch immer in deinem Magen rumorte. Verraten hatten dich die Drillinge, einfach hinter deinem Rücken und über deinen Kopf hinweg entschieden!
»Wenn wir dich nicht aufhalten können, dann müssen wir dafür sorgen, dass du am Leben bleibst.«, grollte Daifuku schlecht gelaunt und warf einen Blick über die Steilkippe, hinab aufs Meer. Die von der Nacht schwarz gefärbten Wellen krachten heftig gegen die Klippen und fielen in sich zusammen, konnten leicht zu einer verhängnisvollen Todesfalle werden. Er schien nicht sehr begeistert zu sein von dem Plan, aber trotz seiner Zweifel war er hier und wollte dich unterstützen.
»Woher habt ihr überhaupt diese Informationen?«, versuchtest du weiter die Behauptung der Brüder auseinander zu nehmen. »Vielleicht haben eure Informanten ja gelogen!«
»Mama's Quellen lügen nicht.«, erwiderte Katakuri kurz angebunden. »Sie wissen, was ihnen sonst blüht.«
»Aber- Ich kann nicht glauben, dass ein verdammter Spion alles verraten hat!« Die Wut schoss in einer erneuten Welle durch deine Venen und machte dich resistent gegen jede Logik. Nein, das konnte einfach nicht sein! In der Armee gab es keine Verräter, niemand würde diese kleine, schöne Familie zerstören. Sie hatten dich gerettet und du kanntest beinahe jeden Einzelnen beim Vornamen! Du vertrautest ihnen allen dein Leben an und nun sollte einer von diesen geliebten Menschen ein Spion der Regierung sein?
»Ich kann dir das nicht glauben.« Einen Schritt näher an Katakuri wollte dein Ärger noch immer nicht verfliegen und du schautest zu ihm auf, versuchtest einen sehr schlechten Scherz in seinen Augen zu entdecken. Doch da war nichts, nur seine gewohnte Engstirnigkeit und der bittere Ernst des Lebens. Verdammt, musste Katakuri denn immer in allen Dingen Recht behalten? Konnte sich dieser Mann nicht wenigstens ein einziges Mal irren?
»Wir wollen dir helfen, vergiss das nicht.« Ein besorgtes Funkeln huschte durch die weinroten Augen und es besänftigte die Glut in deinem Magen ein klein wenig. Ja, sie waren hier um zu helfen – das musstest du den Drillingen wirklich zugute halten. Sie begaben sich wissentlich in Gefahr, halfen einer Organisation der sich nicht einmal angehörten, nur um dir zur Seite zu stehen. Zwar hatte die Revolutionsarmee dich gefunden und gerettet, doch am Ende waren die Drillinge deine echte Familie. Sie waren diejenigen, die dich vor zwanzig Jahren aus dem Wasser gezogen hatten. Sie hatten dich aufgepäppelt und dafür gesorgt, dass du auf ein spannendes Leben mit vielen Abenteuern zurückblicken konntest.
»Was schlägst du vor?« Katakuri's Muskeln entspannten sich ein wenig, als du die Schultern fallen ließt und resignierend den Kopf schütteltest. Immer musste er Recht behalten...
»Wir befolgen Dragon's Plan. Sag ihm, dass es mehr Marinesoldaten sind als gedacht.«, bekamst du als Antwort. »Sie sollen sich vorsehen, denn weder mit Kizaru noch Akainu ist zu spaßen.«
»Akainu?«, fragtest du augenblicklich und verzogst das Gesicht. Kizaru und dann auch noch Akainu, das war wirklich ein höllischer Hinterhalt!
»Die Formation hat sich laut der Quellen kaum geändert. Zwei Schiffe bilden die Vorhut, das große Frachtschiff in der Mitte. Kizaru wird die rechte Flanke sichern, während Akainu mit den übrigen Soldaten die Nachhut bildet.«
»Der Fokus liegt auf dem Frachtschiff.«, erwidertest du und riebst dir nachdenklich den Nacken. »Das erste Team wird Kizaru ablenken, dann können wir das mit Waffen beladenen Schiff versenken. Es geht nicht darum, die Waffen für die Armee zu stehlen – sie müssen einfach nur zerstört werden, dann war die Mission erfolgreich.«
»Es müssen zwei Admiräle abgelenkt werden. Oven und ich übernehmen Akainu.«, warf Daifuku ein. »Unsere Teufelskräfte sind am ehesten dafür geeignet.«
»Seid vorsichtig.«, warntest du die beiden jüngeren Drillinge. »Akainu ist für seine 'absolute Gerechtigkeit' bekannt. Gebt ihm keine Gelegenheit euch zu töten.«
»Das kriegen wir schon geschaukelt.« Oven klopfte dir aufmunternd auf die Schulter und du seufztest, mit einem sehr unguten Gefühl im Magen. Hoffentlich behielt er Recht.


»Ich werde die ganze Zeit über ein Auge auf dich haben.«, hörtest du Katakuri neben dir und du warfst ihm einen kurzen Seitenblick zu. Es war ja sehr schmeichelhaft, dass er den Beschützer mimte – doch das war schon lange nicht mehr nötig.

»Das weiß ich wirklich zu schätzen, aber das brauchst du nicht.«, erwidertest du und ließt die Beine über der Steilklippe baumeln, beobachtetest genau das Meer unter euch. Die beiden jüngeren Drillinge hatten sich auf den Weg zum flachen Ufer der Insel gemacht, um von dort aus Akainu's Schiff in den Rücken zu fallen. Allein mit Katakuri hattest du Zeit gehabt nachzudenken, wahrscheinlich zum letzten Mal in dieser Nacht. Wenn die Mission losging, dann würde es ein Höllenspektakel werden!
»Du magst zwar stärker geworden sein, aber du solltest nicht übermütig werden.« Er saß neben dir, eine Hand an deinem Rücken und eine an seinem Schal. In einer fließenden Bewegung zog er den Stoff ein wenig herab, lehnte sich herab um dich zu küssen und verschwand wieder hinter dem weißen Fell. Ein zufriedenes Seufzen entkam dir und du lehntest dich an seine Schulter, genosst den kurzen Moment der Ruhe vor dem Sturm. Katakuri sorgte sich und das war auch angebracht, aber du sorgtest dich doch genauso um ihn! Er war stark, unglaublich stark sogar – aber nicht unsterblich.
»Ich passe auf, versprochen.« Sanft stupstest du ihn mit dem Ellbogen an, was ihm aber nur ein ungeduldiges Knurren entlockte. »Ich will doch meine Hochzeit nicht verpassen.«
»Zuerst muss ich das Mama beibringen.«, murmelte er und schüttelte leicht den Kopf. »Das wird schlimmer als gegen zwei Admiräle zu kämpfen.«
Das rang dir dann doch ein Lachen ab und du ersticktest es hinter deinem Handrücken, bekamst aber einen warmen Seitenblick von Katakuri zugeworfen. Es war der Bruchteil einer Sekunde, in der eure Blicke eure Gefühle füreinander ausdrückten. Du brauchtest es nicht sagen und er ebenfalls nicht, es war euch beiden klar. Die kommende Nacht würde mehr als nur gefährlich werden, doch solange er auf dich aufpasste, würde es schon gut gehen.
»Da, die Segel.« Du zeigtest auf den Horizont und erhobst dich, genau wie der Mann an deiner Seite. »Wurde ja auch Zeit.«
»Sei nicht so leichtsinnig. Und wenn du Unterstützung brauchst, dann sag es mir.« Er betonte dies mit besonderem Nachdruck, wusste doch um dein kaum zu bändigendes Temperament und sturen Kopf.
»Versprochen.«, beschwichtigtest du Katakuri und rafftest die Schultern, bereit für ein weiteres, aufregendes Abenteuer.

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