Nothing ever lasts - Part I

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Neugierig schautest du über die Reling und aufgeregt wipptest du mit der Schwanzflosse hin und her. Es war das erste Mal, dass du so hohen Schnee sahst! Auf dem Archipel gab es zwar auch Schnee, aber nie so hoch wie auf Falda Island. Mindestens zwei Meter hoch lag das kühle Weiß, doch zum Glück waren deine Begleiter ganze fünf Meter groß. Ihnen würden die Schneemassen bis über die Knie gehen, doch Laufen war für sie dennoch möglich.
Noch zwei Jahre, dachtest du sehnsüchtig. Dann habe ich Beine und kann auch endlich durch den Schnee springen!
Mit 30 Jahren würde sich deine Schwanzflosse spalten und du konntest dich unbehindert an Land fortbewegen. Schon lange wartetest du auf diesen Tag, denn es war doch recht anstrengend sich wie ein Alligator mit den Armen nach vorne zu ziehen wenn du dich an Land bewegen wolltest. Die Alternative war, dass du dich herumtragen lassen musstest und nach all den Jahren ging dir auch das ziemlich auf die Nerven. Beine zu haben würde fantastisch sein! Dann konntest du Katakuri auch endlich einen lange überfälligen Arschtritt verpassen – verdient hatte er es ja. Vor vier Tagen war dein Geburtstag gewesen und er hatte dir allen Ernstes genau an dem Tag eine Abfuhr verpasst. Konnte man das 'Schluss machen' nennen, wenn da doch offiziell nie etwas zwischen euch gelaufen war? Sicher, du hattest ihn an dem Abend geküsst, aber das schien für ihn ja nicht wirklich zu zählen. Er war ein ungehobelter Vollidiot und das auch noch mit dem miesesten Timing der Welt!
»Wir gehen gleich an Land. Du solltest dir eine Jacke anziehen.« Besagter Vollidiot tauchte neben dir auf und wollte dir allem Anschein nach einen guten Ratschlag erteilen, doch du schnaubtest nur wütend und ignoriertest ihn. Seit geschlagenen vier Tagen hattest du kein einziges Wort mehr mit ihm gewechselt und straftest ihn mit bitterem Schweigen.
»Du solltest wirklich einen dicken Mantel anziehen.«, warf Daifuku zu deiner Rechten ein, drückte dir einen dicken Daunenmantel in die Hand und sofort strahltest du ihn an.
»Daifuku, danke!«, sagtest du, überbetont freundlich. »Du hast immer so tolle Ideen, vielen Dank!«
Mit einem abschätzenden Blick gegenüber Katakuri wandtest du dich ab, zogst dir das Kleidungsstück über. Dein Oberkörper war geschützt und zwar war deine Haut dick – Haifischhaut eben – aber so ganz konntest du der eisigen Kälte dann doch nicht widerstehen.
»Wirst du dich jemals wieder wie eine erwachsene Frau benehmen?«, knurrte Katakuri von deiner linken Seite aus. Er war am Ende seiner Geduld mit dir, dein kindisches Verhalten ging ihm gewaltig gegen den Strich, aber das war dir natürlich vollkommen klar. In diese Misere hatte er sich selbst reingeritten, da fiel dir nur ein: Selber Schuld!
»Ich fange damit an wenn du das auch tust!«, fauchtest du ihm entgegen. Deine ersten Worte seit vier Tagen an ihn und es war wohl nicht das was er hatte hören wollen.
Daifuku lachte und wandte sich von der Reling ab, folgte dem Ältesten über das Deck und schlug ihm kräftig auf die Schulter.
»Man, da hast du dir ja ganz schön was eingebrockt.«, wurde Katakuri von ihm aufgezogen. »Das letzte Mal war sie so wütend als Oven ihre Haare angekokelt hat.«
»Da war sie nicht so sauer wie sie es jetzt ist.«, seufzte der Ältere genervt und zog seinen Schal ein wenig höher. Du saßt hinter dem Mast, die Arme vor der Brust verschränkt und hörtest den beiden in deinem eher leicht zu entdeckenden Versteck zu. Katakuri hörte sich irgendwie bedrückt an, doch das geschah ihm ganz recht!


»Man, das nächste Mal suchen wir uns eine Frühlingsinsel aus.«, knurrte Daifuku, der angesäuert durch den Schnee stapfte. Katakuri ging voraus, Oven mit dir auf dem Rücken direkt dahinter und Daifuku schimpfte wie ein Rohrspatz als letzter der Gruppe. Ihr wart ohne Crew aufgebrochen, auf einem kleinen Schiff. Es sollte eine Reise nur für euch sein, es war ein so schönes Geburtstagsgeschenk – wenn da nicht Katakuri's schlechtes Timing gewesen wäre. Mit den beiden jüngeren Geschwistern hattest du keinen Streit, doch du weigertest dich etwas zu Katakuri zu sagen. Hätte er sich seine dämliche Abfuhr nicht bis zu seinem eigenen Geburtstag aufheben können? Warum musste er den liebsten Tag des Jahres für dich so versauen?

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