Es war der 23. Oktober, noch etwa eine Woche bis Halloween. Es war immer deiner liebster Feiertag gewesen, denn es war eine Nacht voller gruseligen Geschichten, Süßigkeiten und wie jedes Jahr gab es auf Whole Cake Island ein riesiges Fest zu diesem Feiertag. Die Dachterrasse wurde feierlich geschmückt: Riesige Kürbisse, Kerzen überall und es wurde in orange und schwarz dekoriert. Jedes Mal wieder war es ein herrliches Fest gewesen und es stimmte dich traurig, dass du so viele von ihnen verpasst hattest. Waren es wirklich schon zehn Jahre?
»Etwas Tee?«, du sahst zu deinem Begleiter auf und nicktest dankbar, nahmst eine Tasse entgegen. Du hattest dich auf die Reling eures Schiffes gesetzt, die Beine übereinander geschlagen und beobachtetest den Sonnenuntergang. Das Sonnenlicht auf dem Wasser zu sehen war ein einziger Traum und wie jeden Abend war es ein atemberaubendes Schauspiel. Das sanfte Glitzern der Wellen und das warme Licht auf deiner Haut... Es war wie damals, als du noch ein dummes Ding warst, getrieben von Abenteuerlust und blind gegenüber jeder Art von Gefahr. Es gab so viele Dummheiten die du veranstaltet hattest! Wie du deinen Weg zu den Big Mom Piraten gefunden fandest, die kleine Katastrophe in der du Katakuri beinahe ertränkt hättest und dazu noch der Vorfall auf der Winterinsel!
»Milch?«
»Nein, vielen Dank.«, erwidertest du und hobst ablehnend eine Hand. »Das fragst du mich jedes Mal wieder.«
»Nur für den Fall, dass sich deine Vorliebe irgendwann ändern sollte.«
Du starrtest in deinen Tee und ein Lächeln schlich sich auf deine Lippen. Er war noch immer ein seltsamer Kauz, auch nach den Abenteuern die ihr miteinander erlebt hattet. Typisch Männer, sie waren allesamt wirklich seltsam.
»Was wirst du tun, wenn du erst einmal wieder dort bist?«, fragte dein Begleiter leise und du seufztest tief auf.
»Zu Halloween gibt es immer eine große Feier – die möchte ich nicht noch einmal verpassen.«, schwärmtest du und sehntest dich bereits nach dem Archipel. Ihr wart Big Mom's Territorium schon sehr nahe und doch konnte dieses Schiff nicht bis ins das Überwachungsnetz aus Teleschnecken fahren – den Rest des Wegen musstest du schwimmen.
»Ich habe von Big Mom's ausschweifenden Festen schon gehört.«, bekamst du als Antwort zurück. »Bist du dir sicher, dass du wieder zu ihnen willst? Wieder zu ihm?«
»Ich habe ihn das letzte Mal vor zehn Jahren gesehen.«, erwidertest du und dein Herz wurde schwer bei dem Gedanken. »Wer weiß, vielleicht mag er mich ja gar nicht mehr.«
»Möglich.«
»Und trotzdem... Er hat mich die letzten zehn Jahre am Leben erhalten – naja, zumindest der Gedanke an ihn.«
Dein Begleiter nippte an seinem Getränk und schwenkte das Glas in seiner Hand nachdenklich.
»Wenn er dich verstösst, wirst du dann wieder zu uns kommen?«, fragte er zögerlich und du hörtest den Hauch von Sorge aus seiner Stimme heraus. Du warfst ihm eine kurzen, jedoch warmen Blick zu und nicktest. So ernst und doch so liebenswert – er war wirklich schwer zu durchschauen!
»Sollte er mich wirklich nicht mehr lieben, dann ja.«, rauntest du und dein Herz sank ein wenig ab. Du hofftest innig, dass es nicht so weit kommen würde.
»Wir heißen dich jederzeit wieder bei uns Willkommen, aber das hat dir Dragon ja sicher schon gesagt.«
»Ja, das hat er. Vielen Dank, Inazuma.«
»Ist dir jemand gefolgt?« Du strecktest den Kopf aus dem Wasser und sahst dich besorgt um. Die kleine Lichtung auf Nuts Island war dir noch immer gut bekannt und doch – es war unangenehm diesen Platz zu sehen. Hier warst du das erste Mal auf die Drillinge getroffen, hier hatte alles seinen Anfang genommen. Die Inseln hatten sich kaum verändert, abgesehen von all den neuen Bewohnern in Totto Land. Die Städte waren gewachsen und die Infrastruktur hatte sich geradezu verdreifacht – es war beeindruckend.
»Selbstverständlich nicht.«, erwiderte Amande und sah unbeeindruckt zu wie du aus dem Wasser klettertest. »Schließlich ist das hier meine Insel.«
»Weiß ich doch, du brauchst nicht so anzugeben.«, sagtest du und wrangst dein Haar aus. Tropfen fiel ins Gras und waren augenblicklich verschwunden. Du sahst deine alte Freundin einen Moment lang an, bis du sie endlich in eine kräftige Umarmung zogst. Zehn Jahre lang hattet ihr euch nicht gesehen und obwohl Amande ein so verschlossener Mensch war – sie drückte dich ebenfalls an sich und seufzte auf.
»Dein Brief hat mich überrascht.«, Sie ließ von dir ab, trat zurück und sah an sich herab. Ihr Kleid war durchnässt von deiner triefnassen Kleidung und sie winkte dir, wies dich an ihr zu folgen. »Etwas trockenes zum Anziehen wäre wohl angebracht.«
»Ich wollte euch nicht in Gefahr bringen, ich konnte euch nicht früher kontaktieren.«, erklärtest du und folgtest ihr durch den Wald, im Schutze der Nacht. Niemand durfte euch sehen auf dem Weg zu ihrem Haus, niemand durfte wissen dass du wieder auf dem Archipel warst. »Borsalino hängt mir schon seit einigen Jahren im Nacken. Seitdem er Admiral ist und andere Pflichten hat kann ich mich wieder etwas freier bewegen, aber es ist wirklich nervig.«
»Ah. Darum hast du dich nur an mich gewendet.«, raunte Amande. »Du befürchtest sie könnten denken, dass du sie nur als Rückendeckung ausnutzt.«
Verfluchte Amande, sie durchschaute wirklich jeden. Schon damals war sie so intelligent wie verschwiegen gewesen, eine wirklich gefährliche Mischung. Ein Glück, dass sie deine Freundin war!
»Es ist nicht abwegig, dass sie das glauben werden.«, warfst du ein.
»Ich bin gespannt auf die Geschichte.« Amande warf einen Blick über ihre Schulter und sie musterte dich mit dem leisen Ansatz eines Lächelns auf den Lippen. »Sie muss ziemlich gut sein.«
»Morgen.«, versprachst du ihr und gähntest herzhaft. »Ich bin seit Tagen unterwegs. Ich möchte eigentlich nur schlafen.«
»Und wann fragst du endlich nach Katakuri? Ich sehe doch wie es dir auf der Zunge liegt.«
Ertappt verzogst du die Mundwinkel nach unten und dein Magen zog sich schmerzhaft zusammen.
»Wie geht es ihm denn?«
»Es ging ihm nicht gut als du verschwandest.«, antwortete sie dir ehrlich. »Er hat versucht es zu überspielen, aber... Damals war er kein sehr guter Lügner. Es ging ihm wirklich schlecht.«
»Und.... Wie geht es ihm heute?«, fragtest du kleinlaut. Amande blieb stehen, so dass du beinahe in sie hinein ranntest. Fragend sahst du sie an, als sie dich dir zuwandte und deinen Blick besorgt erwiderte.
»Es wurde Zeit, dass du wieder auftauchst. Er entfernt sich jedes Jahr mehr von sich selbst.«
Ein Stich fuhr dir durchs Herz als du das hörtest. Katakuri war immer der am meisten gefestigte von euch Vieren gewesen, stark und unnahbar – selbstbewusst obendrein. Du konntest dir nicht vorstellen, dass deine Abwesenheit dem Ältesten der Drillinge so zugesetzt haben könnte. Du hättest eher erwartet, dass er sich bereits jemand anderen gesucht hatte...
»Genug getratscht.«, beendete die Ministerin das Thema. »So über meinen großen Bruder zu sprechen, hinter seinem Rücken... Das missfällt mir.«
Gähnend ließt du dich auf das Bett in Amande's Gästezimmer fallen und seufztest wohlig auf. Ein echtes, weiches Bett! Mit einer Decke die aus Wolken gemacht zu sein schien und es duftete herrlich nach gebrannten Mandeln – wie so ziemlich jeder Meter von Nuts Island.
»Ein Bett...«, schwärmtest du verträumt und du hörtest das amüsierte Schnauben von deiner Freundin hinter dir.
»Du wirst erst einmal in meinem Haus bleiben müssen.«, sagte sie. »Niemand darf wissen, dass du hier bist. Wir müssen erst einen Plan ausarbeiten – und ich muss mit Mama sprechen.«
»Oh ja, eure Mutter.«, murmeltest du ins Kissen. »Sie wird sich bestimmt freuen mich zu sehen...«
»Das klären wir morgen.«, erwiderte Amande kühl. »Allein die Tatsache, dass ich dir helfe kann mir Probleme bereiten.«
»Warum tust du es dann?«, du warfst ihr einen fragenden Blick zu und die Ministerin zuckte mit den Schultern.
»Ich würde ja gern behaupten, dass ich dir einfach nur einen Gefallen schuldig wäre, aber...« Amande seufzte und wandte sich ab, blieb an der Tür noch kurz stehen. »Ich kann nicht mit ansehen wie Katakuri sich noch weiter daran die Zähne ausbeisst. Er ist unerträglich geworden.«
»Geht er dir wirklich so sehr auf die Nerven?«, fragtest du nach – das passte doch gar nicht zu ihm?
»Pah! Wenn du wüsstest...«, knurrte sie und schloss hinter sich die Tür, ließ dich allein im Gästezimmer und du drehtest dich auf den Rücken, starrtest an die Decke und nahmst einen tiefen Atemzug.
Endlich wieder Zuhause!
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Roots
ФанфикKatakuri x Reader || Auch die Ältesten der Familie Charlotte waren einmal jung, leichtsinnig und hatten nur Unsinn im Kopf. Während der Anfänge der Familie gab es viel Chaos zu stiften und die Drillinge Katakuri, Oven und Daifuku mussten sich ja irg...