Roots

Night of the living dead

Halloween war eine gewollt gruselige Nacht und ganz Totto Land feierte diesen Abend im großen Stil. Die Hauptfeier auf Whole Cake Island war eine riesige Veranstaltung und die Dachterrasse des Palastes war atemberaubend geschmückt worden. Riesige Kürbisse fielen einem sofort ins Auge und farbenfrohe Laternen und Banner in schwarz und orange waren als Dekoration angebracht worden. Die Geschwister der Familie Charlotte hatten sich alle zusammengefunden, selbst die Minister nahmen an der Familienfeier teil. Die Jüngsten rannten fröhlich in ihren Kostümen umher, quietschten vergnügt und aßen so viele Süßigkeiten wie sie konnten. Für die älteren Brüder und Schwestern wurde ein starkes Kürbisbier ausgeschenkt welches einem nur zu leicht zu Kopf stieg. Big Mom selbst war viel zu abgelenkt vom aufgetischten Buffet als dass sie sonderlich viel Notiz vom Rest der Party nehmen würde, so dass ihre Kinder vollkommen freie Hand hatten und tun und lassen konnten was sie wollte. Es war eine herrlich ausgelassene Stimmung, bis auf zwei Personen am Rande der Feier. Amande und Daifuku standen ein wenig abseits, unterhielten sich leise und behielten einen Überblick der Feier. Big Mom war genügend abgelenkt, Katakuri saß zusammen mit Brûlée an einem der Tische, beide in eine Unterhaltung vertieft. Oven kam zu den beiden außerhalb stehenden Ministern herüber und warf ihnen ein munteres Grinsen zu, man sah ihm an dass er schon mehr als genug getrunken hatte.
»Was steht ihr Zwei denn hier so verlassen in der Gegend herum?«, fragte er und setzte Flambe von seinen Schultern auf den Boden ab. Das Mädchen war als Marienkäfer verkleidet und wurde auch sofort von Smoothie und Galette abgefangen, beglückwünscht zu ihrem durchaus gelungenem Kostüm. Daifuku sah seinen Schwestern nach und knurrte ungeduldig, warf seiner jüngeren Schwester Amande einen genervten Blick zu.
»Wann ist es soweit?«, fragte er und sie warf einen Blick auf die große Uhr der Dachterrasse.
»Ich habe mit ihr 23 Uhr abgemacht.«, antwortete sie. Es war 22:50 Uhr und Daifuku wurde langsam aber sicher nervös. Wie würden Oven und Katakuri auf die Nachricht reagieren? Amande hatte ihm zwar bereits erzählt, dass du sie kontaktiert hattest und zurück nach Whole Cake Island kommen würdest und doch.... Er wusste nicht so recht wie er damit umgehen sollte.
»Wann ist was soweit?«, fragte Oven verdutzt. »Sagt bloß ihr habt eine Überraschung geplant!«
»Sowas in der Art, ja...«, grollte Daifuku und er begann sich unauffällig umzusehen. »Amande hat vor einigen Wochen einen Brief bekommen.«
»Und?«
»Unser Fischmädchen lebt noch.«, sagte er dann. »Und sie ist wieder auf dem Archipel.«
Oven starrte ihn an wie ein Reh im Scheinwerferlicht, war am abwägen ob sein großer Bruder ihn veralbern wollte. War das ein schlechter Scherz?
»Über so etwas macht man keine Witze.«, sagte er und sein Blick verdüsterte sich.
»Es ist kein Scherz.«, wandte Amande ein und drückte ihre Zigarette mit dem Schuh aus. Oven öffnete den Mund, doch er hatte zu viele Fragen um auch nur einen einzigen Gedanken anständig formulieren zu können. Er brauchte einen Moment um sich zu sammeln und sah dann seine kleine Schwester vorwurfsvoll an.
»Du wusstest die ganze Zeit über wo sie steckt?!«
Amande nickte und zündete sich ihre neue Zigarette an.
»Nicht die ganze Zeit über.«, korrigierte ihn die junge Frau nach einer kurzen Pause. »Aber ich habe sie in der letzten Woche durchgefüttert und bei mir wohnen lassen.«
»Und, wo ist sie jetzt? Wo zum Teufel war sie die letzten zehn Jahre?!«, fuhr Oven seine kleine Schwester an. »Jetzt sag schon!«
Unbeeindruckt blies sie den Rauch in die Luft und schüttelte den Kopf.
»Ich denke, dass diese Geschichte wohl eher von ihr selbst erzählt werden sollte.«, erwiderte sie auf Oven's Wut und sah sich nach hinten um. »Ah, da ist sie ja schon.«
Er sah an Amande vorbei und für den Bruchteil einer Sekunde setzte sein Herzschlag aus. Gemächlich bahntest du dir deinen Weg durch die Leute auf der Dachterrasse, als wäre nichts weiter dabei. Die Kapuze über deinem Kopf verdeckte dein Gesicht zum Teil, so dass du nicht die gesamte Aufmerksamkeit der Party direkt auf dich zogst. Niemand erkannte dich, es war einfach zu viel auf der Feier los als dass einer der Gäste einen zweiten Blick auf dich warf. Älter sahst du aus, aber dein Gesicht würde Oven wohl nie vergessen – aber dieser müde, erschöpfte Blick unter dem schiefen Grinsen war neu. Was war mit dir passiert, dass du nur so abgekämpft aussahst?
»Oven.« Deine Stimme war leise, sanft – fast zärtlich. Er hatte sich so verändert! Er schluckte, baute sich vor dir auf und sah zu dir herab. »Du hast ja endlich einen richtigen Bart!«
Verdutzt blinzelte er dich an und du konntest spüren, wie seine Wut abebbte. Waren das Tränen in seinen Augen? Ach, er war noch immer der gleiche Mann – harte Schal, weicher Kern.
Du wurdest in zwei starke Arme gezogen und er umarmte dich so fest, dass du ein wenig Angst um deine Rippen hattest.
»Hey, hey.«, versuchtest du seine stürmische Begrüßung ein wenig abzuschwächen und er ließ von dir ab, fluchte leise und wischte sich unauffällig über die Augen. Du sahst zu Daifuku, der zähneknirschend zu dir herab sah und unsicher zu sein schien wie er auf dich reagieren sollte.
»Na, komm schon her!«, sagtest du und auch der mittlere Bruder der Drillinge umarmte dich. Er sparte sich die Wasserfälle, doch du spürtest das leichte Seufzen das ihm entkam. Nun fehlte nur noch Katakuri und dein Magen verdrehte sich schmerzhaft vor lauter Angst. Wie würde der Mann deines Herzens auf deine Rückkehr reagieren?
»Na, das wird ein Spaß...«, knurrte Daifuku, der deinen schweifenden Blick bemerkt hatte. »Er sitzt da hinten. Sollen wir hin herholen?«
»Suchen wir uns eine ruhige Ecke.«, schlug Amande vor. »Ich gehe ihn holen und ihr geht schon einmal vor.«
Die elegante Frau drängte sich an euch vorbei und du folgtest ihr mit den Augen, sahst wie sie rüber zu einem der Tische ging und dein Herz verpasste mindestens einen Schlag. Er sah genauso aus wie früher, nur ein wenig älter und noch sturköpfiger. Konnte man ihm den Dickschädel wirklich so sehr ansehen, oder war es weil du ihn so lange und gut gekannt hattest?