Dankbar nahmst du eine Tasse Tee von Inazuma entgegen und wie jedes Mal vorher schon fragte er dich nach Milch und Zucker, auch wenn du das dankbar ablehntest.
»Also, erzähl mal.« Dragon saß neben dir, den eigenen Tee unberührt neben sich auf der Reling. »Wie ist es denn gelaufen?«
Du nahmst einen Schluck und seufztest tief auf, zucktest hilflos mit den Schultern. Deine Rückkehr nach Whole Cake Island war ganz anders gelaufen als erwartet, zumindest die Art wie Katakuri auf dich reagiert hatte.
»Ich hatte erwartet, dass es schwierig wird.«, gabst du zu. »Aber dass er sich so sträubt...«
»Mmh.« Dragon beobachtete Sabo und Koala, wie sie wild über das Deck des Schiffes tobten und Koala wieder versuchte Sabo Manieren beizubringen. Die beiden Kinder gehörten zu den Schützlingen der Revolutionsarmee und sie hatten dir durch ihre schier endlose Energie schon oft den letzten Nerv geraubt. Am Ende aber waren sie gute Kinder, wollten lernen und gegen die Ungerechtigkeit der Weltregierung kämpfen. Besonders Sabo war ein echter Wildfang und nicht das erste Mal fragtest du dich, wie sein Leben wohl vorher ausgesehen hatte. Dass er sich an nichts aus seiner Vergangenheit erinnerte war entweder ein Segen oder ein Fluch – die Zeit würde es zeigen.
»Vielleicht bin ich nicht der beste Ratgeber bei solchen Dingen.«, sagte Dragon nach einer kurzen Pause. »Ich habe meinen Sohn schon lange nicht mehr gesehen.«
»Ruffy, richtig?«, fragtest du und er nickte bestätigend. »Was denkst du, wird er irgendwann in deine Fußstapfen treten?«
»Wer weiß. Sollte das wirklich so sein, dann wird Garp sich nicht darüber freuen.«
Daraufhin lachtest du und dein Herz fühlte sich schon ein wenig leichter an. Die Situation mit Katakuri war schwierig und auch wenn du ihn nie im Leben aufgeben würdest, er ging dir wirklich sehr auf die Nerven mit seinem Getue. Konnte er sich denn nicht einfach darüber freuen, dass du wieder da warst? Stattdessen lauerte er dir auf, beobachtete jeden deiner Schritte ganz genau und betrachtete dich als Feind. Wenigstens Oven war auf deiner Seite, doch das würde den Ältesten der Drillinge wohl nicht besänftigen. Wie kamst du nur an ihn heran, wie nur konntest du endlich mit ihm reden?
»Ich bin der Meinung, dass du ihm Zeit geben solltest.«, führte Dragon den ernsten Teil des Gesprächs fort und du verzogst das Gesicht.
»Das sagen mir alle, aber sind zehn Jahre nicht genug Zeit gewesen?«, erwidertest du, ein wenig ungeduldig und gesättigt von dem Rat, dass Katakuri Zeit brauchte.
»Das meine ich damit nicht.« Verflucht, warum hatte der Anführer der Revolutionsarmee nur eine so väterliche Art dir gegenüber? Es blieb dir gar keine andere Wahl als ihm zuzuhören und dir seinen Rat stets zu Herzen zu nehmen. »Du tauchst einfach so wieder auf, nach so vielen Jahren. Ich kenne ihn nicht, aber so wie du ihn mir beschrieben hast ist er ein sehr verschlossener Mensch – du kannst keine herzliche Begrüßung erwarten wenn er dich betrauert hat, jahrelang.«
»Ich finde, genau dann ist eine herzliche Begrüßung angebracht...«, murmeltest du dem Rand deiner Teetasse entgegen und nahmst dann noch einen Schluck. Ein tiefes Lachen erschütterte Dragon's Körper und du warfst ihm einen beleidigten Seitenblick zu.
»Du bist wirklich noch sehr jung.«
»Ich bin 38.«
»Nein, nicht wirklich.« Er sah dich an und der Ansatz eines wissenden Lächelns war an seinen Mundwinkeln zu sehen. »Du benimmst dich wie ein Teenager, wenn es um ihn geht. Es ist sehr amüsant.«
»Onee-chan!« Koala kam auf dich zugerannt, Sabo im Schlepptau. Sie hatte sich wirklich gemacht, wenn man ihren Zustand als sie zu euch stieß bedachte. Das verängstigte, traumatisierte Mädchen hatte ein starkes Selbstbewusstsein entwickelt und genau wie Sabo schlich sie immer um dich herum, versuchte viel Zeit mit ihrer eigens ernannten großen Schwester zu verbringen. »Wenn du diesen Katakuri so magst, dann musst du es ihm doch sagen!«
»So einfach ist es leider nicht.«, erwidertest du sanft und sie setzte sich zu dir auf die Reling, schaute mit großen Augen zu dir auf. »Er ist sauer auf mich, verstehst du.«
»Wieso?« Du seufztest auf die direkte Frage hin und unterdrücktest den Drang einfach mit den Schultern zu zucken.
»Weiß ich leider auch nicht.«, sagtest du stattdessen nur und sahst auf als Inazuma den Kopf schüttelte.
»Er ist nicht sauer.«, sagte der junge Mann und schenkte sich ein wenig Wein nach, lehnte sich an den Mast des Schiffes. Er hatte eure Unterhaltung stumm beobachtet und sich wie immer seinen Teil dazu gedacht, doch manchmal konnte Inazuma sich einfach nicht zurückhalten. »Er ist verletzt.«
»Unsinn.«, strittst du das sofort ab. »Katakuri war immer ein Fels in der Brandung, den haut nichts so schnell um.«
»Denkst du vielleicht.«, murmelte Inazuma und er schenkte sein Glas ein wenig, legte sich seine Worte genau zurecht. »Ich bin mir sicher, dass er sich schuldig fühlt. Und verletzt, weil du so lange bei uns geblieben bist.«
»Du kennst ihn doch nichtmal, also steck dir dein Urteil sonstwohin.«, knurrtest du, ein wenig gereizt von der ehrlichen und direkten Art von Inazuma. Dass er dich nicht verurteilte wusstest du, also warum wurdest du dann so wütend über seinen Kommentar? »Können wir jetzt bitte über die anstehende Operation sprechen? Als hätte ich nicht schon genug Probleme mit Katakuri...«
»Sicher.«, lenkte Dragon ein und er stand auf, ging zu dem Tisch der an Deck stand und der überfüllt war mit Seekarten und Notizen. Du folgtest ihm, Koala und Sabo auf an deinen Fersen klebend. Sabo musterte die Seekarten sofort, als würde er verstehen was es damit auf sich hatte. Die beiden Kinder waren noch zu jung für solch gefährliche Aktionen wie diese, aber an Neugierde und Motivation fehlte es ihnen keineswegs.
»In neun Tagen passieren diese drei Versorgungsschiffe eine kleine Inselgruppe«, begann Dragon dir zu erklären und er zeigte auf eine der Karten. »Wie ich dir bereits sagte, sie sind beladen mit Waffen. Einen Bürgerkrieg zu provozieren ist die gängige Art der Regierung den Kriegshandel anzutreiben, aber wir haben uns dazu entschlossen dieses Mal direkt einzugreifen und die Lieferung abzufangen.«
»Gewagt.«, gabst du zu. »Sie werden sicher von der einer CP-Einheit Geleitschutz haben.«
»Das war auch meine Sorge.«, stimmte Dragon dir zu. »Aber das wird kein allzu großes Problem sein. Karasu begleitet uns ab morgen und Betty ist auch schon auf dem Weg hierher.«
»Ich werde euch an einer der kleineren Inseln hier treffen.«, sagtest du und zeigtest auf ein paar kleine Punkte auf der Karte. »Und von dort aus werde ich mich dann nach dem Spaß wieder auf den Rückweg machen.«
Dragon's dunkle Augen musterten dich kurz und du wusstest, dass er sich Sorgen machte.
»Wird dein Angebeteter dich denn gehen lassen?«, fragte er und du spürtest den Nachdruck in seiner Stimme deutlich hervor stechen. Angesäuert knurrtest du und verschränktest die Arme vor der Brust, auch wenn er Recht hatte. Was, wenn Katakuri dich beim nächsten Mal erwischte und du nicht entkommen konntest? Würde er wirklich so weit gehen und dich mit Gewalt auf dem Archipel festhalten?
»Mach dir keine Sorgen, das krieg ich schon geschaukelt.« Zwar warst du nicht ganz überzeugt von deinen eigenen Worten, aber es gab keine andere Möglichkeit als Katakuri, wenn nötig, die Stirn zu bieten und es hart auf hart kommen zu lassen. Sollte er dich wirklich von deinen Pflichten abhalten wollen, dann musstest du dich ihm entgegen stellen. Was war wichtiger, die Liebe oder tausende Menschenleben?
»Es ist bekannt, dass die Kinder von Big Mom ihrer Mutter gegenüber sehr loyal sind.«, stichelte Dragon weiter. »Wenn er sich zwischen dir und seiner Familie entscheiden muss, dann-«
»Dann entscheide ich mich für euch.«, fuhrst du ungeduldig dazwischen und miedst den Blick des Anführers. Dein Herz tat weh bei dem Gedanken Katakuri schon wieder verlassen zu müssen, doch was für eine Wahl hattest du denn? Dragon hatte Recht, wenn Katakuri zu einer Entscheidung gezwungen war, dann würde er die Seite seiner Familie wählen. Und da du offensichtlich zu selbiger nicht mehr gehörtest...
»Es wird bald hell.«, mischte sich Inazuma plötzlich ein. »Du musst zurück.«
»Ja, das stimmt.« Du verabschiedest dich von Dragon mit der Bitte, dass er dich weiterhin auf dem Laufenden halten sollte. Koala und Sabo sahen nicht sehr begeistert aus, dass ihre große Schwester so schnell schon wieder aufbrechen musste und doch – du hattest noch mehr Angelegenheiten zu regeln. Früher oder später musste Katakuri mit dir reden und dir eine Chance geben dich zu erklären. Neun Tage hattest du dafür Zeit, dann würde es wohl oder übel zu einer Entscheidung deinerseits kommen müssen. Wenn er dich schon in dieser Nacht verfolgt und beobachtet hatte, dann würde er damit jetzt ganz sicher nicht aufhören. Er wusste, dass du dich davon schleichen wolltest und das weckte sicher nur noch mehr Misstrauen in ihm. Dein Magen zog sich ein wenig zusammen bei dem Gedanken daran, dass er nun noch viel schlechter auf dich zu sprechen war.
Die ersten Sonnenstrahlen begleiteten deinen Weg zurück nach Browned Island und mit größter Vorsicht umschwammst du das Überwachungsnetz aus den Seeschnecken, folgtest der Strömung bis zum Ufer und strecktest vorsichtig den Kopf aus dem Wasser. Es war kein Mensch weit und breit zu sehen und doch kribbelte dein Nacken mahnend. Katakuri konnte unmöglich die ganze Nacht über auf dich gewartet haben, das war selbst für ihn zu viel des Guten.
Ein lautes Platschen und der feste Griff an deiner Schwanzflosse ließen dich erschrocken zusammenzucken und ehe du dich versahst hingst du kopfüber in der Luft, konntest gerade so dein Oberteil mit den Händen nach unten – oder in diesem Falle, nach oben – ziehen um nicht zu viel von deinem Körper preis zu geben.
»Katakuri...«, knurrtest du gereizt, als du den massigen, weichen Schal erblicktest und ihn erbost von unten aus anstarrtest. »Lass mich los.«
»Nein.« Er trat etwas vom Ufer zurück und so fest wie sich seine Hand um deine Schwanzflosse schloss würde er wohl wirklich nicht in nächster Zeit loslassen. Unsanft landete dein Oberkörper auf dem Festland und der Atem wurde durch den Aufprall aus deinen Lungen gedrückt, ließ dich nach Luft schnappen.
»Das tat weh!«, beschwertest du dich über die schmerzhafte Landung, doch schon drehte sich Katakuri um und schliff dich hinter sich her wie einen Sack Kartoffel. Er ignorierte deinen Protest vehement, das Gezeter stieß auf absolut taube Ohren.
»So eine romantische Entführung ist ja echt toll-«, setztest du an, doch ein kalter Blick über seine Schulter brachte dich sofort zum Schweigen. Mit einem so mordlustigen Blick hatte er dich noch nie angesehen, nicht in den zwanzig Jahren in den ihr beide euch schon kanntet. Moment – wollte er dich wirklich, allen Ernstes, wie eine Feindin behandeln?!
»Katakuri-!«, versuchtest du nun einen ernsteren Tonfall, aber wieder brachte er dich augenblicklich zum schweigen.
»Halt den Mund.«, knurrte er mit tiefer Stimme. »Zeit, dass wir beide uns mal ernsthaft unterhalten.«
»Das haben wir doch schon.«, erwidertest du. »Ich habe dir alles erzählt!«
Er schnaubte spöttisch und schliff dich weiter über den Boden, während die kleinen Steinchen die Haut an deinen Unterarmen schmerzhaft aufscheuerten. Wollte dir dich wirklich bis nach Flour Island schleppen?!
»Du wirst mir die Wahrheit sagen. Die ganze Wahrheit.«, hörtest du ihn und dein Magen sackte ein wenig ab. »Oder ich werde es aus dir heraus prügeln.«

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Roots
FanfictionKatakuri x Reader || Auch die Ältesten der Familie Charlotte waren einmal jung, leichtsinnig und hatten nur Unsinn im Kopf. Während der Anfänge der Familie gab es viel Chaos zu stiften und die Drillinge Katakuri, Oven und Daifuku mussten sich ja irg...