9. Zaubertränke I

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Ich folgte ihm in den Klassenraum und wollte schon zu meinem Platz, neben Ron und Harry gehen, als ein leises „Hermine." Mich innehalten ließ. Severus sah mich erwartungsvoll an. ‚Diese Augen' dachte ich und drohte schon wieder in seinem Meer aus Schwarz zu versinken. Verwirrt tauchte ich aus meinen Gedanken auf und sah, dass Severus mich immer noch erwartungsvoll musterte. Ich zog eine Augenbraue hoch, und er deutete mit einer Kopfbewegung neben sich hinter das Pult. Ah, jetzt verstand ich. Ich stellte mich zu ihm und sah die skeptischen und fragenden Blicke meiner Mitschüler. Nur Ginny zwinkerte mir zur Aufmunterung zu, und auch Harry lächelte. „Ruhe bitte!" durchschnitt Snapes Stimme den Raum. „Wie sie sicher festgestellt haben, sitzt Miss Granger heute nicht an ihrem üblichen Platz, sondern hier vorne bei mir. Dies hat einen Grund. Wie Sie alle wissen, hat Ihre Mitschülerin im Krieg einigen Menschen das Leben gerettet, in dem..." „UND MEINEN BRUDER HAT SIE STERBEN LASSEN!" schrie Ron aufgebracht dazwischen. Ich merkte, wie meine Augen feucht wurden. „Mister Weasley, setzen Sie sich." Sagte Snape nun bedrohlich ruhig. „Also, Miss Granger hat während des Krieges einen Wiederbelebungstrank erfunden, und auf Grund dessen hat die Schulleitung ihr, schon jetzt, parallel zu ihrem eigentlichen Abschluss, eine Ausbildung zur Tränkemeisterin angeboten...."

„SIE WIRD AUCH NOCH DAFÜR BELOHNT, DASS SIE HAT LEUTE STERBEN LASSEN????" schrie Ron dazwischen. „Mister Weasley. Sie packen jetzt Ihre Sachen und verlassen meinen Klassenraum, SOFORT!" fuhr Severus Ron an. Ein wenig leid tat er mir schon, aber er hatte es auch nicht anders verdient. „Harry!" rief er und wartete auf unseren Freund, der sich jedoch keinen Millimeter rührte. Ron schnaubte und rauschte aus dem Klassenzimmer. „So, hat noch jemand etwas auszusetzen oder darf ich jetzt fortfahren?" zischte Snape. „Miss Granger wird also in diesem Schuljahr unter meinen strengen Augen ausgebildet. Das bedeutet, sie unterstützt mich in meiner Lehrtätigkeit und assistiert mir. Sie wird Ihnen für Fragen zur Verfügung stehen." Abwartend sah er mich an. „Miss Granger, wollen Sie uns vielleicht erläutern, was die Aufgabe der heutigen Doppelstunde ist?" '

„Heute werden wir im Auftrag der Schulleitung eine Funkenlösung für die Halloween-Party vorbereiten." Verkündete Severus. „Miss Granger wird uns erläutern, welche Zutaten für den Trank verwendet werden." Ich atmete tief ein und begann dann: „Wir brauchen Aalaugen, Belladonnaessenz, Drachenleber und Filibusteressenz. Die genauen Angaben und die Vorgehensweise findet ihr in eurem Lehrbuch auf Seite 241. Bei Fragen stehe ich euch gerne zur Verfügung. Ansonsten könnt ihr jetzt los legen." Grinste ich. Meine (Mit-)Schüler wendeten sich ihren Kesseln und Zutaten zu.

„Sehr gut, Hermine." whisperte Severus. „Für Dich habe ich eine kleine Extra-Aufgabe. Du wirst einen blutbildenden Trank für das St. Mungo Hospital brauen, und trotzdem ein Auge auf Deine Mitschüler werfen." Wies er mich an. Ich suchte eilig die benötigten Zutaten zusammen und warf dabei einen Blick auf meine Mitschüler. Wieder vorne angekommen, begann ich alle Zutaten in kleine Stücke zu zerkleinern und gab sie nach und nach in meinen Kessel. Immer wieder sah ich dabei hoch, um zu sehen, ob einer meiner Mitschüler Hilfe benötigte. Als alle Zutaten in meinem Kessel vor sich hin köchelten, bemerkte ich einen Blick auf mir. Ich sah auf und sah direkt in die dunklen Augen meines Lehrers. „Bist Du schon fertig?" „Fast. Das Gebräu muss nun erst einmal gut aufkochen." Antwortete ich. „Gut, dann kannst du wenn Du magst, durch die Reihen gehen, und schauen, ob bei deinen Klassenkameraden alles klappt." Sagte er. „Ich werde währenddessen Deinen Trank in Augenschein nehmen.

Ich schritt also durch die Reihen und gab Hilfestellungen, wo sie benötigt wurden. Bei meinem besten Freund angekommen, sah ich, dass Harry die Filibusteressenz vor den Aalaugen in seinen Kessel geben wollte. „Harry, erst die Aalaugen, dann die Filibusteressenz, sonst..." Ein Lauter Knall ertönte. Severus Stimme durchschnitt die Stille. „Mr. Longbottom... wer sonst.." stöhnte Snape genervt. „Miss Granger, könnten Sie Longbottom und der Klasse erläutern, warum Longbottoms Trank samt Kessel in die Luft geflogen ist?" Mein Blick glitt zu Harry. „Neville hat die Anweisungen im Buch nicht gefolgt, und hat die Filibusteressenz vor den Aalaugen in den Kessel gegeben." Erklärte ich und grinste dabei Harry an, der mit seinen Lippen ein ‚Danke' formte. „Longbottom, fangen Sie noch einmal von vorne an!" wies Severus Neville grob an.

Da die anderen gut mit ihren Tränken voran kamen, ging ich wieder nach vorne und holte meinen Kessel vom Feuer um die letzte Zutat, Drachenherzfasern, in meinen Trank zu geben. Auf einmal hatte ich eine Idee. „Severus?" fragte ich. Sofort kam der Tränkemeister zu mir. „Darf ich den Trank verbessern?" fragte ich. Er lächelte spöttisch. „Es ist mein Trank. Er ist perfekt." „Aber wenn man noch drei Tropfen Drachenblut hinzufügt, würde sich der Trank schneller mit dem Blut verbinden und so schneller wirken." Erstaunt sah Severus mich an. „Guter Gedankengang, Miss Granger! Perfekt! Nur zu!" Er deutete auf den Kessel und ließ mich gewähren. Ich hörte ihn murmeln: „Drachenblut, selbstverständlich... Warum bin ich nicht darauf gekommen?" Ich gab also drei Tropfen Drachenblut hinzu und rührte noch einmal durch den Trank. „Fertig." sagte ich. „Probieren wir ihn aus." Severus piekste sich mit einer Messerspitze in den Finger und ließ einen Tropen Blut in eine Petri-Schale fallen. Anschließend ließ ich drei Tropfen meines Lösung zu dem Blut fallen. Zunächst geschah nichts. Ich wollte schon enttäuscht von vorne anfangen und den Trank doch schlicht nach Rezept brauen, als Severus mich zurück hielt. „Sieh." Sagte er mit aufgerissenen Augen. Und was ich dann sah, ließ meinen Mund offen stehen. Aus dem Tropfen Blut wurde eine Lache, die sich immer weiter ausbreitete, und die ganze Schale füllte. „Glückwunsch." lächelte der Professor. Aus einem Impuls heraus sprang ich ihm in die Arme. Bevor ich realisierte, was ich da tat, lagen seine Hände an meinen Hüften. Dort verweilten sie einen Augenblick. Ich atmete seinen Duft, herrlich frisch, nach Kräutern, ein und schloss instinktiv meine Augen. Schnell, viel, zu schnell löste er sich wieder von mir und entfernte sich. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung, nur die kalte Maske, die ich so sehr hasste. Wieder überkam mich das Gefühl von Zurückweisung ohne ersichtlichen Grund.

Snape wandte sich an die Klasse. „Ich hoffe Ihre Tränke sind fertig, denn wir haben nur noch fünf Minuten, bevor die Stunde endet. Des Weiteren können Sie Ihrer Mitschülerin, Miss Granger, zu einer weiteren Glanzleistung zu gratulieren." „Sie hat einen neuen für die Medizin sehr wichtigen Trank entwickelt. Einen blutbildenden Trank, der schneller wirkt und bei jeder Blutgruppe angewendet werden kann." Die Klasse applaudierte und ich ging mit einem guten Gefühl aus meiner ersten Stunde. Dieses gute Gefühl wich jedoch schnell, als ich daran dachte, dass ich in ein paar Stunden wieder mit Snape brauen sollte. 

The True Love of the Half-blood princeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt