Das nervige Tuten meines Weckers riss mich aus dem Schlaf. Mühevoll quälte ich mich aus meinem kuscheligen Bett heraus. Sieben Uhr morgens war einfach noch viel zu früh um aufzustehen. Ich warf einen Blick aus dem Fenster. Blauer, wolkenloser Himmel mit strahlendem Sonnenschein. So wie man sich Australien eben vorstellte. Ich zog eine Pinke Shorts aus meinem Schrank, schnappte mir ein weißes Top und zog mich an. Meine Haare band ich zu einem Dutt, da ich keine Lust hatte sie stundenlang zu glätten. Eigentlich mochte ich meine Haare sehr gerne, sie waren lang und hatten ein schönes Dunkelbraun. Die Spitzen hatte ich mir zu Weihnachten Kupfer gefärbt, was aber leider schon total verwaschen war. Das einzige was ich an meinen Haaren nicht leiden konnte war, dass ich Locken hatte. Es waren leider keine dieser schönen großen Wellen, oder diese kleinen Korkenzieherlocken. Nein, es musste ja ein undefinierbares Wirrwarr aus Haaren sein, was meiner Meinung nach absolut bescheuert aussah, solange man es nicht glättete. Und dazu hatte ich meistens keine Zeit, weshalb ich sie fast immer zu einem Dutt oder einem Pferdeschwanz zusammen band.
Mit weitaus weniger Enthusiasmus als am Vortag machte ich das Frühstück. Auch Finnlay war nicht so begeistert. Sienna hingegen verhielt sich genau gleich wie gestern, als ich ihr die Kaffeetasse hinstellte. Schüchtern und verschlossen. Seufzend lies ich mich auf einem Stuhl nieder und rührte einmal meinen Kaffee um, bevor ich mir ein Nutella Brötchen schmierte. Hach ja.. Nutella am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen!
Der fehlende Schlaf von der heutigen Nacht, machte mir zusammen mit dem Jetlag doch schlimmer zu schaffen, als ich mir anfangs gedacht hatte. Nachdem ich ungefähr mein halbes Brötchen geschafft hatte, schlurfte Luke in die Küche. Sein gebrummtes „Morgen“ wurde von der Kaffeemaschine übertönt. Die Familie schien ja nicht wirklich Frühaufsteher zu sein, dachte ich mir amüsiert, als ich sie eine Weile beobachtet hatte. Nach ungefähr weiteren zehn Minuten stürmte Julia gewohnt hektisch in die Küche. Im Chor murmelten wir ein leises „Guten Morgen“ um kurz darauf wieder schweigend weiter zu essen. „Euch auch einen Guten Morgen! Und Sienna iss bitte nicht soviel von diesem ekeligen Zeug da.“, mit einer wegwerfenden Handbewegung deutete sie auf das halbvolle Nutellaglas. „Davon wird man nur dick.“ Letzteren Satz fügte sie mit gedämpfter Stimme hinzu. Bildete ich es mir nur ein, oder betrachtete sie mich unterdessen mit einem kritischen Blick. Sie rümpfte die Nase, wobei ihr mein stechender Blick nicht auffiel. Ich wischte mir die letzten Krümel von meinen Händen, stand auf und legte mein dreckiges Geschirr in den Geschirrspüler. „Achja Reagan, bevor ich es vergesse zu sagen. Heute kommt Maria, unser Hausmädchen vorbei. Sie kommt jeden zweiten Tag und hilft mir beim aufräumen und Wäsche waschen. Also wundern Sie sich nicht, wenn sie auf einmal vor der Tür steht.“
Julia dachte wirklich, ich hätte ihren abschätzigen Blick vorhin nicht bemerkt… Ein Anflug von Zorn überkam mich, doch ich gebot ihm Einhalt. Außerdem half Maria wahrscheinlich bei der Hausarbeit nicht nur. So wie ich Julia einschätzte, machte sie keinen Finger krumm und ließ alles die anderen machen. Ich schluckte meine plötzliche Wut hinunter und setzte ein freundliches Lächeln auf. Ich hatte eindeutig ein bisschen zu viel Temperament!
Zum Abschied drückte sie Finnlay einen Kuss auf die Stirn, während sie Luke und Sienna nur kühl zunickte und ein „Bis später“ hinzufügte. Julia war schon fast aus der Tür, als sie sich noch einmal umdrehte. Ihre Augen funkelten wütend. „Wer hat gestern eigentlich diese Sauerei mit dem Wasserballons im Garten angerichtet. Ich habe sie nicht umsonst versteckt!“, in ihrer Stimme schwang ein scharfer Unterton mit, welcher mir zugegebenermaßen, ziemlich angst einjagte. Sie bedachte uns alle mit einem wütenden Blick. „Es tut mir Leid, ich wusste nicht, dass die Wasserbomben tabu sind.“, endschuldigte ich mich. Zu meinem Glück klang meine Stimme fester, als ich es erwartet hatte. Und ich wusste nicht, dass hier Spaß verboten ist, fügte ich in meinen Gedanken hinzu. Ihr verärgerter Blick traf auf mich. „Naja, jetzt wissen Sie es ja. Und das nächste Mal können Sie den Dreck auch wieder weg machen. An sonst sehe ich Sie schon wieder im Flieger nach England sitzen!“
Okay, jetzt übertrieb Julia aber wirklich! Sie durfte mich eigentlich nur nach Hause schicken, wenn ich in irgendeiner Form oder Weise das Gesetz brach, etwas Schlimmes angestellt hatte oder wenn ich mit der Familie nicht zu recht kam. Aber sie konnte mich bestimmt nicht wegen so einer Lappalie nach Hause schicken! Ich behielt meine Gedanken für mich, da ich nicht wirklich Lust auf noch mehr Stress hatte. Stattdessen nickte ich nur und murmelte ein gespieltes schuldbewusstes „Es tut mir leid.“ Zufrieden da Julia mich, ihrer Meinung nach, eingeschüchtert hatte rauschte sie aus der Küche. So langsam konnte ich verstehen, warum Luke immer so abfällig von Julia sprach.
Um dreiviertel neun klingelte es an der Tür. Vor mir stand eine große, schlanke junge Dame. Sie war ungefähr zwei bis drei Jahre älter als ich, hatte lange schwarze Haare, einen eher dunkleren, olivfarbenen Teint und sah aus, als ob sie eigentlich aus einem anderen Land kam. „Hi, ich bin Reagan.“, stellte ich mich lächelnd vor und schüttelte ihre Hand. „Maria.“, erwiderte sie freundlich.
Die sich öffnende Tür, unterbrach unser angeregtes Gespräch über Marias eigentliches Herkunftsland Pakistan. „Hi Maria.“ Luke winkte ihr fröhlich zu, lief aber direkt rauf in sein Zimmer. Maria rief im eine Begrüßung hinterher, widmete sich aber sofort wieder mir zu.
Mit entsetztem Blick stellte Maria nach einer Weile fest, dass es bereits halb zehn war. Wir hatten uns in der zwischen Zeit über so ziemlich Gott und die Welt unterhalten. „Ich glaub ich muss dann mal mit meiner Arbeit anfangen.“, seufzend stand sich auf und schenkte mir ein freundliches Lächeln. Natürlich bot ich ihr sofort meine Hilfe an, die sie aber dankend ablehnte. Um ihr nicht im Weg zu stehen, ging ich mit meinem Buch bewaffnet nach draußen. Ich zog eine der Poolliegen in den Schatten des großen Baumes und machte mir es darauf bequem.
Ich hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war, als Maria ihren Kopf aus der Terrassentür heraus streckte um sich fröhlich von mir zu verabschieden. Schwerfällig hievte ich mich hoch, streckte mich ausgiebig und trottete zur Terrassentür um mich noch einmal von ihr zu verabschieden. Bevor ich wieder hinausging, schlurfte ich in die Küche, um mir etwas zu trinken zu holen. Mein kompletter Mund war staubtrocken, weshalb ich gierig das Wasser hinunter stürzte. Ich füllte mein Glas erneut. Diesmal mit Cola, fügte noch ein paar Eiswürfel hinzu und ging wieder hinaus. Im gehen legte ich meine Brille auf den Esstisch, da ich beim Lesen mit der Zeit Augen schmerzen bekam, wenn ich sie trug. Und da ich nur die weit entfernten Sachen schlecht sah, machte das keinen Großen unterschied ob ich jetzt meine Brille trug oder nicht.
Ich wollte mich schon wieder auf die Liege fallen lassen, als mir etwas braunes, was direkt auf der Liege lag, ins Auge fiel. Misstrauisch ging ich einen schritt näher um besser zu erkennen, was dieser braune Fleck darstellen sollte. Mit entsetzen stellte ich fest, dass es sich nicht nur um einen Fleck handelte.
Ein erstickter Schrei drang aus meiner Kehle. Voller Panik wich ich einen Schritt zurück. Mein Puls stieg sofort und kalter schweiß rann mir über den Rücken. Vorsichtig machte ich noch einen Schritt zurück, doch da bewegte sich der schlanke, lange Körper blitzschnell auf mich zu. Kreischend stürzte ich nach hinten. Das Glas rutschte mir aus der Hand und zersplitterte am Boden in tausend Teile. Hastig rappelte ich mich auf, ließ aber den weit geöffneten Schlangenkopf nicht aus den Augen. Die Schlange hatte den vorderen Körper aufgerichtet, das Maul weit aufgerissen und den Nacken leicht abgespreizt. Mein Kopf sagte mir, ich sollte schreiend davon laufen, doch meine Füße gehorchten mir nicht. Es war wie bei einem Autounfall. Man wollte nicht hinsehen, konnte seinen Blick aber nicht abwenden. Total fassungslos starrte ich der Schlange hinterher, als sie sich geräuschlos von mir wegschlängelte.
Erschrocken zuckte ich zusammen, als sich warme Hände auf meine Schultern legten. „Reagan, was ist den los?! Ich hab dich schreien gehört.“, Luke drehte sich zu mir um. In seinen Augen spiegelte sich pures entsetzen. „S-sie hat nach mir ge-geschnappt… ich bin hinge-gefallen… auf einmal war sie w-weg…“, stotterte ich, noch immer verstört von der Begegnung. „Was hat nach dir geschnappt?“, Lukes durchdringender Blick schien mich förmlich zu durchbohren. Unternormalen umständen hätte ich seinen Blick höchstwahrscheinlich sexy gefunden, aber in meiner derzeitigen Verfassung war mir das ziemlich egal. „D-die Sch-schlange…“, stotterte ich. Alarmiert riss er die Augen auf. „Hat sie dich erwischt?“, Panik schwang in seiner Stimme mit. „I-ich w-weiß es n-nicht.“ Mein ganzer Körper bebte und ich musste mir die Tränen zurück halten.
Luke schnappte nach meiner Hand und zog mich ins Haus. Hastig suchte er meine Arme und Beine nach einer Bisswunde ab. Seine warmen Hände legten sich um meine Taille. „Sorry Reagan, aber ich muss schauen, ob sie dich irgendwo am Bauch erwischt hat.“, murmelte er eine leise Entschuldigung, als er mein weißes Top anhob. Mein Atem ging schwer, ich zitterte immer noch wie Espenlaub und mein ganzer Körper wurde von Gänsehaut bedeckt. Lukes Berührungen drangen nur schwer zu mir durch, als wäre mein Körper in einer dicken Schicht Watte eingepackt.
Luke schob mein Shirt wieder hinunter und lief kurz aus den Raum. Unmittelbar darauf hörte ich seine Stimme. Mit seinem Handy am Ohr, kam er wieder ins Wohnzimmer und setzte sich zu mir. Obwohl er direkt neben mir saß verstand ich nicht wirklich was er sagte. Luke beendet das Gespräch und legte einen Arm um meine Schulter, was mich zusammenzucken ließ. „Hey, alles wird gut. Ich hab schon jemanden angerufen, der die Schlange aus dem Garten holt.“, seine sanfte Stimme drang leise zur mir durch und holte mich langsam aus meiner Trance. „I-ich wollte d-doch nur ein B-Buch lesen und auf einmal lag sie dort…“, stotterte ich. Ich konnte die Tränen nicht aufhalten. Luke zog mich zu sich, ohne darauf zu achten das ich sein graues Shirt voll heule. Beruhigend strich er mir mit seiner Hand über den Rücken.
Mal wieder hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren. Mittlerweile hatte ich wieder ein wenig meiner Selbstbeherrschung zurück gewonnen und löste mich von Luke. Auf seinem grauen Shirt prangten nun zwei schwarze, nasse Flecken, welche höchstwahrscheinlich von meiner verlaufenen Wimperntusche stammten. „Das macht nichts.“, lächelnd deutete er auf die zwei schwarzen Flecken, als er meinem Blick folgte.
Erneut zuckte ich Angsterfüllt zusammen, als es nicht gerade leise, gegen die Haustür hämmerte. Luke sprang auf und hastete zur Tür. Er kam mit einem dicken, bärtigen Mann in einer beigen, dreckigen Latzhose im Schlepptau zurück. „Hallo, ich bin Billy Brown. Der örtliche Schlangenfänger. Ich hol ihnen dieses Mistvieh in Windeseile aus dem Garten.“, begrüßte er mich mit dröhnender Stimme und zerquetschte fast meine Hand.
Ich setzte mich mit einer Tasse Tee auf das große Sofa, während Billy und Luke nach der Schlange suchten. Eigentlich war es zum Tee trinken viel zu heiß, aber ich brauchte im Moment etwas, was meine Nerven beruhigte. Ich hatte ja schon immer gewusst, dass ich Angst vor Schlangen hatte, aber dass ich so in Panik geraten würde, hätte ich mir nie gedacht.
Nach ungefähr zehn Minuten kam Billy und Luke wieder zu mir. Ich begleitete die Beiden in den Flur und betrachtete Misstrauisch den weißen Beutel in Billys Hand. „Eine wunderschöne Braunschlange habt ihr in eurem Garten gehabt. Total selten hier in der Gegend, aber extrem giftig.“, sein lachen klang wie das brummen eines Bärs. „Na kleine, willst du das Prachtexemplar mal sehen?“, aufdringlich hielt er mir den Sack hin. Empört und erschrocken wich ich zurück, dachte dabei aber nicht an die Kommode, die hinter mir Stand. Durch die Erschütterung fiel eine sehr teuer aussehende Vase klirrend zu Boden. Geschockt sah ich zu, wie die Einzelteile sich im Flur verteilten. Ich fühlte mich, als könnte ich schon wieder losheulen. Schniefend kniete ich mich nieder, um die Scherben aufzusammeln. Sachte schob mich Luke zur Seite. „Ich mach das schon. Geh du dich erst einmal ausruhen.“, mitfühlend musterte er mich von oben bis unten. Ich musste gerade ziemlich mies aussehen! Ich hatte gar nicht bemerkt, das Luke den ekeligen Typ schon bezahlt hatte und er wieder verschwunden war. Müde rieb ich mir über meine feuchten Augen. „Danke.“, flüsterte ich leise, bevor ich in mein Zimmer schlurfte.
Sooo neues Kapitel :D Wie immer hoffe ich es gefällt euch ^^ Ich musste mich gerade total überwinden um nach zu Googeln welche Schlangen es in Australien gibt :‘D Ich hab total Panik vor denen und hatte beim Schreiben die ganze Zeit total Gänsehaut… :D
Wie immer würde ich mich über eure Meinung in der Form eines Kommentars/Votes freuen :D
Hab euch alle ganz doll lieb! :***♥♥
xo Antonia ♥
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There's No Place Like Home || Luke Hemmings FF
FanfictionWie kommt man am besten mit einem 4-jährigen Energiebündel, einem pubertierenden Teenager und einem hormongesteuerten Popstar zurecht? Leider hat auch Reagan Pirce keine Antwort auf diese Frage, obwohl sie die so dringend brauchen würde, denn ihr...