Kapitel 12

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Andrew kam an diesem Abend schon früher von der Arbeit nach Hause, weshalb ich mich schon nach dem Essen in mein Zimmer verdrückte. Es war jetzt nicht so, dass ich Andrew nicht mochte, im Gegenteil, er war im Gegensatz zu Julia total nett und freundlich. Aber ich wollte ihm einfach ein wenig Zeit allein mit seiner Familie geben, bevor Luke schon wieder abreiste. Auch Julia hielt sich an diesem Abend bedeckt, da sie wusste wie viel Andrew an der ohnehin schon kurzen Zeit mit seiner kompletten Familie lag. Auch ich suchte an diesem Abend die Nähe meiner Mutter indem ich sie anrief. Ich hielt die räumliche Trennung jedoch nicht lange aus und beendete das Gespräch bereits nach fünf Minuten, da der Klos in meinem Hals nicht verschwinden wollte. Um auf andere Gedanken zu kommen und dem erdrückenden Gefühl in meiner Brust zu entkommen beschloss ich eine ausgiebige Dusche zu nehmen.

Ich streckte meinen Kopf ins Wohnzimmern um den anderen gute Nacht zu wünschen, hielt aber beim Anblick der sich mir bot inne. Es war schön zu sehen, dass alle friedlich und ohne Anzeichen eines Streites auf der Couch lagen. Einfach nur den Moment genießend. Ich murmelte ein leises „Gute Nacht.”, bevor ich mich wieder in mein Zimmer verzog.
Einerseits war es wundervoll die Familie in solch einem Einklang zu sehen, andererseits war es auch schade, dass sie die kostbare Zeit, die sie in den letzten Tagen hatten, hauptsächlich mit streiten verbracht hatten.

Der nächste Morgen begann wie immer. Um sieben Uhr aufstehen, schnell duschen, mich zurecht machen und das Frühstück herrichten. Es gab nur einen kleinen Unterschied, der meinen Morgen ums zehnfache verbesserte. Als ich an diesem Morgen meinen Handywecker ausschaltete, hatte ich eine neue SMS im Posteingang. Verwundert stellte ich fest, dass sie von Luke war.

Hey, ich wollte mich eigentlich noch persönlich von dir verabschieden, aber du hast so süß ausgesehen, als du geschlafen hast und ich wollte dich nicht aufwecken… Ich wollte eigentlich nur bye sagen. :D
xx Luke

P.S. Lass dich nicht von Julia irre machen! :D


Unmittelbar bildete sich ein breites Grinsen auf meinen Lippen, als ich die Nachricht gelesen hatte. Irgendwie fand ich es total süß, dass er sich noch von mir verabschieden wollte. Ich überlegte kurz, bevor ich ihm zurück textete.

Hey, ich hoffe du hast einen guten und vor allem sicheren Flug! Ich komm mit Julia schon zu Recht! Bin ja schon ein großes Mädchen ;) Viel Spaß wo auch immer du gerade bist! :D
xx Reagan.

P.S. Bitte lass deine armen Fans am Leben! :D


Ich hatte mich in den wenigen Tagen schon so sehr an Lukes andauernde Anwesenheit gewöhnt, dass es total komisch war ohne ihm am Frühstückstisch zu sitzen. Sienna sah genauso wenig begeistert aus, wie ich mich fühlte. Finnlay hingegen schien das alles wenig zu kümmern. Er spielte lieber fröhlich mit seinem kleinen Feuerwehrauto, als sich mit den Problemen der Erwachsenen zu beschäftigen. Es war auch viel besser so! Meiner Meinung nach, sollte man so lange es geht ein Kind bleiben! Trotz all der Dinge die mir durch den Kopf schwirrten, versuchte ich mir meine gute Laune nicht verderben zu lassen.

Julia stürmte diesen Morgen nicht so gestresst in die Küche. Gemächlich machte sie sich ihren Kaffee und setzte sich sogar mit an den Tisch. Ich versuchte so gut es ging sie nicht verwirrt anzustarren, da sie sich heute so was von nicht Julia-like benahm. Keiner sagte etwas. Jeder hing einfach nur seinen eigenen Gedanken nach.
„Julia?“, räusperte sich Sienna nach einer Weile. Ihre Stimme klang dünn. Ich musterte sie eingehend. Ihr Gesicht war bleich, dunkle Schatten lagen unter ihren Augen. Sie wurde von einem leichten Hustenanfall geschüttelt. Julia musterte sie genervt. Ihr Blick schrie förmlich du hast besser etwas Wichtiges zu sagen, dass du es wagst mich anzusprechen. Sienna hüstelte noch einmal, bevor sie erneut ansetzte. „Ich fühl mich heute nicht gut. Ich hab Kopfschmerzen und mir ist total schlecht… kann ich vielleicht zu Hause bleiben.“ Ihr Blick war auf die Tischplatte ‚geklebt’. „Nein! So brauchst du erst gar nicht anzufangen! Nimm etwas gegen deine Schmerzen und dann gehst du in die Schule! Keine Widerrede!“, in Julias Stimme lag ein scharfer Unterton. Und wie sie das Wort Schmerzen betonte, als ob Sienna sich alles nur ausdenken würde. Sienna wagte es nicht aufzusehen. Ohne ein weiteres Wort erhob sie sich und huschte aus der Küche. Verständnislos betrachtete ich Julia aus den Augenwinkeln. Wer war bitte ihr Vorbild? Die böse Stiefmutter von Aschenputtel, oder? Hätte ich meine Tochter in diesem Zustand gesehen, hätte ich sie sofort bei der Schule krank gemeldet. Dennoch durfte ich Julias Erziehungsmaßnahmen nicht bemängeln, denn ich war hier nur ein Gast, woran Julia mich nur zu oft erinnerte…

There's No Place Like Home || Luke Hemmings FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt