Kapitel 7

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Julias Nerv tötende Stimme riss mich aus meinem Halbschlaf. Verdattert sah ich auf die Uhr. Halb eins. Scheiße! Ich hatte noch nicht mal gekocht! Hastig sprang ich aus meinem Bett, zog meine Kleidung zu Recht und stürmte in die Küche. Lukes stand mit dem Rücken zu mir und briet gerade Hänchenfilets in einer Pfanne an. „Danke du rettest mir gerade den Arsch!“, rief ich erleichtert aus. Grinsend drehte er sich zu mir um. „Ich wollte nur nicht das wir alle verhungern, nur weil du deinen schönheitsschlaf brauchst.“ Lachend schlug ich ihm auf den Arm, woraufhin er mir nur die Zunge heraus streckte. Julias Stimme wurde lauter, je näher sie kam.
 „Wer hat meine teure Vase aus Florenz kaputt gemacht?!“ Wutentbrannt stürmte sie in die Küche. Ich wollte gerade zu einer Erklärung ansetzten, als mir Luke zuvor kam: „Sorry, ich bin gegen die Kommode gestolpert und da ist sie runtergefallen.“ Desinteressiert drehte er sich wieder zum Essen um. „Hast du eine Ahnung, wie teuer sie war?! Hast du überhaupt eine Ahnung, wie schwer es ist so eine zu bekommen?!“ Desto lauter sie wurde, umso höher wurde ihre Stimme. „Wenn du willst bring ich dir das nächste Mal eine neue mit.“, bot er leicht schuldbewusst an.

 Der Vorfall mit dieser doofen Vase hing beim Mittagessen wie ein großer Schatten über uns. Ich hatte keinen großen Hunger, weshalb ich mein Essen nur Lustlos vom einen Tellerrand zum anderen Tellerrand schob. Ich machte mir noch immer totale Vorwürfe, da ich ja eigentlich Schuld am ganzen Schlamassel war. Ich wollte erneut zu einer Erklärung ansetzen, doch Lukes warnender Blick ließ mich meinen Mund wieder, ohne ein Wort hervorgebracht zu haben, schließen. Das eisige Schweigen hörte auch nicht auf, als Sienna nach Hause kam. Sie begrüßte uns zwar, ging aber mit der Ausrede sie habe keinen Hunger sofort auf ihr Zimmer.
 Froh als Julia endlich den Tisch verlassen hatte fing ich an das dreckige Geschirr abzuräumen. Es war schon komisch, dass ich mit Sienna noch nicht über eine Begrüßung hinaus gekommen war. Müsste ich mich nicht eigentlich total gut mit ihr verstehen, sie vielleicht ein bisschen mögen oder wenigstens mal mit ihr reden?! Ich versuchte mir einzureden, dass sie nur schüchtern ist und ich ja erst den zweiten Tag hier war. Naja wie gesagt, ich versuchte es.
 Wie in Trance erledigte ich den Abwasch und verkrümelte mich danach wieder in mein Zimmer, da ich keine Lust auf Julias stechende Blicke hatte. Ich versuchte weiter mein Buch zu lesen, konnte mich aber nicht wirklich konzentrieren. Seufzend legte ich es wieder auf die Seite. Ich wusste nicht, was ich mit meiner Zeit anstellen sollte, weshalb ich beschloss einmal mit Sienna zu sprechen.

Zaghaft klopfte ich an ihre Tür. Ein schwer verständliches, gemurmeltes „Ja“, kam von der anderen Seite. „Hey Sienna, ich bin‘s Reagan. Ich wollte nur mal nachfragen, ob alles okay ist.“ Die Musik wurde ein wenig leiser gedreht, sodass ich sie besser verstehen konnte. „Ja es ist alles okay.“ Ich musste zugeben, wirklich überzeugend klang das ja nicht. „Und du hast auch wirklich keinen Hunger?“, fragte ich erneut nach. Oh Gott, ich klang total wie eine überfürsorgliche Mutter! Erneut war nur ein leises „Ja“ zu hören, bevor die Musik wieder lauter gedreht wurde. Seufzend wand ich mich von der Tür ab. Es würde ja sowieso keinen Sinn machen, länger auf sie einzureden. Ich mochte es ja auch nicht, wenn ich schlecht gelaunt war und ständig jemand fragte was los sei.

 Der restliche Tag zog sich wie alter Kaugummi. Ich war froh als am späten Abend endlich meine Eltern anriefen. „Na wie geht’s meinem kleinen Kugelfischchen?“, ertönte die liebevolle Stimme meiner Mutter, als ich mich meldete. Bei meinem Spitznamen fing ich an zu grinsen. Schon seit ich klein war, nannten mich meine Eltern und Verwandten so, da ich als Kind ein total rundes Gesicht hatte. Mittlerweile sah mein Gesicht zwar nicht mehr so aus, der Spitzname ist mir aber trotzdem geblieben. Ich fing an zu erzählen, was in den letzten Tagen passiert war. Je länger ich erzählte, desto schwerer wurde mein Herz. Es war komisch ihre Stimme zuhören, während sie über 16.000 Kilometer entfernt war. Das Bedürfnis sie in den Arm zu nehmen wurde übermächtig und ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich wünschte mir in diesem Moment nichts sehnlicher, als meine Mutter zu umarmen und den Frust von heute Morgen hinauslassen. Denn um ehrlich zu sein ging mir Julias Kommentar näher als ich es zugeben wollte. Mit belegter Stimme erzählte ich schnell fertig und verabschiedete mich hastig von meiner Mutter, da ich nicht wie ein kleines Kind in das Handy heulen wollte.

Ich räusperte mich einmal um den Kloß in meinem Hals hinunter zu schlucken, doch er verschwand nicht. Ehe ich mich versah tropfte bereits eine salzige Träne aus meinem Augenwinkel. Frustriert wischte ich sie weg. Ich wollte nicht schon nach dem zweiten Tag aufgeben, wegen so einem Vorfall. Natürlich wäre es einfacher, wenn ich zu Hause geblieben wäre, aber dann hätte ich nie die Chance gehabt Australien und seine Menschen zu sehen und vor allem kennenzulernen. „Gib dem ganzen eine Chance. Der Anfang wird schwer, aber du wirst sehen, alles wird schon gut laufen.“, hallte die Stimme meiner Mutter in meinem Kopf wider. Dies waren ihre Worte, als sie mich am Flughafen verabschiedet hatte. Bei diesem Gedanken könnte ich erneut los heulen, doch ich riss mich zusammen und schaltete meinen Laptop ein. Ich öffnete Skype und rief meine beste Freundin an.

 „Na wie geht’s meinem Lieblings Au-pair Mädchen?“, grinste sie mich an, sobald die Verbindung stabil war. „Hey Thaly!“ Sofort besserte sich meine Laune, als ich ihr strahlendes Lächeln sah. Wir sind schon seit ich denken konnte beste Freunde. Da sie zwei Jahre jünger war, war sie für mich die kleine Schwester, die ich nie hatte. „Naja… geht so.“, fügte ich hinzu. Auf ihren fragenden Blick fing ich an, auch ihr alles bisherig Geschehene zu erzählen. „Also diese Julia mag ich jetzt schon nicht.“, war das einzige was sie nach meiner Erzählung sagte. Ich musste lachen, da sie aussprach was ich mir schon die ganze Zeit dachte.
 „Ich auch nicht wirklich, aber ich muss ja mit ihr zurecht kommen.“, entgegnete ich resigniert. „Aber jetzt zum wichtigen Teil. Hast du schon ein paar heiße Australier kennengelernt?“ Ihre Augen leuchteten verschmitzt. „Jaaaa…“, verlegen grinste ich sie an. „Ach komm schon, Reagan! Spann mich nicht so auf die Folter! Wie heißt er? Wie sieht er aus? Was ist da zwischen euch gelaufen?“, platzte es aus ihr heraus. Hätte sie das jetzt nicht getan, wäre sie nicht meine beste Freundin. „Naja, sein Name ist Luke. Und er wohnt im gleichen Haus wie ich.“, erklärte ich ihr lachend. „Aber ich dachte er ist eines der KINDER, von deiner Au-pair Familie? Sag jetzt nicht, dass du auf jüngere stehst“, geschockt starrte sie mich an. „Ist er ja… aber er ist eben kein Kind mehr.“ Dieses kleine, aber wichtige Detail hatte ich ihr vorhin verschwiegen. „Du bist ‘ne doofe Nuss! Warum hast du mir das nicht gleich erzählt?“ Gespielt beleidigt sah sie mich an, brach aber sofort in schallendes Gelächter aus. Lachend zuckte ich mit den Schultern. „Also, wie sieht er aus? Ist er nett? Okay, das war eine doofe Frage! Nett ist die kleine Schwester von Scheiße! Also ist er heiß?“, unterbrach sie unser Gelächter vollkommen ernst. Erneut packte mich ein Lachflash. So etwas brachte auch nur Nathalie zusammen!
 „Ja also er ist groß, okay ich finde sowieso jeden groß der über 1,60 ist. Blond, wunderschöne blaue Augen und verdammt heiß. So bescheuert es auch klingt, er ist total nett und irgendwie süß.“ „Uh La La, da ist jemand verlieeebt.“, rief sie lachend, als ich mit meiner Beschreibung fertig war. „Du bist hier die doofe Nuss!“ „Ja, ja, ja… Was Besseres fällt dir jetzt nicht ein.“, herausfordernd hob sie eine Augenbraue.

 Wir quatschten noch eine Weile über den neuesten Klatsch und Tratsch, als wir durch ein Klopfen an meiner Tür unterbrochen wurden. Ich rief ein lautes „Herein“, woraufhin sich sofort die Tür öffnete. Ein lächeln bildete sich auf meinem Gesicht, als Luke in mein Zimmer trat. „Hey, ich wollte dich nur mal fragen ob bei dir alles okay ist. Wegen dem Schlangenvorfall und so.“, murmelte er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ja, geht so… ich bin immer noch ein bisschen geschockt und vor allem angeekelt.“ Wie aufs Stichwort bekam ich Gänsehaut, als ich nur an dieses ekelige Ding dachte. Luke lächelte, woraufhin ich nicht anders konnte und einfach zurück lächeln musste.
„Hust, ich bin auch noch da, hust.“, ertönte es aus den Lautsprechern meines Laptops. Ich schenkte Nathalie meinen besten Du-bist-so-peinlich-hör-auf-damit-Blick den ich Auflager hatte. Wissend grinste sie mich an. „Mit wem Skypest du da?“, interessiert setzte Luke sich neben mich auf das Bett. „Darf ich dir vor Stellen Misses Doofe Nuss, aka meine beste Freundin Nathalie. Nathalie das ist Luke.“, stellte ich die beiden vor. Luke grinste in die Webcam und winkte Thaly fröhlich zu. Sie erwiderte die Geste, ebenso grinsend. Ich verabschiedete mich schnell von ihr, da ich noch gerne ein wenig mit Luke reden würde. Und da brauchte ich nicht unbedingt sie dabei. So gern ich sie auch hatte, in Anwesenheit heißer Jungs liebte sie es, peinliche Geschichten von mir zu erzählen und davon gab es leider mehr als genug!

 Thaly lächelte mich noch einmal wissend an, zuckte vielsagend mit den Augenbrauen und beendete dann das Gespräch. Kopfschüttelnd fuhr ich den Laptop herunter und rückte ein Stück zur Seite um Luke mehr Platz zu machen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon nach neun war. Gähnend lehnte ich mich an das Kopfende meines Bettes. „Warum hast du eigentlich wegen der Vase die Schuld auf dich genommen? Du hast doch gar nichts gemacht.“, fragte ich Luke zögerlich, als er es sich auch bequem gemacht hatte. „Julia hat mich sowieso schon auf dem Kicker… Sie muss nicht auch noch etwas gegen dich haben.“, entgegnete er genauso zögernd.
 „Kann es sein, dass sie nicht deine Leibliche Mutter ist?“, sprach ich den ersten Gedanken aus, der mir in den Sinn gekommen war. Erst im Nachhinein, viel mir auf, wie taktlos diese Frage eigentlich klang. Sofort entschuldigte ich mich, falls ich im zu Nahe getreten war. „Schon gut.“, seufzte er. „Und ja du hast Recht sie ist nicht meine Mutter, aber ich rede nicht so gerne darüber.“, fügte er leise hinzu. Ich bohrte nicht nach, sondern wechselte das Thema. „Ist Sienna eigentlich immer so schüchtern?“, fragend sah ich ihn an. Erst da bemerkte ich wie ihn auch diese Frage auf eine gewisse Art traf. Erneut war ich in ein Fettnäpfchen getreten. Er seufzte herzzerreißend bevor er mir antwortete. „Nein, sie war immer ein fröhliches und offenes Mädchen. Erst seit ich nicht mehr so oft zu Hause bin und Julia so unzufrieden wurde, hat sie sich so verändert.“ Ein schlechtes Gewissen überkam mich, da ich ihn mit meinen Fragen nicht so herunter ziehen wollte. Niedergeschlagen wischte er sich mit den Händen übers Gesicht. Vorsichtig lächelte er mich an. „Themawechsel bitte.“ Grinsend nickte ich, woraufhin mir schon die nächste Frage in den Sinn kam.

 „Hast du eigentlich keine Angst vor Schlangen?“ Sein Lächeln wurde größer. „Nein, die sind doch irgendwie ganz süß.“ „Das ist doch nicht dein Ernst?! Wie kann etwas ohne Arme und Beine und was am Bauch kriecht süß sein?“, entgeistert sah ich ihn an. „Allein wenn ich an diese ekeligen Biester denke bekomme ich Gänsehaut!“, fügte ich hinzu und hielt ihm als beweis meinen Arm hin. Eine hitzige, nicht ganz ernst gemeinte, Diskussion entstand daraufhin.

Nach einer Weile diskutierten wir nicht mehr über Schlangen, sondern waren mittlerweile am Thema ob Dinosaurier sprechen konnten angelangt. Ich hatte schon lange den Faden verloren, da ich immer mehr in den Schlaf abdriftete. Das letzte an was ich mich erinnern konnte war, das ich mich müde an Luke anlehnte.


Sooo neues Kapitel wie ihr sehen könnt :DD Wie immer würde es mich total freuen wenn ihr eure Meinung al ein Vote oder Kommentar hinterlässt. Dieses Kapitel widme ich erneut @MsAshtonIrwin94 :D :**♥ erstens, weil sie die „Rolle“ als Reagans beste Freundin bekommen hat und zweitens, weil sie schon so sehnsüchtig auf dieses Kapitel gewartet hat! :D :** Und nochmal ein fettes Danke für eure süßen Kommentare und die unzähligen Votes!!! *0* Ich hab euch alle verdammt lieb!! :*** ♥

xo Antonia ♥

P.S. An alle die schon Ferien haben (so wie ich :3), schöne Ferien!! :D
Und an alle die noch Schule haben oder arbeiten müssen, eure Ferien/Urlaub kommt schon noch! Haltet durch! ;D :** ♥

There's No Place Like Home || Luke Hemmings FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt