Kapitel 15

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Mit einer Wärmflasche, die mir Gott sei Dank Luke machte, legte ich mich um vier Uhr morgens wieder ins Bett. Wir hatten noch kurz miteinander geredet, was mich zum Glück von den nervigen Bauchkrämpfen abgelenkt hat. Leider hatte Luke ziemlich schlimmen Jetlag, weshalb er sich schon bald von mir verabschiedete. Ich konnte nur zu gut verstehen, wie müde er war. Lächelnd wünschte ich ihm noch eine gute Nacht, wobei man nicht mehr wirklich von Nacht sprechen konnte. Mit einem breiten lächeln auf den Lippen kletterte ich wieder in mein Bett, bemüht leise, um Finnlay nicht aufzuwecken. Es freute mich aufrichtig, dass Luke wieder da war. Mit meinem Gedanken, bei Luke und der kommenden, höchstwahrscheinlich schönen Zeit schlief ich ein.

Mein Wecker klingelte leider schon viel zu früh! Stöhnend kämpfte ich mich hoch, was zur folge hatte, dass auch Finnlay aufwachte. Müde lächelte er mich an, sprang aber sofort auf, als er mich auch aufstehen sah. Es war mir immer noch ein Rätsel, woher Kinder diese ganze Energie nahmen! Eifrig half Finnlay beim zubereiten des Frühstücks. Ich konnte nicht verstehen, wie man mit so viel Enthusiasmus und Begeisterung den Frühstückstisch decken konnte. Aber Finnlay hatte scheinbar seinen Spaß dabei. Nachdem wir gefrühstückt hatten, brachte ich Finnlay und Sienna wie immer in den Kindergarten und die Schule. Erneut zu Hause angekommen erledigte ich die notwendigsten Arbeiten, bequemte mich aber danach sofort auf die Couch, da mir die Motivation für jegliche weiter Arbeiten fehlte. Ich lag also den ganzen Vormittag mit meiner Wärmflasche auf der Couch, stopfte Süßigkeiten in mich hinein und sah mir alte Folgen von Scrubs und How I Met Your Mother an. Ein ziemlich schöner Vormittag um ehrlich zu sein.

Um halb zwei schlurfte ein verschlafener Luke mit einer Tasse dampfenden Kaffees in der Hand, ins Wohnzimmer. Ich wusste nicht, was mich in dem Moment mehr verwirrte. Die Tatsache, dass Luke eine graue Jogginghose und ein weißes, zerknittertes T-Shirt anhatte anstatt seinen üblichen schwarzen Shirts und Skinny Jeans, oder dass er kein Wort sagte. Betont fröhlich rief ich ihm ein „Guten Morgen“ zu, bekam aber nur ein brummen als antwort. „Ich hab so viele Süßigkeiten gegessen, dass ich nicht mehr hungrig bin… und wenn du auch keinen Hunger hast, koche ich nichts… Aber natürlich kann ich dir auch was zu Essen, machen wenn du willst?!“, plapperte ich wild darauf los, als er nichts weiteres sagte. Ehrlich gesagt kam ich mir leicht doof vor, als ich nur ein gebrummtes „Nein, hab keinen Hunger“ zurückbekam.

Aus den Augenwinkeln beobachtete ich Luke, während er sich voll und ganz auf den Fernseher konzentrierte. Mein Blick wanderte von den ungestylten, verwuschelten Haaren hinab. Seine sonst so strahlenden blauen Augen waren starr auf den Fernseher gerichtet und sahen müde aus. Dennoch waren sie wunderschön. Mein Blick glitt weiter hinab, blieb aber an seinen Schultern hängen. Das weiße T-Shirt ließ sie noch breiter und männlicher wirken. Ich fuhr fort, blieb aber am Bund seiner Jogginghose erneut hängen. Der Saum des Shirts hatte sich leicht hochgeschoben und die Hose saß bedrohlich tief auf seinen Hüften. Fasziniert starrte ich auf seine entblößte Haut. Es war nur ein kleiner Vorgeschmack und ließ nur erahnen wie muskulös er war. Ein kleines Grinsen bildete sich auf meinen Lippen.
Wie es wohl wäre seine bloße Haut auf meiner zu spüren? Seine starken Arme um meinen zierlichen Körper. Meine Hände seinen Körper erforschend. Oder wie die feinen Stoppeln an seinem Kinn, die Innenseite meiner Oberschenkel streiften. Lukes heiße Lippen auf meinen. Nur der Gedanke, des kalten Metals seines Lippen Piercings an meinen Mund ließ mich erschaudern. Ertappt wandte ich mich von Lukes attraktivem Anblick ab. Die Hitze stieg mir in den Kopf und ich spürte quasi, wie meine Wangen sich zart rosa färbten. Hastig sprang ich vom Sofa auf, lief in mein Zimmer und schnappte mir meine Kamera. Ich erntete einen verstörten Blick von Luke, was mich nur noch mehr dazu veranlasste, schnellst möglich auf die Terrasse zu flüchten.

Sobald die Terrassentür ins Schloss fiel, verpasste ich mir eine Mentale Ohrfeige. Ich durfte nicht so über Luke denken! Luke sollte nur wie ein guter Kumpel für mich sein, nicht das heimliche Objekt meiner Begierde! Aber wer nahm es mir schon übel… seht ihn euch doch an! Luke war verdammt heiß und leider auch so was von außer meiner Liga! Und Julia würde mir höchstwahrscheinlich den Kopf abreißen! Dennoch musste ich zugeben, dass ich von meinen Gedanken nicht wirklich abgeneigt war… Kopf schüttelnd setzte ich mich an den Beckenrand des Pools. Mir war unglaublich heiß und alles in meinem Kopf drehte sich. Kurzerhand krempelte ich meine Hosenbeine hoch und tauchte meine nackten Füße ins Wasser. Durch meine geschlossenen Zähne sog ich scharf die Luft ein. Es hatte gerade mal 19 Grad oder so und das Wasser fühlte sich auch nicht wärmer an. Jedoch verschwand die Hitze in meinen Wangen fast augenblicklich. Auch das Wirrwarr in meinem Kopf schien sich langsam zu legen.
Zerstreut griff ich nach meiner Kamera, die ich neben mir abgelegt hatte. Ich schaltete sie ein und fing an sinnlos meine Füße zu fotografieren. Das klickende Geräusch hatte merkwürdigerweise beruhigende Auswirkung auf mich.

Der Klang der sich öffnenden Terrassentür ließ mich hochschrecken. Entsetzt drehte ich mich um, war aber nicht wirklich darauf vorbereitet einen Halbnackten Luke zu sehen! Die Jogginghose hatte seiner dunkelblauen Badeshorts platzt gemacht und auf ein T-Shirt hatte er gleich verzichtet. Lediglich ein Handtuch hing über seiner Schulter und schützte seinen Oberkörper vor meinen mehr oder weniger gierigen Blicken. Sein Anblick brachte mich aus der Fassung. Es lag nicht daran das er oben ohne war, ich hatte ihn ja schon ein paar Mal so gesehen, sonder an meinen Vorstellungen die mir bis vor einer viertel Stunde noch durch den Kopf gejagt sind.
„Du wirst doch nicht bei den Temperaturen in den Pool springen? Das Wasser ist doch arschkalt!“, presste ich, Gott sei Dank, ohne stottern hervor. Luke grinste mich nur an, warf das Handtuch neben mich und ehe ich mich versah, sprang er mit einem Kopfsprung ins eiskalte Wasser.
„Fuck ist das kalt!“, grölte er, kaum dass er wieder aufgetaucht war. „Hab ich dir doch gesagt!“ Ich streckte ihm meine Zunge heraus, konnte mein Lachen aber nicht verbergen. Meinen Füßen wurde es auch langsam zu kalt, weshalb ich sie wieder herauszog und sie ohne lange zu zögern mit Lukes Handtuch abtrocknete.
 „Igitt Reagan! Hör auf sonst bekomme ich noch Fußpilz!“, jammerte Luke übertrieben. Ich lachte nur böse und trocknete meine Füße weiter demonstrativ damit ab. Gespielt angeekelt betrachtete er mich vom anderen Ende des Pools, als hätte ich wirklich Fußpilz. „Du bist heute ja ganz der Charmeur.“, lachte ich und legte das Handtuch wieder neben mich. „Sorry, ich wollte dich vorhin nicht so anpflaumen. Ich war nur müde.“, entgegnete er schuldbewusst, während er zu mir schwamm. Mit einer flüchtigen Handbewegung strich er sich die blonden Haare aus der Stirn, was Zugegebenermaßen einfach nur heiß aussah! Lachend hob ich meine Kamera und machte schnell ein Foto von ihm.
 „Hey! Keine Paparazzis am Pool!“ Lachend streckte ich die Kamera in die Höhe. „Pff, als ob ich auf dich hören würde! Ich sehe es schon vor mir. Skandal um Luke Hemmings! Seine erste Aussage zu den pikanten Poolfotos.“ Mein Lachen wurde nur noch lauter, als ich mir die Schlagzeile in einem dieser Klatschmagazine ausmalte.

Nach einer Weile kletterte Luke klatschnass und zitternd aus dem Pool. Grinsend schmiss ich ihm das dunkelblaue Handtuch zu, welches er flink auffing. Mit einem bösen Grinsen auf den Lippen setzte er sich neben mich. Ich wollte gerade ein wenig von ihm abrücken, da er mir Angst einjagte. Doch da schüttelte er schon seinen Kopf und das ganze Wasser von seinen Haaren spritzte auf mich. „Musste das sein?“, kicherte ich, als Luke sich wieder normal hinsetzte. Er antwortete nichts sondern fuhr grinsend fort sich abzutrocknen.

 „Also was hab ich in den zwei Wochen verpasst?“ Abenteuerlust spiegelte sich in seinen, nun strahlenden, Augen. „Kurz gesagt: üble Streitereien, viele Tränen und intrigante Heucheleien.“ „Das klingt ja wie die Zusammenfassung einer Folge von Keeping Up With The Kardashians.“, er klang belustigt, doch sein Gesichtsausdruck war besorgt.
„Andrew und Julia haben fast nur noch gestritten und Sienna ging es auch total schlecht. Sie war krank und hatte dazu noch Probleme in der Schule. Und sogar Finnlay kam an einem Abend heulend in mein Zimmer, weil er Angst hatte, dass Julia und Andrew sich nicht mehr lieb hatten.“, erzählte ich ihm, mit einem Anflug von Melancholie. Ein erneuter, prüfender Blick in Lukes Gesicht lies mich erstarren. Allen ernstes zierte seine Lippen ein kleines Lächeln. „Warum lächelst du? Müsstest du dir nicht eigentlich ein wenig Sorgen um die Beziehung deines Dads machen?“, leider konnte ich den vorwurfsvollen Unterton in meiner Stimme nicht ganz verbergen. „Glaub mir, ich mach mir Sorgen! Nur nicht um Dads Beziehung oder Julia selbst.“ Seine stimme war schroff und erbarmungslos. „Vielleicht sieht Dad ja endlich ein, dass Julia nie die Richtige für ihn war.“, fuhr er fort, wobei es mich erschreckte, woher auf einmal die Verbittertheit kam. Zudem waren jegliche Anzeichen eines Lächelns wie weg geblasen.

There's No Place Like Home || Luke Hemmings FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt