Kapitel 2

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Völlig gerädert wachte ich auf. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es gerade mal 3 Uhr morgens war. Ich war hellwach, mir war verdammt heiß und ich hatte schlecht geträumt. Man konnte also nicht wirklich von einem erholsamen Schlaf sprechen. Ich schlug meine Bettdecke zurück, tapste zu den Fenstern und öffnete sie sperrangelweit. Es half nicht wirklich viel, da draußen auch nicht viel kälter war. Es war gerade Mal der 7 März und trotzdem hatte es hier noch immer hochsommerliche Temperaturen, obwohl es schon Herbstanfang war. Seufzend setzte ich mich auf die Fensterbank. Ich konnte nicht im Geringsten daran denken, jetzt noch einmal einzuschlafen. Das hatte ich wohloderübel meinem Traum zu verdanken.
 Ich träumte davon, erneut nach Australien zu fliegen. Ich saß bereits im Flugzeug und wir flogen über den Ozean, als die Maschine plötzlich in Turbulenzen geriet. Der Pilot verlor die Kontrolle über den Flieger. Wir stürzten rasend schnell auf das Wasser zu. Ich wusste, dass würde mein sicheres Ende sein. Die Passagiere schrien hysterisch um Hilfe, als ob das noch etwas bringen würde. Ich hingegen saß ruhig auf meinen Platz und verabschiedete mich in Gedanken von meiner Familie und meinen Freunden. Hart prallte das Flugzeug auf die Wasseroberfläche. An einer Seite der Maschine klaffte ein riesiges Loch, woraufhin sich der Sitzbereich unweigerlich mit Wasser füllte. Die Strömung riss mich hinaus, da ich nicht angeschnallt war. Mein Körper wurde Unterwasser gedrückt. Ich hatte keine Chance wieder hochzukommen.

Schlafen kam für mich nach diesem Albtraum nicht mehr in Frage, weshalb ich von der Fensterbank sprang und zu meinen Koffern lief. Ich könnte ja schon mal anfangen die Koffer auszupacken. Bemüht leise, hievte ich den größten Koffer erneut auf das Bett. Zuerst zog ich meine unzähligen Leggins aus dem Koffer und schlichtete sie in den geräumigen Schrank. Gefolgt von meinen Jogginghosen, Sweatshirts und Tank Tops.
 Ich war einer dieser Menschen, der eigentlich nur in bequemen Sachen rum lief. Klar, liebte ich es, wie jedes andere Mädchen auch, mich zu stylen, aber nur zu angebrachten Anlässen. Mir machte es eigentlich nichts aus in der Jogginghose und einem Schlabbershirt mal schnell in den Supermarkt um die Ecke zu flitzen. Was sollte da schon passieren? Viele Mädchen aus meiner Schule schüttelten über diese Aussage meist den Kopf. „Was wäre, wenn du deinen Traumtyp dort triffst?“, war die häufigste Frage, die darauf folgte. Tja, er wird mich früher oder später sowieso in meinen Lieblingsklamotten sehen und wenn er damit ein Problem hat, hat er eben Pech gehabt! So einfach ist das bei mir. Natürlich hatte ich auch genug Klamotten, die schick oder elegant sind, aber sie kamen eben nicht so oft zum Einsatz, wie bei anderen.

Nach genau 48 Minuten war ich mit dem dritten Koffer fertig und zog nur noch eine letzte kleine Tasche heraus, in welcher sich meine Kamera befand. Ich besaß eine sehr gute Spiegelreflex, auf welche ich mächtig stolz war. Seitdem ich in meiner Schule den Schwerpunkt Kommunikation und Mediendesign gewählt habe, liebte ich es zu fotografieren.
Ich hatte nicht wirklich viele Hobbys…
 Klar liebte ich es Musik zuhören und laut mitzusingen, das machte mich aber lange noch nicht zu einer guten Sängerin.
 Ich liebte es, mir wunderschöne Zeichnungen von anderen anzusehen, konnte ich deshalb auch gut zeichnen? Nein!
 Ich war fasziniert von den eleganten und leichtfüßigen Bewegungen der Profitänzer, machte mich das jedoch zu einer super Ballerina? Niemals, denn mein Rhythmusgefühl glich dem eines Walrosses.
 Das einzige was ich wirklich gut kann war, meiner Meinung nach, das Fotografieren. Oft bin ich einfach so durch London spaziert und habe willkürlich Bilder gemacht. Es gab niemals einen Tag, wo kein einziges gutes Bild dabei war. Für mich war es einfach faszinierend, wie man nur mit einem einzigen Bild, einen wundervollen Moment festhallten konnte.

Ich schaltete die Kamera ein und sah mir die verschiedenen Bilder an. Auf einigen waren ich und meine Freunde zu sehen, auf anderen wiederum meine Familie oder oft auch nur Landschaften oder das rege Treiben von London. Ich blieb bei einem Urlaubsbild von meinen Eltern und mir hängen. Es war von vorigem Herbst, als wir meine Großeltern in Schottland besuchten. Ich erinnerte mich noch zu gut an den Viertägigen Ausflug. Es war eine verdammt schöne Zeit, da ich meine Großeltern nur selten sah… Ein beklemmendes Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus, je länger ich das Foto ansah. Klar war es mein eigener Wunsch gewesen nach Australien zu reisen, aber trotzdem fiel es mir schwer meine ganze Familie und meine Freunde für ein Jahr hinter mir zu lassen. Ich war noch nie sooooo lange von zu Hause weg. Und um ehrlich zu sein vermisste ich meine Familie jetzt schon!
 Was wohl daran lag, dass ich sehr an ihnen hing. Ich konnte es nicht leiden, wenn es mal streit bei uns gab. Ich bekam immer das Bedürfnis alles wieder in Ordnung zu bringen, obwohl ich nur selten Schuld an den Zankereien war.
 Seufzend schaltete ich meine Kamera wieder aus und legte sie vorsichtig in die Tasche zurück. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits 04:12 Uhr war. Ich unterdrückte ein Gähnen und legte mich wieder in mein Bett. Mir war noch immer viel zu warm, weshalb ich auf die kuschelige Decke verzichtete. Mit einem letzten Seufzer knipste ich das Licht aus. Jedoch blieb der langersehnte, erholsame Schlaf aus. Ich döste nur so vor mich hin, träumte wirres Zeug und wälzte mich die ganze Zeit nur unruhig hin und her. Man konnte also nicht wirklich von einer gemütlichen Nacht sprechen…

 Als ich erneut aufwachte, war es erst 05:53 Uhr. Trotzdem beschloss ich aufzustehen und mir eine lange Dusche zu gönnen. Meine Pyjamashorts klebte an meinen Beinen, da mir noch immer total heiß war. Warum hatte ich sie auch nicht ausgezogen? Verärgert über meine eigene Dummheit schlich ich in das Badezimmer. Inständig hoffte ich, dass ich mich bald an das australische Klima gewöhnen würde…
Das kalte Wasser half mir, einen klaren Kopf zu bekommen und den Plan für den heutigen Tag aufzustellen. Ich hatte die Angewohnheit mir jeden Tag gewisse Ziele zusetzen, wie zum Beispiel das Zimmer aufzuräumen, für die Mathearbeit zu lernen oder andere wichtige Dinge die ein Teenager eben machen musste. Meistens schaffte ich sowieso nie alles zu machen, da ich einfach zu faul bin. Dennoch gab es meinem Leben eine gewisse Struktur, die ich einfach brauchte…
 Grinsend wusch ich mir die letzten Rückstände des Shampoos aus den Haaren, bevor ich mir ein Handtuch schnappte, mich darin einwickelte und aus der Dusche trat. Vorsichtig wrang ich meine Haare aus und wickelte sie mit einem kleineren Handtuch zu einer Art Turban. Noch eine dieser Angewohnheiten, die ich nicht ablegen konnte. Schnell föhnte ich meine Haare und legte ein wenig schminke auf.

 Ich war jetzt nicht eines dieser Mädchen, dass nicht auf Make-Up verzichten konnte oder sich tonnenweise davon ins Gesicht klatschte. Trotzdem fühlte ich mich einfach wohler damit. Ich litt, als ich am Anfang der Pubertät war, stark an Akne und war so dumm, dass ich immer jeden noch so kleinen Pickel ausdrückte musste... Leider blieben einige dieser hässlichen Akne Narben und rote Stellen, welche nicht wieder weg gehen. Ich war also quasi selber Schuld daran.
 Dennoch übertrieb ich es mit dem Make-Up nicht. Natürlich machte ich mich hin und wieder mal besonders Hübsch, wenn ich auf eine Party ging oder verabredet war. Doch meistens beließ ich es bei ein wenige Mascara, einer getönten Tagescreme und Puder, was gegen die ganzen roten Flecken sehr gut half.
Bevor ich aus dem Bad trat, band ich meine Haare noch schnell zu einem, mehr als unordentlichen, Dutt.

 In meinem Zimmer angekommen schnappte ich mir meine kurzen Lieblingsshorts und ein einfaches Top und zog mich um. Eigentlich zog ich nicht gern Shorts oder Hot Pants an, da ich, meiner Meinung nach, viel zu dicke Beine hatte. Bei einer Größe von 1.56 und 65 Kilo musste sich der ganze Speck ja irgendwo ansetzten. Das war bei mir vor allem am Hintern, den Oberschenkeln, meinem Bauch und meinem Busen. Gegen letzteres hatte ich ja nicht wirklich etwas einzuwenden, da so eine ‚Geheimwaffe‘ doch manchmal von Vorteil sein kann. Bei den männlichen Zeitgenossen zumindest…
 Ich war jetzt nicht Fett oder so, aber trotzdem war ich eben ein bisschen zu schwer für meine Größe. Aber ich hatte gelernt, damit klar zu kommen, denn entweder ich aß weniger süßes, machte mehr Sport oder ich musste damit zu Recht kommen. Und da ich auf die ersten Beiden Varianten keine Lust hatte, blieb mir wohl nichts anderes übrig. Natürlich hatte ich schon die eine oder andere Diät probiert, aber darunter litt nur meine gute Laune und es ändert sich nichts am Bauchumfang, sondern eher am Brustumfang. Und dies wollte ich nun wirklich nicht! Also war ich eigentlich im Großen und Ganzen recht zufrieden mit mir. Natürlich bekam ich oft Dinge zu hören wie ‚Sie mal wie Fett du bist‘ oder ‚Wie kann so etwas nur in Leggins rumlaufen‘, um noch harmlose Sachen zu nennen. Doch ließ ich mich davon unterkriegen? NEIN! Denn wer ein Problem mit mir hatte, kann gern wieder gehen!

06:47 Uhr verriet mir ein erneuter Blick auf die Uhr. Sienna und Finnlay würden frühestens um halb acht aufstehen, da die Schule und der Kindergarten erst um neun beginnen. Ich hatte also noch genügend Zeit um das Frühstück vorzubereiten.
Ich machte ein paar Pancakes, toastete den Toast auf, öffnete eine neue Packung Orangen Saft, suchte nach einem Glas Nutella und drapierte alles auf dem Esstisch. Ich hatte gute Arbeit geleistet, fand ich zumindest. Und mein Timing passte perfekt, denn als ich den letzten Löffel auf den Tisch legte, hörte ich Schritte die Treppe runter tapsen. Verschlafen schlurfte Finnlay in die Küche. Er sah einfach zu süß in seinen kleinen Batman Pyjama aus. Mit großen Augen beäugte er den Frühstückstisch. Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Es schien als würde die Sonne aufgehen, als er anfing zu strahlen. Scheinbar gab es für ihn nicht oft ein so vielfältiges Frühstück.
 Ich ging in die Hocke, damit ich mich besser mit ihm unterhalten konnte. „Na kleiner Mann, hast du gut geschlafen?“ Grinsend nickte er, bevor er nach meiner Hand griff und mich zum Tisch zog. Ich half ihm, auf den Stuhl zu klettern und legte ihm einen der Pancakes auf den Teller. Sofort stürzte er sich darauf, als hätte er seit Tagen nichts mehr gegessen. Es wunderte mich, wie schnell Kinder einen ans Herz wachsen können…
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Soo neues Kapitel ist da :)) Es tut mir Leid, wenn es nicht ganz so toll ist, aber ich hab mir meine Nase geprellt und jetzt hab ich total Kopfschmerzen und es ist total schwer sich zu konzentrieren oder etwas gutes auf die Reihe zu bekommen …. :D
Trotzdem hoffe ich, dass das Kapitel euch gefällt! :*** Über Kommentare oder Votes würde ich mich hammermäßig freuen :*** ♥ ♥

xo Antonia

There's No Place Like Home || Luke Hemmings FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt