Kapitel 3

4.2K 237 17
                                    

Kapitel 3

Kurz darauf stieß auch Sienna zu uns. „Guten Morgen, möchtest du einen Kaffee, einen Kakao oder doch lieber einen Orangensaft?“, flötete ich. Ich hatte keine Ahnung, woher ich die ganze gute Laune nahm, da ich eigentlich selber keine Morgenperson war. „Morgen… einen Kaffee bitte.“ Schlaftrunken setze sie sich an den Tisch. Ihr gemurmeltes Dankeschön ging im Krach der Kaffeemaschine unter. „Wenn ihr brav seid, mache ich euch öfters so ein Frühstück.“, grinste ich die Beiden an. Finnlay quietschte fröhlich, während Sienna nur ein murren von sich gab. Ich würde nicht anders reagieren, wenn mir eine Person schon um halb 8 Uhr morgens mit ihrer guten Laune auf den Keks ginge. Ich wollte noch etwas hinzufügen, doch in diesem Moment, wurde die Küchentür aufgerissen. Julia hastete herein. Die weiße Bluse hing aus dem grauen Bleistiftrock und eine Strähne hatte sich aus dem strengen Pferdeschwanz gelöst. „Reagan, begleiten Sie heute bitte Walter, wenn er die Kinder in die Schule und den Kindergarten bringt, damit Sie den Weg wissen. Ich würde Sie auch darum bitten, die beiden dann wieder abzuholen, da Walter am Nachmittag einen anderen wichtigen Termin hat.“ Total überrumpelt sah ich zu wie sie in Windeseile einen Kaffee trank, ihre Unterlangen zusammensuchte und Finnlay einen Abschiedskuss auf die Stirn drückte. Sie war fast schon aus der Küche als Finn sie noch einmal zurück rief. „Mommy, wann kommt den Lukey wieder?“, seine großen, blauen Kulleraugen starrten Julia an. „Wenn du heute aus dem Kindergarten kommst, wartet Lucas bestimmt schon auf dich.“, antwortete sie seufzend. Sie schenkte Finnlay ein Lächeln, welches jedoch nicht ihre Augen erreichte und verließ ohne ein weiteres Wort die Küche. Kurz darauf hörte man nur noch die schwere Haustür ins Schloss fallen.

Auch wenn ich schon mehrere Bilder von den Kindern gesehen hatte, hatte ich keine Ahnung wie dieser Lucas aussah, oder wie alt er ungefähr war. Denn auf den ganzen Bildern war Finnlay noch als Baby zu sehen und ich konnte mich nur noch schwer an die Gesichter erinnern. Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung mehr wie die Fotos aussahen. Natürlich hatte ich sie mir alle angesehen, aber nicht gründlich genug, wie ich jetzt feststellte…

Auf dem Weg zum Kindergarten kam ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Zwar hatte ich gestern schon ein bisschen von Sydney gesehen, doch heute bot sich mir wieder ein neuer  Einblick in das Leben dieser wunderschönen Stadt.

Nachdem wir Finnlay und Sienna am Kindergarten beziehungsweise der Schule abgeliefert hatten, spielte Walter noch ein bisschen den Stadtführer für mich. Wir machten einen riesengroßen Umweg, um ein bisschen mehr vom wunderschönen Sydney zu sehen. Wir fuhren über die Harbour Bridge, wobei ich einen blick auf das berühmte Opera House erhaschte. Nur schade, dass ich meine Kamera nicht dabei hatte… Doch ich war mir sicher, dass ich in nächster Zeit noch viel öfters hierher kommen würde. Nebenbei erzählte mir Walter auch noch interessante Fakten zu vereinzelten Gebäuden.
„Du wärst ein guter Fremdenführer.“, grinste ich ihn an. „Dieser Job wäre sicher interessant. Man lernt viele neue Leute kennen, kann wissen weitergeben und die Geschichte der einzelnen Gebäude wird somit länger erhalten.“, antwortete mir Walter nach kurzem überlegen. „Aber ich hab ja schon eine Arbeit.“, fügte er hinzu und deutete mit einer wagen Handbewegung zum Auto. Ich verstand was er damit sagen wollte. „Was sind denn eigentlich deine „Aufgabenbereiche“?“, fragte ich ihn, wobei ich das Wort Aufgabenbereiche mit Gänsefüßchen untermahlte, da ich mir nicht sicher war, ob man es wirklich so nennen konnte. „Nun ja, ich würde sagen ich bin das Mädchen für alles. Auch wenn Julia das nie zugeben würde. Ihrer Meinung nach, war ich eine unentbehrliche Arbeitskraft, die den guten Geist des Hauses bewahrt.“, seinem lachen zu folge nahm er Julia nicht unbedingt ernst. „Ich kümmere mich um die Autos, darum dass der Garten nicht verwildert oder andere Reparaturen die Anfallen. Und als Sienna und Luke noch kleiner waren kümmerte ich mich oft um sie, machte mit ihnen Hausaufgaben, brachte sie zur Schule oder machte hin und wieder einen Ausflug ins nahe gelegene Schwimmbad.“ An seinen Mundwinkeln war ein Leichter Ansatz eines Lächelns zu sehen, als er von Sienna und Luke sprach. Mich überkam das schlechte Gewissen, da ich ihm in gewisser weiße ein Stück von seinem Job wegnahm. „Ich wollte dir den Job nicht wegnehmen.“, murmelte ich, da ich das Gefühl hatte, mich entschuldigen zu müssen. „Ach was, du nimmst mir meinen Job nicht weg, keine Sorge! Ich bin schon alt, außerdem bleiben noch genug Sachen für mich zu erledigen übrig.“ Mit einer wegwerfenden Handbewegung und einem Grinsen im Gesicht fegte er meine schlechten Gedanken beiseite.

Nach einem kurzen Zwischenstopp beim nahegelegenen Supermarkt, kehrten wir endlich nach Hause zurück. Wir waren fast zwei Stunden weg, stellte ich schockiert fest, als ich auf die große Uhr im Wohnzimmer sah. Mir kam es vor, als sei nur eine halbe Stunde vergangen seit wir losgefahren sind.
Ich hatte noch genug Zeit, bevor ich kochen musste, weshalb ich mich endschied, mich mit einem guten Buch auf die Terrasse zu setzen. Ich öffnete die große Tür im Wohnzimmer um auf die Terrasse zu gelangen. Von dort aus hatte ich einen guten Überblick über den großen Garten. Es gab sogar einen riesigen Pool mit kristallklarem Wasser. Fasziniert setzte ich mich in einen der Stühle und ließ die Szene auf mich wirken. Die Vormittagssonne drang nur leicht durch das Blätterdach eines großen Baumes am Rande des Grundstückes. Für mich als Stadtkind, was sein ganzes Leben nur in einer Wohnung gewohnt hat, war es faszinierend einen solch großartigen und beeindruckenden Garten anzusehen. Für viele mochte es nur ein Garten sein, aber ich sah hier unzählige Fotomotive…

Nachdem ich fast vier Kapitel gelesen hatte legte ich das Buch zur Seite, da ich eigentlich schon längst mit dem Kochen anfangen hätte sollen. Ich hatte noch keinen Plan was ich machen würde. Ich entschied mich also, zuerst einmal nach zu sehen, welche Zutaten überhaupt vorhanden waren. Ich fand Käse, eine Dose Thunfisch, Salami, Schinken und einen Pizzaboden zum selbst belegen. Es erklärt sich wohl von selbst, was es geben wird…
Schnell belegte ich die Pizza und schob sie in den vorgeheizten Backofen. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen nur gesund und frisch zu kochen, aber damit konnte ich morgen auch noch anfangen.
Aber da ich eh schon spät dran war, musste eben ein schnelles Gericht herhalten. Außerdem kann man mit Pizza nichts falsch machen, denn welcher Mensch mag keine Pizza?!

Ich war gerade beim Aufräumen, als es an der Tür klopfte. Das musste bestimmt Lucas sein. Die Eltern von einem Freund von ihm haben versprochen ihn mit zu nehmen, damit ich nicht extra zum Flughafen fahren musste. Es wunderte mich, dass er am Flughafen abzuholen war, da er ja nur auf einem Schulausflug war… oder?!
 Man hatte mir nichts Konkretes gesagt, aber ich wurde immer neugieriger weshalb ich schnell zur Haustür sprintete und sie aufschloss. Ich öffnete die Tür und blickte in die strahlendblauen Augen eines großen Jungen. Er war ungefähr in meinem alter, wenn nicht sogar ein bisschen älter, hatte blonde Haare und ein unglaublich schönes Lächeln. „Hi, wie kann ich dir helfen?“, fragte ich ihn freundlich, da ich mir sicher war, dass es sich hier nicht um Lucas handelte. „Ähm… ich wohne hier.“, antwortete er mir verwirrt. Shit! Dann war das also doch Lucas! Peinlich berührt öffnete ich ihm die Tür und bat ihn herein. Die Hitze stieg mir in den Kopf. Ich hatte mir eigentlich einen kleinen zwölfjährigen Jungen vorgestellt, mit runden Bäckchen und blondem Wuschelkopf. Schon süß, aber bestimmt nicht so… gut aussehend.

„Wer zum Geier bist du?!“ Prüfend starrte er mich an. Shit! Ich hatte mich ja noch gar nicht vorgestellt. „Hi, ich bin Reagan Pirece. Ich bin als Au-pair Mädchen hier.“, stellte ich mich schnell vor und schüttelte seine Hand. „Stimmt… Julia hat d mal sowas angedeutet.“, murmelte er mehr zu sich selbst, als zu mir.
Er schmiss seine schwarze Reisetasche in die nächstbeste Ecke, bevor er weiter auf die Küche zu steuerte. „Was riecht denn hie so verbrannt?“, Er drehte sich zu mir um und verzog angeekelt, das Gesicht, was zugegebenermaßen ziemlich süß aussah. Erst nach langem überlegen sickerten seine Worte zu mir durch und bei mir fiel der Groschen! Die Pizza war ja noch im Backofen. Schnell rannte ich an ihm vorbei in die Küche um nach der Pizza zusehen. Gott sei Dank war nur ein wenig Käse auf das Backblech geronnen, was nun verbrannt roch. Erleichtert holte ich die Pizza aus dem Ofen, da sie mittlerweile fertig war. Während ich den Tisch deckte, ließ ich die Pizza noch ein wenig auskühlen. Mir fiel erst auf, dass Lucas nicht mehr in der Tür stand, als ich mich nach ihm umdrehte. Ich ging zur Treppe und rief nach ihm. Keine zehn Sekunden später trampelte er schon die große hinunter.

„Und Lucas, mit wem warst du alles auf diesem Ausflug?“, versuchte ich eine nette Konversation zu starten, während wir uns ein Stück der Pizza nahmen. „Nenn mich doch bitte Luke.“, bat mich Luke, bevor er weiter erzählte. „Ich war mit meinen drei besten Freunden unterwegs.“, erklärte er mir grinsend, wodurch er nur noch heißer aussah.
 „Und wohin ging die Reise?“, erkundigte ich mich neugierig, da er zunehmend mein Interesse weckte. „Nach Amerika. Es war so ein Art Road-Trip von Stadt zu Stadt. Quer durch die ganze USA.“ Seine Augen fingen an zu strahlen, als er daran zurück dachte.
 „Und deine Eltern haben dir einfach so die Erlaubnis gegeben? Also wenn ich mit der Idee kommen würde einen Road-Trip quer durch die USA zu machen, nur mit meinen besten Freunden, würden meine Eltern mich fragen ob ich einen an der Klatsche hätte.“, entgegnete ich ihm ebenso grinsend. Mein Grinsen wurde noch breiter, als ich mir die Reaktion meiner Eltern vorstellte. Sie waren eigentlich ganz gelassen, doch wenn es um solche Dinge geht, sind sie sehr streng.
„Naja… mein Dad wusste dass das irgendwann mal kommen wird, also nahm er die Sache ganz gelassen. Im Gegensatz zu Julia. Die war nicht so besonnen. Wie kann man nur einen 17-jährigen Jungen mit dieser Bande von verantwortungslosen Affen nach Amerika fliegen lassen zeterte sie immer wieder. Ja sie hat meine Freunde wirklich als eine Bande von verantwortungslosen Affen genannt. Ich packte nur grinsend meine Sachen und war dann weg. Ich glaub sie hält mir das heute noch vor.“ Sein Grinsen wurde während er erzählte immer größer, trotzdem entging mir der verbitterte Unterton nicht, als er von Julia sprach.
 In mir türmten sich immer mehr Fragen. Warum wusste sein Dad, dass so ein Road-Trip irgendwann mal kommen würde? Warum sprach er so verächtlich von Julia? Warum nannte er sie überhaupt Julia und nicht Mum? Aber vor allem, wie konnte er erst 17 sein?! Er sah doch aus wie 20 oder älter! Ich stellte jedoch keine meiner Fragen, sondern nahm lächelnd einen großen Bissen von meinem Stück Pizza, da ich nicht schon beim ersten aufeinander Treffen zu aufdringlich sein wollte…
_____________________________________________________
Sooo neues Kapitel :D Ich hoffe es gefällt euch! :D :*** Vieeelen Dank, für die schon über 120 Reads und 18 Votes bei gerade mal 2 Kapitel!!! *0* ♥ Ihr seid wirklich die Besten!!! :**** ♥ Ihr habt keine Ahnung, wie ich mich immer freue, wenn ich eins eurer super süßen Kommentare lese!! *~* :** Dieses Kapitel widme ich @MsAshtonIrwin94    :* ♥ Danke fürs Voten und deine süßen Kommentare!! :***
Ich hab euch alle ganz doll lieb!!! :*** ♥

Und noch eine kurze Frage an euch: Wart ihr heuer schon beim See? :D


Ich war heute das erste mal und es war wunderschön! *0* Das Wasser war zwar arschkalt (es hatte nur 19° ist mir aber vorgekommen wie 10° :‘D), trotzdem war der Tag total schön. ^^

Ich hoffe ihr habt auch alle so ein schönes Wochenende gehabt wie ich :))

xo Antonia :*

There's No Place Like Home || Luke Hemmings FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt