Kapitel 9

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 Nach dem Essen half ich Andrew noch schnell alles wegzuräumen und verabschiedete mich danach ins Badezimmer. Ich sprang schnell unter die Dusche, wusch und föhnte meine Haare. Zur Abwechslung glättete ich sie, bevor ich mit meinem Make-Up anfing. Da wir ja in einen Club gingen, durfte es meiner Meinung nach ein wenig mehr sein. Das hieß Au-Revoir dezentes Make-Up, Hallo Smokey Eyes. Nach gefühlten Stunden verließ ich das Badezimmer. Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass ich "nur" eine Stunde und zehn Minuten gebraucht hatte. Das war quasi ein neuer Rekord, da ich für meine Haare allein meistens über eine halbe Stunde brauchte.

Vor meinem Kleiderschrank stellte sich mir jedoch die nächste Herausforderung. Was sollte ich bitte anziehen?! Planlos wühlte ich durch meine Klamotten, bis mir ein Stück roter Stoff zwischen die Finger kam. Triumphieren zog ich das Kleid heraus. Ich musterte es eingehend. Es hatte nur einen breiten Träger, war enganliegend, ging mir bis zu meinem halben Oberschenkel und hatte auf der linken Seite glitzernde Steinchen und Pailletten. Mir persönlich gefiel es total gut... was hieß da es gefiel mir gut?! Ich liebte es, aber war es nicht doch ein wenig zu gewagt für heute? Grinsend schüttelte ich den Kopf. Was hatte ich den zu verlieren?! Schnell schlüpfte ich in das knallrote Kleid, suchte meinen schwarzen, kurzen Blazer heraus und zog mein einziges Paar High Heels an. Obwohl sie 12 Zentimeter hoch waren, war ich, wenn ich sie trug, trotzdem meist kleiner als alle anderen.

Dümmlich vor mich hin grinsend ging ich in die Küche, wo auch schon Calum, Ashton, Michael und Luke warteten. Wie abgemacht war ich um halb neun fertig, doch von Sienna fehlte jede Spur. Ich lehnte mich mit den Rücken an die Küchenzeile: „Wer fährt eigentlich?“ „Ich hab Walter gefragt, ob er uns hin bringen und auch wieder abholen kann.“, ertönte eine weibliche Stimme. Sienna stand am Türrahmen gelehnt und sah uns alle abwartend an. Ihr schwarzes, enges Kleid, war ein wenig den Oberschenkel hochgerutscht, was ihre langen schönen Beine noch besser zur Geltung brachte. Sie war bildhübsch, was sie nicht nur ihrem Kleid und dem Make-Up zu verdanken hatte, sondern sah auch weitaus älter als 16 Jahre aus. Damit würde sie heute bestimmt noch unzählige neidische Blicke kassieren. „A-aber wir haben doch nicht alle in einem Auto platz.“, stotterte ich leicht. „Naja wir nehmen höchstwahrscheinlich den Q7. Siebensitzer.“, erklärte mir Luke gelassen. Nickend, wand ich mich zu Sienna um und folgte ihr nach draußen.
 Vor dem Haus parkte bereits, ein großer schwarzer Audi, an welchem Walter lehnte und uns fröhlich wie immer angrinste. „Ihr habt euch heute aber herausgeputzt.“, grinste er mich und Sienna anerkennend an. Ich wusste keine Antwort, weshalb ich nur lachte und in den Wagen kletterte, bedacht darauf, mein Kleid vorm verrutschen zu bewahren.

 Keine fünf Minuten später, brausten wir schon durch Sydneys Innenstadt. Ashton saß am Beifahrersitz und redete mit Walter, während Michael, Calum und Luke in der zweiten Reihe saßen, vertieft in irgendein Video auf Michaels Handy. Sienna und ich teilten uns die zwei Plätze in der dritten Reihe. Ich konnte nicht anders, als ihr Kleid nochmals eingehend zu mustern. Es war schwarz, enganliegend und bei den Ärmeln aus Spitze.
 Ich hatte wohl ein wenig zu lange gestarrt, denn Sienna bedachte mich mit einem fragenden Blick. Mit einem schiefen grinsen antwortete ich ihrer unausgesprochenen Frage: „Dein Kleid ist total schön! Ich wollte mir auch mal so eines kaufen, aber mir hat’s nicht wirklich gepasst.“ Noch immer grinsend zuckte ich mit den Schultern. „Danke. Dein Kleid sieht auch fantastisch aus. Es passt total gut zu deinen Haaren.“, murmelte sie und lächelte mich zaghaft an. Nun war ich es, die dankend lächelte. Innerlich feierte ich jedoch, da Sienna das erste Mal wirklich mit mir gesprochen hatte. Ich wusste nicht warum, aber in diesem Moment beschloss ich heute mal so richtig die Sau rauszulassen.

 Nach ungefähr zehn Minuten kamen wir am One22 an. Kritisch beäugte ich die lange Schlange vorm Eingang. Es würde bestimmt eine Stunde dauern bis wir da rein kamen! Ich wollte mich gerade an der Schlange anstellen, als sich eine warme, große Hand auf meinen Rücken legte und mich zum Eingang dirigierte. Mit einem fragenden Blick wand ich mich um und sah direkt in Lukes strahlend blaue Augen. „Wir kommen schneller rein.“, zwinkerte er mir zu, als er meinen Blick bemerkte. Okay, warum auch nicht… Ich schüttelte den Kopf und wand mich nochmal der langen Warteschlange zu, welche hauptsächlich aus Mädchen in meinem Alter bestand, die uns zum Teil ungläubig, verärgert oder auch eifersüchtig anstarrten. Eine männliche, mir unbekannte Stimme riss mich aus meinen Beobachtungen.

 „Hallo Michael, schon lange nicht mehr gesehen?“, begrüßte der Türsteher Michael mit einem festen Schlag auf die Schulter. Die zwei redeten kurz, bevor wir alle hinein gingen.
 Wir bahnten uns sofort den Weg zur Bar, wo ich eine runde Shots für alle bestellte. Ich gab jedem eines der kleinen Gläschen, legte 15 Dollar auf den Tresen und drehte mich danach zu den anderen um. Ich grinste in die Runde: „Auf eine tolle Nacht!“ Wir prosteten uns zu, bevor wir den Drink hinunterkippten. Was es auch immer genau war, es hatte viel Alkohol.
 Nach ein paar Minuten und noch zwei Shots später hatte sich unsere kleine Gruppe aufgelöst. Ich saß mit Luke und Calum weiterhin an der Theke, Sienna und Ashton tanzten, während Michael in einer dunklen Ecke stand und mit irgendeinem Mädchen redete. Zumindest sah es so aus, als würden sie nur reden, ich konnte aber nichts garantieren, da ich ohne meine Brille sowieso nichts sah. Ich redete eine Weile mit den beiden, bis sich Calum, mit der Ausrede er müsste mal aufs Klo, vom Acker machte.

 Es gab verschiedene Typen von betrunkenen Menschen. Manche wurden aggressiv und randalierten wenn sie zu viel getrunken hatte, andere fingen an von all ihren Problemen zu erzählen, wiederum andere wurden zu Politikern, Philosophen oder Wissenschaftler und dann gab es da noch mich. Wenn ich betrunken war, fand ich alles total komisch, erzählte unlustige Witze und kam aus dem Lachen nicht mehr raus. Leider war ich mittlerweile schon total dicht. „Was ist braun und läuft durch den Wald?“, begann ich, obwohl mir das Sprechen schon leicht schwer fiel. Grinsend zuckte Luke mit den Schultern. Er war bei weitem noch nicht so voll wie ich.
 „Eine Joggolade.“, grinste ich ihn verheißungsvoll an. Schmunzelnd schüttelte er den Kopf, doch damit gab ich mich noch nicht zufrieden, sondern haute schon den nächsten grottenschlechten Witz hinterher. „Was ist weiß und hüpft durch den Wald? Ein Jumpignon.“ Immerhin aus seinem Schmunzeln wurde ein leises glucksen. Doch ich hatte noch unzählige dieser bescheuerten Witze Auflager. „Okay, einen noch! Was ist schwarz und sitzt auf einem Baum?“, ich grinste ihn doof an, doch wie erwartet zuckte er nur ratlos mit den Schultern. „Ein Uhu nach ‘nem Waldbrand. Und was ist rot und sitzt daneben?“ Erneut zuckte Luke nur mit den Schultern. „Sein Freund, der glüht noch!“ Ich konnte nicht mehr und brach in schallendes Gelächter aus.
 Endlich lachte auch Luke. „Alter die Witze sind ja unterirdisch!“ „Pff, du bist ja nur neidisch, weil sie dir nicht eingefallen sind.“, schoss ich zurück und streckte ihm provozierend meine Zunge heraus. Leider vergas ich, dass ich auf einem Barhocker saß, verlor das Gleichgewicht und konnte mich nur noch gerade so an Lukes Hemd festkrallen.
 Sofort schlang er seine starken Arme um mich, um mir zusätzlichen Halt zu geben. Dies hatte auch zur Folge, dass mein Gesicht von seinem nur noch Zentimeter entfernt war. „Danke.“, lächelte ich Luke zaghaft an. Er erwiderte etwas, was ich durch die laute Musik und dem Nebel in meinem Kopf nicht mehr mitbekam. Sanft platzierte ich einen federleichten Kuss auf seinem rechten Mundwinkel, bevor ich mich aus seinem Armen wand und in Richtung Toilette schwankte.

Ich hatte keine Ahnung, warum ich das eben getan hatte. Vielleicht war es sein stechender Blick, oder sein unbeschreiblich guter Geruch, oder einfach sein faszinierender Charakter. Auf jeden Fall bereute ich nichts, denn es war ja nicht wirklich viel passiert.

 Als ich wieder zurück kam saß anstatt Luke Calum an der Bar. Ich ließ meinen Blick durch den Club schweifen, auf der Suche nach den anderen. Michael knutschte hemmungslos mit dem Mädchen in der Ecke, Ashton und Sienna tanzten noch immer, beziehungsweise ich vermutete es, da es mittlerweile mehr nach einem Quickie aussah und Luke stand mit einer Blondine mit Riesenausschnitt am anderen Ende der Theke. Niedergeschlagen setzte ich mich zu Calum an die Bar. So schnell hatte Luke also jemanden besseres gefunden. Ich bestellte mir ein Glas puren Wodka und drehte mich Calum zu, damit ich Luke und diese Schlampe nicht in meinem Blickfeld hatte.
 Ich hatte keine Ahnung, warum ich auf einmal so heftig reagierte, schob es aber einfach auf den hohen Alkoholkonsum dieser Nacht. Calum schien hingegen nicht so viel Spaß zu haben. Er nippte nach wie vor an seinem ersten Bier und sah besorgt aus.

 „Bist du eigentlich schwul?“, platzte es aus mir heraus, als ich ihn lange beobachtet hatte. „Was?!“ Sein Lachen übertönte die Musik, so dass sich ein paar verwirrt nach uns umsahen. „Naja, du sitzt hier alleine, weist, im Gegensatz zu den anderen, alle Mädchen ab die auch nur versuchen mit dir zu sprechen...“, erklärte ich ihm meine Theorie und nippte weiter an meinem Glas. „Nein ich bin sowas von hetero! Außerdem habe ich eine Freundin, die eigentlich schon längst hier sein sollte.“, entgegnete er lachend. „Ich bin mir sicher sie wird bald kommen. Sie wartet bestimmt schon in der Schlange.“, versicherte ich Calum, um ihn ein wenig zu beruhigen, da ich nicht wusste was ich sonst sagen sollte.

Und wie sich nach zehn Minuten feststellte, hatte ich Recht gehabt. Ein großes, schlankes Mädchen gesellte sich zu uns. Sie warf ihre braunen langen Haare über die Schulter, bevor sie Calum zur Begrüßung einen langen Kuss gab. „Lucia darf ich dir vorstellen, das ist Reagan. Sie ist Engländerin und bei Luke Als Au-pair Mädchen. Reagan, das ist meine Freundin Lucia.“, stellte er uns lächelnd vor, als sie sich voneinander gelöst hatten. Schüchtern, aber fröhlich winkte sie mir zu. Ich erwiderte die Geste, wand mich aber sofort wieder meinem schon wieder fast leerem Glas zu. Man konnte wirklich sehen wie verliebt die beiden waren. Allein wie sie sich ansahen… Ich seufzte einmal auf. Mit einem letzten Zug, leerte ich das Glas vollkommen und bestellte mir sofort noch eines. Die Barkeeperin beobachtete mich kritisch, händigte mir jedoch schnell den Drink aus, als sie meinen genervten Blick bemerkte. Ich wollte das Glas schon wieder an meine Lippen setzen, als es mir jemand aus meiner Hand nahm. Ich fuhr herum und wollte dem jenigen gerade richtig schön die Meinung geigen, als ich den fiesen Drink Dieb als Luke erkannte.
 „Du hast ja nichts dagegen mit mir zu teilen, oder?“ Er hob eine Augenbraue. Grinsend schüttelte ich den Kopf: „ Auf Ex oder nie wieder Sex!“ Er zuckte einmal mit den Achseln, bevor er das Glas in einem Zug leerte. Hustend stellte er das leere Glas auf den Tresen. „Alter, was war denn das?“, brachte er zwischen all dem Husten heraus. „Wodka.“, antwortete ich schulterzuckend.

„Warum bist du eigentlich vor deiner neuen Bekanntschaft geflüchtet?“, fragte ich ihn, als er wieder normal Atmen und sprechen konnte. Ich hielt meinen Blick gesenkt, da ich wusste, dass ihm der enttäuschte Unterton in meiner Stimme nicht entging. „Um ehrlich zu sein, hör ich mir tausendmal lieber deine Witze an, als mit der aufgeblasenen Barbiepuppe darüber zu reden, wie toll es doch bei ihr wäre!“ Ich konnte nicht anders, als Luke erleichtert anzugrinsen.


Um drei Uhr nachts verließen wir allesamt den Club. Besser gesagt ich schwankte aus dem Club, während Luke mich so gut es ging auf den Beinen hielt. Wir hatten in den letzten Stunden noch ordentlich gebechert. „Kommt es mir nur so vor, oder ist der Boden verdammt schief'?“, lallte ich kaum verständlich. Luke zwang mich zum Stehen bleiben, kniete sich vor mich hin und hob meinen rechten Fuß an. „Wäre es nicht besser, wenn wir uns das für zu Hause aufheben?“ Ich grinste ihn, so gut es betrunken eben geht, verführerisch an und versuchte seine Hand von meinem Knie wegzuschlagen, verfehlte in jedoch weit. Vorsichtig zog er mir meine Schuhe aus, bevor er mir einen Arm um die Taille legte, damit ich nicht auf die Straße fallen konnte. „Besser?“ Zur Bestätigung kuschelte ich mich enger an ihn und amtete tief seinen Geruch ein. „Mir ist noch ein Witz eingefallen.“, eröffnete ich, obwohl ich schon mühe hatte, meine Augen überhaupt offen zu halten. „Ich bin schon gespannt.“, lachte Luke leise in mein Ohr und zog mich noch ein wenig enger an sich. Obwohl er nicht viel weniger als ich getrunken hatte, war er bei weitem noch nicht sooo dicht wie ich. „Was ist klein, raucht und läuft auf einem Feld? Ein Kaminchen.“, gluckste ich. „Irgendwie sind die Witze so unlustig, das sie schon wieder lustig sind.“ Auch Luke fing an zu glucksen, was höchstwahrscheinlich am Alkohol lag.
 Da warteten wir engumschlungen auf dem Parkplatz, aber kichernd wie zwei zwölfjährige Mädchen.

 Schon bald kam Walter mit dem Audi angebraust. Ich wollte schon wieder auf meinen alten Platz klettern, doch alle beteiligten hielten es für die beste Idee, dass ich mich auf den Beifahrersitz setzte, damit ich mich nicht noch verletzte. Michael kletterte stattdessen auf den Rücksitz, da er noch am nüchternsten war. Naja kam davon, wenn man die ganze Zeit nur rumknutschte. Sienna saß zwischen Luke und Ashton eingequetscht und schnarchte sofort drauf los. Lucia und Calum verabschiedeten sich von uns, da die beiden noch etwas Zeit zu zweit verbringen wollten.

 Halb schleifte, halb trug mich Luke in mein Zimmer, als wir zuhause ankamen. Er half mir noch aus meinem Kleid zu schlüpfen, legte mich in mein Bett und breitete die Decke über mir aus. „Einen Witz hab ich noch.“, erwähnte ich schläfrig und mit schwerer Zunge. Ein Lächeln formte sich auf seinen Lippen. „Ich hoffe es ist ein guter!“ „Was ist braun läuft durch den Wald und schreit Kugel?“, erwartungsvoll sah ich ihn an. Wie so oft zuckte er mit den Schultern. „Ein Kugelschreibär.“ Sein wundervolles Lachen drang nur noch wie durch Watte zu mir durch, da ich langsam in den Schlaf abdriftete. Er gab mir noch einen kleinen Kuss auf meinen rechten Mundwinkel, wie ich es heute auch schon bei ihm getan hatte, und schlich danach aus meinem Zimmer.
 

Sooooooooooooooooo neues Kapitel :D :** Wisst ihr was? IHR SEID DER HAMMER!!! *O* Letzten Sonntag hab ich mich noch für 100 Votes bedankt. Und jetzt sieben Tage später sinds schon über 200 Votes (!!!!) und über1.3k Reads! *O* Ihr seid einfach HAMMER!!!:*** ICH LIEBE JEDEN EINZELNEN VON EUCH DA DRAUßEN!!! :**** ♥ Als ein Art Dankeschön hab ich heute ein extra langes Kapitel geschrieben :D Ich hoffe es gefällt euch :33 

Dieses Kapitel widme ich @Everyonecallsmelucia da sie immer total süß kommentiert und die zweite „Rolle“ bekommen hat :D :** ♥ Ich hoffe es macht dir nichts aus, dass es jetzt doch Calums Freundin geworden ist ;))

Wie gesagt ich hab euch alle verdammt lieb :**♥

xo Antonia ♥

There's No Place Like Home || Luke Hemmings FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt