III

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P.o.V. Evelyn

Gestern Abend hatte ich auch den kleinen Gabriel kennen gelernt, er war echt süß aber genauso wirkte er häufig in Gedanken. Was ich dazu sagen muss, ich auch. Heute Morgen beim Frühstück war ich in einem Gespräch mit Mira und gleichzeitig schien Isabella irgendwas zu fragen denn ich wurde irgendwann angestupst und alle sahen mich fragend an. Sie meinte, dass Morgan nachher mit mir mal in den Wald wollte. Stumm nickte ich, die Müdigkeit war noch nicht aus meinen Knochen gewichen. Heute Morgen wurde ich bereits um neun Uhr wach, und allgemein hatte ich sehr schlecht geschlafen. Was Morgan jetzt genau wollte wusste ich nicht, aber es war wohl was wichtiges. Er drängte mich die ganze Zeit und er wollte unbedingt los. Da ich weder geduscht hatte, noch umgezogen war, musste ich mich damit natürlich beeilen. Als wir dann endlich draußen rumstapften blieb er allerdings still. „Was ist denn nun so wichtig?" durchbrach ich die unangenehme Stille. „Ich wollte mit dir über deine Mutter reden." fing er dann doch irgendwie an. Die Stille von vorhin wäre mir dann doch wieder lieber geblieben. „Wir müssen nicht..." wollte ich gerade anfangen aber er unterbrach mich direkt, „doch, wir sollten darüber reden. Es ist wichtig, ich weiß du magst mich nicht wirklich und das alles hier ist nicht was du willst. Genau deswegen müssen wir darüber reden. Ich kann nicht die nächsten Jahre damit leben von meiner Tochter gehasst zu werden." es nagte an seinem Herzen und ihm schien es wirklich sehr wichtig sein unser Problem von Anfang an aus dem Weg zu räumen. So kurz nach Mutters Tod wollte ich eigentlich nicht über sie reden. Es schmerzte weiterhin über sie zu reden wo sie doch nicht mehr da war. „Ich kann noch nicht wieder über Mum reden." gestand ich leise. Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich versuchte sie irgendwie wegzublinzeln. „Dann hör mir einfach zu. Bitte Evelyn." man könnte einen flehenden Unterton erahnen und so nickte ich und wir liefen weiterhin nebeneinander durch den Wald. „Damals, als du geboren wurdest, war ich der glücklichste Mann auf der Welt, wenn nicht sogar im ganzen Universum. Nur du musst verstehen, damals war ich noch jünger und es gab hier Probleme und sie brauchten mich. Mir viel es sehr schwer euch zu verlassen, aber schon damals lebte ich hier in diesem Ort und hier kam es zu einem schweren Todesfall. Man brauchte mich hier mehr als alles andere, ich fragte deine Mutter ob sie mitkommen wollte und erklärte ihr alles. Erst sagte sie ja und freute sich, und dann auf einmal, wollte sie unbedingt dort bleiben und dich in London aufziehen. Es sei besser für uns alle und dann trennten wir uns. Ich weiß nicht was damals passierte, aber sie reagierte weder auf die Briefe noch auf die unzähligen Anrufe. Und vor zehn Jahren lernte ich dann Isabella kennen, ihr Mann ist verstorben und wir heirateten kurz vor Gabriels Geburt." ich konnte nicht glauben was er da erzählte, er versuchte wirklich Kontakt aufzunehmen. Mir flogen so viele Fragen durch den Kopf, warum wollte sie auf einmal nicht mehr mit, wieso erzählte mir sie nie von all dem und was war dieses riesen Problem was hier war. So ein Todesfall in der Familie wäre verständlich aber irgendein Todesfall. Ich sage dir doch, die verbergen irgendwas. Mira hatte sich seit dem Frühstück nicht gemeldet aber sie hatte schon recht, irgendwas war hier total komisch, dass ganze Dorf war komisch. Dabei war ich erst einen Tag hier und den habe ich halb verschlafen. „Als ich gehört habe das sie gestorben ist, hatte ich mir riesige Sorgen um dich gemacht. Das Jugendamt fragte ob ich dich aufnehmen könnte und ohne Isabella zu fragen sagte ich direkt ja. Ich freute mich so auf den Tag an dem du kommen solltest. Und dann warst du da, und du warst so kühl und abweisend, dabei liebte ich dich von dem ersten Augenblick an." diese Sätze umhüllten mein Herz mit Wärme und bereitete mir gleichzeitig ein komisches Bauchgefühl. „Es tut mir leid." ich hatte dieses dringende Gefühl mich bei ihm für mein Benehmen zu entschuldigen. „Alles in Ordnung Evelyn, ich kann es schon ein wenig verstehen." beichtete er und zog mich urplötzlich in eine Umarmung. Ein knurren ließ uns auseinander fahren. Morgan spannte sich an und drehte sich Richtung Wald um. Hier ist überall Wald um dich rum. Ist mir auch klar Mira, ich meine in Richtung tiefer Wald. Aus diesem kam gerade ein Wolf aus dem Gebüsch, leicht gebückt und in eindeutiger angespannter Angriffshaltung. Starr blieb ich stehen und starrte den riesigen schwarzen Wolf vor mir an, Morgan schien der Wolf wenig zu interessieren. „Evelyn, geh sofort zurück in das Haus und bleib da. Hast du mich verstanden?" wie paralysiert nickte ich starr und ging Schritt für Schritt zurück um mich dann schlagartig umzudrehen und los zu laufen. Immer wieder stolperte ich über Äste die unter der Schneeschicht begraben waren, immer wieder musste ich mich aufrappeln und weiter rennen. Vollkommen außer atmen kam ich an dem Haus an und stürmte direkt rein, Isabella empfing mich verwirrt. Sie hat anscheinend Gabriel in den Kindergarten gebracht. „Was ist denn los Evelyn, wo ist Morgan?" sie schien wirklich besorgt und ich musste erst einmal zu Atem kommen. „Wald... großer Wolf... ich sollte laufen." meine Nerven waren am Ende und ich setzte mich immer noch total verwirrt und verängstigt auf das Sofa. Isabella machte mir einen Tee und setzte sich zu mir, aber sie schien nicht verängstigt oder überrascht das da draußen ein Wolf rum rennt, der größer ist als ihr Sohn. Nach gut einer viertel Stunde kam Morgan rein, sein T-Shirt schien nass genauso wie seine Hose und ich fragte mich was er da gemacht hatte. „Geht es dir gut?" richtete er sich direkt an mich. „Ja, nein, ich weiß nicht. Dieser Wolf war fast größer als Gabriel und ihr scheint keinerlei Angst zu haben. Diese Dinger sind wirklich gefährlich." ihr Verhalten irritierte mich vollkommen und ich fühlte mich nicht gut und wollte mich am liebsten in das nächste Flugzeug setzen und so weit wie möglich von diesem Wald weg. „Beruhig dich erst einmal, dass passiert hier öfter. Diese Wölfe sind nicht gefährlich und fallen keine Menschen an." versuchte Morgan mich zu beruhigen. Isabella nahm mich etwas in den Arm und strich über meinen Rücken. „Wie wäre es wenn du dich hier in das Sofa lümmelst und einen Film oder so schaust?" schlug sie nach einigen stillen Minuten vor. Ich nickte bloß und sie durchsuchte die Filme nach einem der anscheinend interessant für mich sein könnte. „Schaust du gerne Komödien?" daraufhin nickte ich bloß und sie legte einen Film rein. 22 Jumpstreet, den Film kannte ich noch nicht aber er musste gut sein, ich hatte von ihm gehört. „Wenn etwas ist, ich gehe die Wäsche machen und Morgan ist in seinem Büro." Isabella verschwand aus dem Raum und ich fing an den Film zu schauen. Meine Gedanken schweiften immer wieder zu dem großen schwarzen Wolf und seine aggressive Ausstrahlung. Mir hat er auch ein wenig Angst gemacht. Aber wenn Morgan sagt das sie nicht gefährlich sind muss es ja stimmen. Er lebt schon so lange hier. Mira hatte Recht und das wusste ich tief in mir drin auch, aber wenn man mal so einen Wolf von nahem sieht bekommt man doch ein komisches Gefühl. Wölfe sind Rudeltiere es gibt also mehr von denen in diesem Wald. Mach dir vorerst keine Sorgen, wir gehen einfach nicht mehr in den Wald und bleiben einfach in diesem Haus drin. Sehr tolle Idee, wir schmeißen die Schule hin und leben für immer in unserem Zimmer ohne es einmal zu verlassen. Hörst du den Sarkasmus raus Mira, wenn nicht muss ich wohl doch laut sprechen. Nein ist gut, ich hab schon kapiert. Das war eine schlechte Idee von mir. Deine Dummheit färbt eben auf mich ab. Empört stieß ich die Luft durch meine Nase aus und fing an Mira zu ignorieren, und wer hätte es gedacht, sie nervte so lange bis ich wieder mit ihr sprach. Mit Mira zu reden hatte aber auch irgendwo etwas beruhigendes. Evelyn, könntest du gleich eventuell Gabriel vom Kindergarten holen. Wegen dem Weihnachtsfest Morgen machen sie früher zu und ich muss noch so viel erledigen. Geht das?" Isabellas Kopf war in der Tür erschienen und ich unterbrach den Satz den ich Mira gerade an den Kopf werfen wollte. Natürlich war Matthew Daddario süßer als Dominic Sherwood. Mira hat einfach keinen Geschmack was Männer angeht. „Ähm klar kann ich das machen. Das war doch da hinten in der Nähe von dem großen Haus wo wir gestern waren." daraufhin nickte Isabella nur und ich stand gemächlich von der Couch auf. Eigentlich wollte ich nicht raus aber Gabriel sollte auch nicht alleine gehen müssen nur weil ich nicht konnte. Mit Schal, Winterjacke und Stiefeln bewaffnet trottete ich in Richtung Vorschule. Also eigentlich war es ein Haus wie jedes andere hier nur eben ein wenig größer. So schnell wie möglich lief ich über den Platz und behielt den Wald genau im Blick um auf alles und jeden vorbereitet zu sein. Gabriel spielte draußen mit ein paar anderen Kindern und ich lief zu der Erzieherin, sie war eine sehr junge Erzieherin, wenn es hoch kommt 21 Jahre alt. „Hi, ich bin Evelyn. Isabella schickt mich ich soll Gabriel abholen." ich wusste nicht ob man sich hier auch bei Vornamen nannte aber Isabella meinte ja sie wären wie eine große Familie. „Ach du bist die neue große Schwester von der er heute die ganze Zeit redet. Du sollst schlafen wie ein Bär wusstest du das." ihre Worte brachten mich auch ein wenig zum Lachen. „Evy!" rief ein Junge und Gabriel stürmte in meine Arme. „Hi großer. Na können wir gehen?" fragte ich und er nickte fröhlich. „Bis bald Marly." rief er der Erzieherin zu und dann zog er mich auch schon in Richtung Haus. „Hast du denn gar keine Tasche dabei gehabt, oder eine Jacke?" fragte ich als ich bemerkte das er nur in einem dünnen Pullover rumlief. „Ne, mir ist immer so warm da brauche ich das nicht." er lachte mich wie ein Sonnenschein an, dass muss er von seiner Mutter haben. Der kleine ist aber auch zum anbeißen. Als Mira das sagte musste ich grinsen. Weißt du, ich wollte schon immer eine kleine Schwester haben. plapperte sie weiter, ja ich hatte mir auch immer einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester gewünscht. Aber einen anderen Mann gab es nie bei meiner Mutter. Jetzt hast du ja Gabriel, da stimmte ich ihr vollkommen zu. Der kleine war echt Zucker. „Redest du auch mit dir selber?" fragte Gabriel wie aus dem nichts und beobachtete mich. „Wie kommst du denn da drauf?" wusste er etwa was ich dachte oder fragte er einfach so. „Naja, ich wirke auch so abwesend wenn ich mit meiner inneren Stimme rede. Er heißt Marlon und ist mein bester Freund." er hatte also auch eine innere Stimme, wie ich. Ja aber er ist erst sieben und du bist 16, erinnerte Mira mich an den Altersunterschied. „Hat nicht jeder eine innere Stimme?" fragte ich ihn dann und er nickte lächelnd und lief auf das Haus zu. So schnell er konnte streifte er sich die Schuhe von den Füßen und rannte in Richtung Küche. „Mama, ich bin wieder da. Evy hat mich heute abgeholt." rief er durch das gefühlt ganze Haus, diesen Spitznamen hat er mir gestern beim Mittagessen gegeben. „Ich weiß Gabriel, ich habe gedacht du freust dich wenn sie dich abholt." Isabella klang bei ihm immer so voller Freude und Herzensgüte das selbst mir ums Herz warm wurde. Langsam streifte auch ich mir meine Stiefel von den Füßen und hängte die Jacke an den dafür vorgesehenen Harken. „Evelyn das Essen ist auch jetzt fertig. Holst du Morgan aus seinem Büro?" sie bezog mich komplett in das Familiengeschehen ein, ich wusste nicht ob ich das tun könnte. Isabella wurde ja nicht einmal gefragt ob sie mich hier haben wollte. Ohne in die Küche reinzuschauen lief ich den Flur durch bis zu der letzten Tür hinter der sein Büro lag, gerade wollte ich klopfen als ich eher unfreiwillig ein Gespräch mithörte. Eher das was Morgan mit jemandem am anderen Ende des Telefons führen musste. „Er kann nicht rumlaufen wie er will, sie hatte einen riesigen Schock und wir mussten sie erst wieder beruhigen bis sie sich überhaupt wieder getraut hat irgendwas zu machen. Wer weiß wie viel Angst sie jetzt vor dem draußen hat. Das war töricht von ihm, er sollte doch wissen das man sich nicht einfach so zeigt er soll mal der Alpha des Rudels werden." Morgan klang aufgebracht und hörte der anderen Person ruhig zu. „Nein ich kann nicht einfach so davon erzählen, das würde sie nicht verkraften." wieder eine Pause, „ja ist gut, wir sehen uns heute Abend. Gabriel kann ja bei Evelyn bleiben dann wird es für ihn nicht so spät." man hörte deutlich wie er auflegte und sich seufzend setzte. Das Gespräch verwirrte mich, Alpha des Rudels? Ging es um den Wolf vorhin, und was darf er mir bitte nicht sagen. Ich bin 16 und keine sechs mehr. Ein paar Minuten wartete ich noch bis ich anklopfte, er bat mich herein und ich trat in das Zimmer. „Isabella schickt mich, das Essen ist fertig." brachte ich erfolgreich mit fester Stimme raus. Morgan lächelte mich warm an und folgte mir dann in die Küche. Isabella hatte leckere Nudeln mit eine Tomatensoße gekocht und Gabriel wie auch sein Vater stürzten sich förmlich auf das Essen. Kopfschüttelnd begann auch Isabella zu essen. Die drei waren eine schöne Familie und ich fühlte mich schlecht hier zu sitzen und Teil dieser kleinen Familie zu sein. Dieses Mal war ich nur in Gedanken versunken aber Gabriel grinste mich mit einem großen grinsen an und fragte ob es denn was gutes wäre was ich dachte. Er war so klug für sein Alter, und er erzählte nicht von Mira was ich ihm hoch anrechnete. Die halten mich doch dann für verrückt wenn die das hören. Ich antwortete bloß das es sehr schöne Gedanken seien und er aß nickend weiter. „Gabriel, Morgan und ich müssen heute Abend zu George es ist sehr wichtig. Kannst du mit Evelyn hierbleiben?" fragte sie ihren Sohn und er schaute traurig zu seiner Mutter, „ich will mit, du sagtest das nächste Mal kann ich mitkommen." er war wirklich beleidigt und Morgan verkniff sich bei dem Anblick seines Sohnes ein Lachen, Isabella schaute ihn nur kurz böse an und er verstummte. „Ich weiß, aber heute Abend gehen wir nur unter Freunden essen, verstehst du. Evelyn kann euch ja einen tollen Kakao machen und ihr schaut einen Film." schlug sie besänftigend vor und Gabriel schaute mit seinen großen Augen zu mir. „Klar, und wir machen uns Popcorn. Das darfst du aber nicht deinen Eltern sagen das ist unser Geheimnis." ich flüsterte extra laut in seine Richtung und er nickte einmal heftig und seine Eltern lachten als sie sahen wie er versuchte nichts zu sagen. Ich stimmte in das Lachen ein und Gabriel schaute uns verwirrt an. Wie konnte man ihn nur nicht mögen.

Heal my Heart AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt