XVIII

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P.o.V. Evelyn:

Das Frühstück verlief sehr ruhig, nur Aiden und seine Familie waren anwesend also weder mein Vater noch Isabella oder ihr Sohn. Die Gespräche waren meist kurz und knapp und niemand sprach die gestrige Nacht an. Am Ende des Frühstücks half ich Tara alles abzuräumen und zu spülen, all das verlief ruhig und ohne Gespräche. Ein räuspern erklang in dem stillen Raum und Aiden beanspruchte unsere Aufmerksamkeit. "Ähm Evelyn, ich wollte heute mit dir etwas unternehmen wenn das für dich okay ist." er wirkte nervös und seine Wangen färbten sich leicht rot. Tara hatte ein leichtes Schmunzeln auf den Lippen und nickte mir leicht zu. "Ja, warum eigentlich nicht." schulterzuckend legte ich das Küchentuch weg und strich mir meine Hände an dem Pullover ab. "Was machen wir denn?" fragte ich nach und überlegte was ich anziehen könnte. "Vielleicht eine kleine Wanderung." er wirkte weiterhin etwas verlegen und schüchtern. "Von mir aus." schnell lief ich nach oben und zog mir eine warme Hose und einen dickeren Pullover an. "Hier sind ein Paar feste Schuhe für dich." Tara stellte ein Paar hellbraune Wanderschuhe in das Zimmer allerdings ging sie dann nicht wieder raus sondern blieb stehen. "Danke das du meinem Sohn eine Chance gibst." ihr Lächeln wirkte ehrlich und freundlich, "Ich hätte ja schlecht nein sagen können, anders kommt man hier schließlich nicht raus." natürlich gab ich ihm eine Chance nicht nur wegen der Gelegenheit raus zu kommen aber das muss sie ja jetzt nicht wissen. Ich glaube allerdings das sie es schon weiß denn sie ging einfach lächelnd raus. Die Schuhe, die sie mir gebracht hatte, passten perfekt und ich fragte mich immer wieder woher sie sowas wusste. Vielleicht hat sie auch nur die Größe meiner Schuhe gesehen und daran festgestellt welche ich benötigte. "Und bist du soweit?" fragte Aiden als ich unten vor der Tür ankam. "Ja, wir können gehen." schnell schlang ich einen Schal um den Hals und zog mir eine Mütze über den Kopf. "Dann mal los, wir haben eine weite Strecke vor uns." er nahm meine Hand und zog mich nach draußen. Seine Hand in meiner Hand fühlte sich nicht schlecht an allerdings auch nicht gut also entzog ich sie ihm schnell wieder und folgte ihm. "Also, wohin gehen wir?" fragte ich und schaute mich um. In dem kleinen Ort war es sehr ruhig, bestimmt waren alle bei ihren Familien. "An meinen Lieblingsort oder eher an meine Lieblingsorte." erklärte er und blickte sich zwischen den Bäumen um. Stumm folgte ich ihm und beobachtete meine Umgebung, der Schnee schmolz langsam aber es war trotz allem sehr kalt. Kleine Wölkchen entstanden während ich atmete und meine Finger waren Eiskalt. "Hier." er drückte mir ein Paar Handschuhe in die Hand die mir viel zu groß waren. "Dankeschön." gleich darauf wurden meine Hände etwas wärmer und ich rieb sie immer wieder aneinander. Während ich so auf meine Hände konzentriert war blieb ich an einer Wurzel hängen und malte mir schon in Gedanken den Aufprall aus. Zwei starke Hände griffen unter meine Arme und fingen mich auf. "Nochmals danke." ein leichter rosaton machte sich auf meinen Wangen breit. Sein übliches Grinsen zog sich über seine Lippen und er ließ mich nicht los. "Kein Problem Prinzessin, ich werde dich immer retten." langsam ließ er seine Arme sinken und lief wieder weiter. Während dem ganzen Weg redete er kein Wort mit mir und lief immer weiter, wenn er so bei mir weiterkommen will hat er Pech. So lasse ich mich nicht rumkriegen. "Also, warum laufen wir hier jetzt durch den Wald?" fragte ich als mich die Stille nervte. "Na um Zeit zu verbringen." er klang ruhig und sprach sehr leise. "Und warum verschwende ich meine Zeit im Wald wenn wir uns nicht kennenlernen. Ich mache das hier für deine Mutter also bemüh dich doch auch mal ein bisschen." ging ich ihn an. Ruckartig drehte er sich um und hielt einen Finger vor meinen Mund. "Du bist jetzt einmal kurz still und lässt mich machen." er schob mich vor sich und hielt mir dann dir Augen zu. "Was..." er unterbrach mich mit einem 'Sht!' und drückte mich leicht nach vorne. "Vorsicht eine Wurzel." raunte er mir in mein Ohr und eine Gänsehaut lief über meinen Nacken. "Ich nehme jetzt meine Hände weg." warnte er mich vor und schon kam wieder Licht in die Dunkelheit. Stark blinzelnd blickte ich mich um. Vor mir ging ein kleiner Pfad nach unten in eine Art kleines Tal und unten schimmerte ein kleiner Teich und direkt dahinter eine Höhle in der es ebenso funkelte. Ich wollte schon runter gehen als er mich aufhielt. Verwirrt blickte ich ihn an aber er ging an mir vorbei und reichte seine Hand. "Hier ist es rutschig." war sein einziger Kommentar. Langsam lief ich von ihm geführt nach unten und es war wirklich an manchen Stellen rutschig und auch matschig. "Und wieso bringst du mich ausgerechnet hierhin?" unten angekommen ließ er meine Hand nicht los und führte mich um den Teich herum. "Hier das ist ein ganz besonderer Ort, an Vollmond verbringen hier der Alpha und seine Luna die schönsten Vollmond Stunden während die anderen noch laufen. Hier stört einen niemand und man wird allein gelassen." erklärte er und deutete auf den Teich. "In diesem Teich spiegelt sich der Vollmond nahezu perfekt und in der Höhle sind über die Jahre hinweg Kristalle entstanden die nach einer Sage die Mondgöttin hinab gesandt haben um den Alpha und seine Luna zu segnen und hier soll man ihr am nächsten sein." ich hörte ihm gespannt zu und ließ meine Hand in den Teich gleiten, das Wasser war eiskalt und trotzdem fühlte es sich angenehm an. Von dem Teich führte ein kleiner schmaler Bach bis in die Höhle. Es war so klein das es fast ein Rinnsal sein könnte. "Hier ist es wirklich wunderschön Aiden." ehrliche Begeisterung zeichnete sich in meinem Gesicht ab. "Ja, ich war bei meinem ersten Mal hier auch fasziniert.  Dieser Ort hat etwas magisches." Aiden saß auf dem Boden in der kleinen Höhle und beobachtete mich. Langsam alles beobachtend lief ich zu ihm und ließ mich neben ihm nieder. "Und das ist dein Lieblingsort?" fragte ich nach und schaute mir die klaren Kristalle an. "Ja, also einer davon." meine Hand wanderte in den kleinen Bach und bemerkte die leichte Strömung. "Wohin führt der Bach hier?" ich folgte dem Rinnsal bis zwischen die Kristalle wo er verschwand und man hörte nur ein kleines Plätschern. "Ich weiß es nicht, meine Oma hat mir früher erzählt das es zu unserer Mondgöttin führt und im Unterricht lernten wir, dass hinter diesen Wänden eine neue Welt beginnt in der nur Werwölfe leben. Kein Versteckspiel mehr, keine Jäger, einfach nur ein großes glückliches Rudel." meine Finger spielten während seiner Erzählung in dem Wasser und fuhren die Unebenheiten nach. "Und was denkst du was hier hinter ist?" ich war ehrlich interessiert an seiner Meinung. "Ich denke das hier hinter einfach nur eine dunkle große Höhle ist die sich im Laufe der Tage entwickelt hat." er kam zu mir und nahm meine bereits eiskalten Finger in die Hand. "Wie unspektakulär und traurig." meinte ich und streifte mir die Handschuhe wieder über. "Traurig?" fragte er und nahm meine Hände in seine, "es ist traurig das du anscheinend keine eigene Fantasie hast um dir etwas hinter der Wand vorzustellen." ich entzog mich seinem Griff wieder und lief nach draußen. "Was glaubst du denn was hinter der Wand ist?" fragte er neugierig und folgte mir. "Nun ja, ich denke hinter der Wand wartet ein noch schönerer Ort als hier mit seinen eigenen Geheimnissen die es zu entdecken gibt." antwortete ich und machte es mir auf dem Boden am Teich bequem. Natürlich werde ich gleich eine nasse Hose haben aber ich wollte noch etwas an diesem magischen Ort verweilen. "Für einen Teich wirkt er aber sehr tief." meinte ich als ich den Boden nicht berühren konnte. "Niemand weiß wie tief er genau ist aber wenn man sich reinstellt berührt man nicht den Boden also ist er wohl tiefer als gedacht." kam es von ihm und er setzte sich neben mich. "Sehr schade." war mein Kommentar. "Warum magst du mich nicht?" fragte er nach kurzer Zeit in der mir langsam kalt wurde. "Du bist einfach ein total arroganter, von sich selbst überzeugter Junge der eindeutig nicht weiß mit einem Mädchen umzugehen. Wärst du so wie heute und das immer, könnte ich dir auch eine Chance geben. So wie du aber in den letzten Wochen warst, weiß ich nicht mal ob wir noch Freunde sein können." erklärte ich und eine unangenehme Stille entstand. "Wir sollten zurück gehen." brachte ich leise hervor und Aiden nickte bloß kurz.  Er half mir wieder nach oben zu kommen und lief dann schweigend neben mir her zurück. Ohne einen Kommentar ging er auf sein Zimmer und ich blieb hier alleine zurück.

Heal my Heart AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt