XXVIII

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Hallo und willkommen zurück. Ich hoffe euch gefällt dieses Kapitel auch wenn es etwas emotionaler ist aber das muss ja auch einmal sein. Viel Spaß und hinterlasst mir gerne Kommentare mit Anmerkungen und Ähnlichem.

Nach dem Essen machten wir uns fertig für die kleine Wanderung zu unserem sogenannten Familienschrein. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht einmal was das ist. Ich wollte aber auch nicht nachfragen, da es ein wichtiger Ort zu sein schien. Wir hatten uns vor dem Haus ein paar Klamotten zurechtgelegt. Geschützt in einer kleinen Kiste könnten wir uns hinterher einfach umziehen. „Bist du bereit?" fragte mich Mira und nervös nickte ich vor mich hin. „Bereit?" fragte nun auch Isabella welche mich aufmunternd anlächelte. „Klar." brachte ich einigermaßen verständlich raus. „Dann mal los." mischte sich auch Morgan ein. Er lief vor und verwandelte sich kurz vor unserem Haus. Sein braunes Fell glich meinem jedoch war Isabella ein helles Mahagoni-braun was überhaupt nicht zu ihrer eigentlichen Haarfarbe passte. Tief durchatmend ließ ich es zu, dass Mira sich verwandelte. Sie war hierbei der Hauptakteur, ich versuchte einfach nur damit klar zu kommen. Langsam und noch etwas unbeholfen tapste ich die Treppenstufen nach unten. „Du weißt gar nicht, wie gut sich das anfühlt." schnurrte Mira in mir wie eine Katze. Dem auffordernden Blick meines Vaters nach, wartete er darauf, ob wir gehen konnten oder nicht. Mit meinem riesigen Wolfsschädel nickte ich leicht. Seine Reaktion war es, vorzulaufen und ein Tempo einzulegen, welchem ich nicht einmal mit regelmäßigen Verwandlungen folgen konnte. Isabella hielt allerdings gut mit weswegen ich mich fragte, ob ich einfach zu schwach war.

Morgan merkte schnell, dass ich nicht einmal annähernd so schnell laufen konnte, wie die beiden. „Alles in Ordnung Evelyn? Sollen wir langsamer machen?" fragte mich Morgan über diesen Mindlink. Peinlich berührt war ich froh, ein Wolf zu sein. Als Mensch wäre ich jetzt so rot, wie eine Tomate. Nickend antwortete ich ihm. Den Mindlink hatte ich noch nicht wirklich raus. Immer wieder wurde ich wohl mit Aiden verbunden und der musste das ganze hier ja nicht mitkriegen. Peinlich genug, dass Isabella schneller war als ich. Nun langsamer liefen die beiden los und ich folgte dem neuen Tempo. Es war anstrengend aber ich kam nun wenigstens hinterher.

Zu dritt liefen wir als Einheit durch den Wald. Es war ruhig und fast schon harmonisch. Der Schnee unter meinen Pfoten war kalt und nass aber das machte mir nichts aus. Ich fror weniger als sonst. Mein Körper schien sich langsam an die Temperaturen in Springville zu gewöhnen. Losgelöst und etwas befreiter lief ich immer mal wieder vor musste jedoch warten, da ich den Weg nicht wusste. Morgan beobachtete das mit Belustigung und ließ mich manchmal über den Mindlink wissen, wo wir lang mussten. So habe ich den Wald noch nie betrachtet, mit all seiner Vielfalt und Schönheit. Es fühlte sich wie Freiheit an. „Wir sind gleich da, dort vorne an dem Steinhang müssen wir einen schmalen Pfad runter." erklärte mir Morgan den Weg. An dem Steinhang ging ein sehr schmaler und steiniger Weg nach unten. Es war tief aber ich hoffte einfach, dass der steinige Weg nicht auch noch gefroren war. Vorsichtig, eine Pfote nach der anderen, lief ich den gewundenen Weg nach unten. Es wurde immer kühler und trotz Fell fröstelte es mir langsam.

Morgan und Isabella waren direkt hinter mir als ich unten ankam. Anscheinend war ich noch langsamer gewesen, als ich angenommen hatte. Um uns herum waren hohe Felswände. An einer Wand, auf die Morgan und Isabella losgingen, war ein kleiner Spalt durch den sie gingen. „Das ist unser Familienschrein. Von Generation zu Generation werden hier die toten Beerdigt damit ihre Geister immer über uns wachen können." erzählte Morgan während ich durch den Felsspalt kam. Malereien von Mensch und Wolf waren an die Wand gezeichnet worden und kleine Steintürme lagen nebeneinander aufgereiht an den Wänden. Manche waren höher, andere niedriger. „Die Höhe des Turmes, zeigt den Rang des Wolfes. Hier liegt mein Vater, der vergangene Beta des Rudels. Er starb vor fast 17 Jahren kurz vor deiner Geburt." erzählte er immer weiter und setzte sich vor ein Grab mit einem hohen Steinturm. Wegen ihm ist er also damals zurück gekommen. Aiden hat mal erzählt, dass damals der Alpha und der Beta gestorben seien, ich wusste allerdings nicht, dass der Beta mein Großvater war.

Neben diesem Steinturm waren noch zwei weitere kleine Türme direkt neben ihm. Isabella senkte den Kopf und auch Morgan wirkte auf einmal traurig. „Das sind meine Schwester und meine Mutter. Meine Mutter starb durch den Tod meines Vaters und meine Schwester durch einen wilden Rogue." ganz flach legte er sich vor die Gräber. Auf einmal sah er schwach und zerbrechlich aus. Da fiel mir auf, dass er ja noch bei uns war, als sie gestorben waren. Er konnte ihnen nicht helfen. Wie gerne hätte ich ihm gesagt, wie leid es mir tut aber ich konnte den Mindlink nicht so nutzen, wie er es kann. Mir tat es in der Seele weh. Isabella kuschelte sich an Morgan wohl um ihn zu trösten. Isabella war nicht seine Mate, seine Mate war vor einem Monat gestorben und damit musste er nun auch leben. Ob meine Mutter auch ein Recht hatte hier zu liegen? Sie war seine Mate und gehörte doch somit irgendwie zur Familie.

Da fiel mir ein Einziger Stein in der Ecke auf. Über diesem war ein Zeichen gemalt worden. Es wirkte frisch. Hatte er den Stein wegen meiner Mutter dort hingelegt. Vorsichtig stupste ich ihn an. Erst als er mir seine Aufmerksamkeit schenkte, nickte ich ein paar Mal zu dem einsamen kleinen Stein. „Der ist für deine Mutter. Jedes Familienmitglied wird hier bestattet. Deine Mutter kannte keiner außer ich weswegen nur ein Stein dort liegt." erklärte er. Traurig darüber, dass ihr Grab so klein war ging ich nach draußen. An einer Felswand mussten ja genug Steine rum liegen. Ich suchte einen kleinen flachen Stein und nahm ihn mit nach drinnen. Dort legte ich ihn unter Beobachtung meiner neuen Familie auf den Steinhaufen meiner Mutter. Jetzt war er wirklich ein Steinhaufen. Ich legte mich davor und blickte ihn an. Das war das Grab meiner Mutter, auch wenn sie eigentlich in London eingeäschert wurde, hier hatte jemand an sie gedacht und das zeigte mir, dass Morgan sie immer geliebt haben muss. Hier wollte ich auch irgendwann einmal begraben werden. Neben meiner Mutter, meinem Vater und Isabella die nun zu meiner Familie gehörte.

Noch einige Zeit lagen wir dort und hingen unseren Gedanken nach. Da wir zum Abendessen wieder da sein wollten, mussten wir jetzt schon wieder los. Ich war langsam und deswegen, hatten wir weniger Zeit hier gehabt. Bald würden wir wiederkommen und dann würde meine Mutter noch einen Stein erhalten. Jedes Mal wenn ich komme, bekommt sie einen Stein mehr. Das ist zwar nicht Tradition, da jedes Familienmitglied nur einen Stein darauf legen durfte, aber ich kannte viele Leute, die meiner Mutter diesen Respekt gezollt hätten. Meine Mutter musste gewürdigt werden.

Heal my Heart AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt