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Hier ein neues Kapitel für euch. Ab jetzt gibt es jeden Donnerstag ein neues Kapitel hier und ich hoffe, dass die Geschichte euch noch genauso gefällt wie vor zwei Jahren.



Mit Marissa in der Bibliothek zu sitzen tat gut. Auch wenn wir nur lernten beruhigte mich die Stille ungemein. Das erste Mal seit fast einem Monat war ich ohne Probleme vollkommen frei neben einem menschlichen Wesen. Marissa stellte sich als eine sehr witzige Person raus die auch immer mal wieder einen Witz erzählte. Sie war aufgeschlossen und unglaublich herzlich aber vor allem glaubte ich, dass wir wirklich Freundinnen werden konnten. „Ich gehe mal kurz nach einem Buch schauen. Bleibst du hier?" fragte sie mitten in den Hausaufgaben. Schulterzuckend ließ ich sie ziehen und konzentrierte mich wieder auf meine Politik Hausaufgabe. Das einzige Fach, in dem ich keinerlei Erfahrung hatte da sich die englische Politik und die amerikanische Politik doch voneinander unterschieden. Mir fehlte so viel an Informationen, dass mir ein paar zusätzliche Lerneinheiten gut tun würden. Vielleicht konnten Marissa und ich uns täglich zum Lernen treffen. Außer uns, war keiner mehr hier. Natürlich auch noch die etwas ältere Bibliothekarin aber sie störte keinen und blieb an ihrem Schreibtisch. Mira hatte sich in meinem Kopf zurückgezogen und schien zu schlafen denn ich hörte ein leises schnarchen. Oder ich bildete es mir ein, was auch sehr gut möglich war.

Marissa kam mit einem Haufen an Büchern wieder und ließ ihn mit einem RUMS auf den Tisch fallen. Murrend blickte die alte Bibliothekarin auf weswegen Marissa entschuldigend zu ihr rüber schaute. „Du wolltest doch nur ein Buch holen?" fragte ich skeptisch auf den Stapel blickend. Grinsend blickte sie mich aus ihren blauen Augen an. „Naja, ich habe noch ein paar mehr gefunden und dann noch die zwei, die wären perfekt für dein Politik Problem und natürlich noch hier die, das ist noch das an Politik, was du die letzten Jahre verpasst hast." erklärte sie mir und türmte zwei Stapel auf. Ein kleiner mit fünf Stück für mich und ein etwas größerer mit sieben oder acht Büchern für sie. „Du hast für mich Bücher rausgesucht? Dankeschön." antwortete ich ehrlich dankbar denn selbstständig hätte ich diese Bücher nicht einmal aus dem Regal geholt. „Ach nichts zu danken. Ich dachte nur, dass ich dir damit etwas unter die Arme greifen könnte." meinte sie weiterhin lächelnd. Insgesamt lernten wir noch eine Stunde aber dann konnte ich nicht mehr. Mein Kopf rauchte und ich bereitete mich darauf vor, zu gehen. Die Bücher lieh ich mir aus und eine Tasche dafür gab mir Marissa die ihre auch noch auslieh. Gemeinsam verließen wir die alte staubige Bibliothek und begaben uns in Richtung Ausgang. Der Schneefall hat aufgehört und der Himmel klärte sich auf. „Ich muss da lang, kommst du alleine Heim oder soll ich meine Mutter fragen, ob sie dich fährt?" fragte sie freundlich und ich blickte auf die Taschen, die ich mitschleppen müsste. So konnte ich mich nicht verwandeln. Das würde im Chaos enden.

Da stimme ich dir zu, wir können ja später noch einmal raus aber so viel mitzuschleppen macht keinen Spaß.

Stimmte Mira mir zu was wohl bedeutet, dass wir irgendwie nach Hause gefahren werden müssten. Gerade wollte ich Marissa ihr Angebot annehmen, als jemand hupte. Ein schwarzer Geländewagen stand dort und mein Vater saß drin. Er wirkte keineswegs sauer oder ähnliches also bedankte ich mich bei Marissa und verabschiedete mich. „Hallo Evelyn." begrüßte er mich vorsichtig. Ohne ein Wort zu sagen stieg ich ein. „Als Aiden sagte, du wärst mit einer Freundin in der Bibliothek lernen dachte ich mir, dass du viele Bücher dabei haben würdest." sprach er im Auto nach einem kurzen Räuspern weiter. „Wolltest du nicht viel eher schauen, ob ich mich mit einem Jungen treffe. Keine Sorge, ich will nicht das jemand stirbt, weil ich einen cholerischen Vater habe." antwortete ich doch recht kühl und abweisend. „Evelyn es tut mir unglaublich leid. Meine Vaterinstinkte gingen damals mit mir durch und als du von diesem Einzelgänger erzählt hast, stieg in mir eine unglaubliche Sorge auf." erklärte er sich aber ich hörte kaum zu. Soll er sagen was er will. Er hat barbarisch gehandelt. „Bitte Evelyn, du musst mich verstehen. Wir Werwölfe sind extrem beschützerisch und wenn wir Gefahr wittern, sehen wir schwarz. Du schwebst für mich immer in Gefahr da du das Leben hier noch nicht kennst. Ich bin nur ein Vater, der wie du auch überfordert mit der Situation ist und nicht weiß, wie er mit dir und mit diesem Ding namens Pubertät umgehen soll." versuchte er sich zu versöhnen. „Kannst du mich hier raus lassen. Ich würde gerne heim gehen und nachdenken. Alleine versteht sich." machte ich meinen Standpunkt deutlich. Ich wollte nachdenken. Über mein jetziges und mein zukünftiges Leben. Wie stelle ich es mir vor. Er hielt ergeben am Straßenrand hielt mich aber noch einmal kurz auf. „Komm bitte heute zum Abendessen. Gabriel vermisst dich und Isabella ignoriert mich seit ich so ein Idiot war." bat er mich doch ich zuckte bloß mit den Schultern. Soll er doch schmoren. Er wollte doch damals, dass wir friedlich zusammen leben aber er hat es mit seinem Beschützerinstinkt kaputt gemacht. Er schloss ergeben die Augen und ließ mich nun gehen. Mit einem einfach „Bye" verabschiedete ich mich.

Die Luft war kühl und ich wollte mich nur noch bewegen und da ich Mira versprochen hatte, sie dürfte sich verwandeln, übernahm sie die Kontrolle. Ich spürte bei den Verwandlungen keinen Schmerz mehr. Ein leichtes Ziehen schon aber keinen Schmerz.

Das liegt daran, dass du dich nicht mehr dagegen wehrst.

Antwortete Mira die fröhlich durch den Schnee hopste. Sie war glücklich, dass spürte ich tief in mir drin. Sie tollte hin und her aber versuchte wenigstens in die Richtung der Siedlung zu laufen als es uns beiden klar wurde. Wir hatten keine Kleidung dabei die wir anziehen konnten und denen die Genugtuung zu geben, dass wir uns hieran gewöhnt haben, wollte ich nicht geben. Was mache ich denn jetzt. Vielleicht sollte ich die ganze Nacht hier bleiben und warten, bis alle schlafen.

Oder wir kontaktieren Isabella, sie könnte uns Klamotten herbringen.

Schlug Mira schlauerweise vor. Was für eine brillante Idee von mir oder ihr oder uns. Wie auch immer. Jetzt musste ich nur an Isabella ran kommen. Ich war nah genug in der Nähe der Siedlung und konnte bereits hinter den Büschen die ersten Häuser sehen. Also wie war das? Konzentrieren und fokussieren.

Isabella?

Versuchte ich es wieder einmal sehr vorsichtig zum zweiten Mal am Tag. Keine Antwort. Ich war einfach zu blöd dafür.

Bitte Isabella, ich brauche Klamotten und will nicht nackt hier rum laufen.

Doch erneut kam keine Antwort. Vielleicht konnte sie nicht antworten und kam einfach hierher. Morgan erklärte mir damals, dass sie riechen würden, wo jemand war. Vielleicht kam sie dann einfach hierher. Langsam wurde mir trotz Wolfskörper kalt und ich ließ mich in den Schnee fallen. Es dauerte jedoch nicht lange bis Schritte zu hören waren. Schritte, die sicherlich nicht von Isabella kamen. Wacklig und zitternd sprang ich auf und versuchte mich noch weiter zu verstecken als ein schwarzer Haarschopf hinter dem Busch hervor kam und mir grinsend ein Bündel voll Klamotten hin hielt. „Ich heiße zwar nicht Isabella aber Klamotten konnte ich dir trotzdem bringen." meinte Aiden grinsend was ich mit einem Knurren hinnahm. Ich hatte die falsche Person angefunkt. Aiden gab mir das Bündel und ich verschwand hinter ein paar Bäumen und Büschen um mich umzuziehen. Mir war eiskalt und meine Füße waren durchgefroren bevor ich fertig angezogen war. „Verdammt ist das kalt." meckerte ich als ich mit den Schuhen haderte. „Du bist mir ein komischer Werwolf. Eigentlich dürfte das Wetter dir nichts ausmachen." merkte er an kam aber zu mir und legte mir seine Jacke um. „Danke." murrte ich vor mich hin und folgte ihm nach drinnen. „Hat Isabella dir Bescheid gesagt?" fragte ich nach um wenigstens zu wissen, ob mein Versuch erfolgreich war. „Nein, du hast die ganze Zeit mit mir geredet. Wir sollten das mit dem Mindlink noch mal üben. Dein Vater wartet schon bei uns zum Essen." erklärte er. Meine Wangen wurden automatisch so rot wie eine Tomate. „Ich kriege das schon irgendwann hin. Eigentlich brauche ich es ja auch nicht." konterte ich woraufhin er lachen musste. Sein Lachen war schön, so warm und herzlich. Er erinnerte mich an seinen Vater als er mich zum ersten Mal traf.

Die warme Hütte umfing mich und es duftete überall nach Braten und Kartoffeln. Schon jetzt lief mir das Wasser im Mund zusammen. Tara war einfach eine wundervolle Köchin worum ich sie auch etwas beneidete. Vielleicht möchte sie mir ja das ein oder andere Rezept beibringen. Ich konnte nicht mehr den ganzen Tag in meinem Zimmer sitzen. Im Esszimmer war es laut und alle redeten durcheinander bis wir rein kamen. An dem Tisch saß eine mir unbekannte Person die anders roch als die Menschen und die Werwölfe. „Du bist also die Mate meines kleinen Aidens." sagte sie freudig und stand auf. Augenblicklich verstummten alle und ich blickte zwischen den beiden hin und her. „kleiner Aiden?" flüsterte ich ihm zu was er lachend bejahte. „Evelyn, darf ich dir meine Nana vorstellen. Das ist Theodora meine Großmutter." stellte er mich der älteren Dame vor. Seine Großmutter, seine Oma oder wie er sagte, Nana. Sie wirkte so warm und herzlich wie der Rest dieser Familie.


Heal my Heart AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt