XXXV

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Nach dieser unglaublich bewegenden Trauerfeier lag ich eine Weile in meinem Bett. Nicht lange, aber eine Weile. Den Tag über wurde ich noch einmal geschont weswegen ich am Abend mich aufraffte und zum Abendessen erschien. Wir blieben ruhig, sogar Gabriel war ruhig und vollkommen in sich gekehrt, das war für den siebenjährigen etwas vollkommen neues. Die Therapiestunde am nächsten Morgen überlebte ich relativ gut, sie malte und ich malte. Obwohl ich nicht sonderlich gut war, ließ ich meiner minderwertigen Kreativität freien Raum. Wir redeten nicht, kein Wort. Wir saßen zusammen in dem Raum. Ihre beruhigende Präsenz lullte mich vollkommen ein weswegen die Entspannung schnell folgte. Moira drängte mich nicht jedoch würde ich wohl auf Stur schalten wenn sie mit mir reden wollen würde. Das schlimme war viel mehr das Training mit Morgan.

Wir standen uns gegenüber, in Wolfsform versteht sich und er greift mich so lange an, bis ich ihm endlich über den Rudellink sagen kann, dass er aufhören soll. Ich konnte mir direkt denken, dass das keine Methode ist, mit der ich das lerne. Viel mehr sah ich meinen Erzeuger berechnend an und fing an ihm auszuweichen oder einen Gegenangriff zu starten. Darauf war er nicht vorbereitet. Mit Anlauf sprang ich auf ihn zu, er dachte ich greife von oben an jedoch ließ ich mich schnell auf den Boden fallen und griff seine Vorderpfoten an. Um Verletzungen scherte ich mich wenig. Sie würden schnell heilen. Da ich seine Vorderpfoten angriff richtete er seinen Angriff vollständig auf meinen freiliegenden Nacken. Er dachte wohl, ich wäre zu blöd um das zu merken. Mit meinem Kopf schoss ich nach oben und traf seinen Unterkiefer mit einer gewaltigen Härte. Wir gingen beide ein paar Schritte zurück. Morgan begann mich zu umkreisen während ich bloß stehen blieb. Soll er den ersten Schritt machen. Er hat mich genug drangsaliert, mich eingesperrt und mir zu viele Regeln aufgestellt. So geht das nicht. So durfte er nicht mit mir umspringen.

Mit einem leisen Knurren versuchte er mich zu ködern ihn endlich anzugreifen. Ich ließ mich auf solche Spielchen jedoch nicht ein. Die Blicke um uns herum waren mir nur zu deutlich bewusst. Wie musste das auch aussehen, ein Vater geht auf seine Tochter los. Ganz tolles Image für eine Führungspersönlichkeit. Gerade als Morgan mich angreift schnaube ich nur genervt auf, dachte er immer noch, dass ich ihn per Rudellink aufhalten würde? Vielleicht bin ich dafür einfach nicht geschaffen. Sowas kann es doch auch mal geben. Jedoch griffen mich gerade nicht nur Morgan an sondern gleichzeitig noch drei weitere Wölfe die mir unbekannt waren.

Besorg dir auch Hilfe wenn du das hier schaffen willst, Aiden ist nicht in der Nähe.

Wie gemein war er denn bitte, vier gegen eins war doch vollkommen unfair. Wie soll ich mir bitte Hilfe holen wenn dieser Rudellink bei mir nicht funktioniert. Wieder spürte ich ein brennen in den Augen und auf einmal war ich im Hintergrund. Ich hatte keine Handlungsmöglichkeit mehr. Ich übernehme hier E.

Mira hat die Kontrolle übernommen und ich war bloß noch stiller Beobachter in meinem eigenen Körper gefangen. Ich wusste nicht einmal, dass Mira das kann. Sie hat die Verwandlungen häufig mal erzwungen jedoch sonst nie etwas anderes gemacht. Darüber musste ich mit jemandem reden. Sowas kann sie doch nicht einfach machen. Ich sah zu, wie sie immer wieder gegen die Wölfe kämpfte aber keine entscheidenden Treffer traf. Auf einmal hörte ich ihre Stimme im Kopf wie sie nach Hilfe fragte und zwei Wölfe neben mir standen und mit uns kämpften. Sie kann den Rudellink nutzen und ich nicht.

Stimmt, du kannst es nicht. Was weiß ich warum aber das übernehme dann einfach ich. Wir sind eben ein Team.

Sagte Mira konzentriert. Unser Team kämpfte gegen das Team meines Vaters und es schien ausgeglichen zu sein obwohl wir einen Kämpfer weniger hatten. Die Teams umrundeten sich gegenseitig, jeder in Angriffsstellung und knurrend. Ich war unglaublich froh da jetzt nicht mitmischen zu müssen. Wahrscheinlich wäre ich dann schon längst tot. Vielleicht auch nur schwer verletzt wegen der magischen Selbstheilungskräfte. Den Kampf bekam ich nur noch am Rande meines Bewusstseins mit, immer mehr drängte mich Mira unterbewusst zurück in die Dunkelheit.

Erst einige Zeit später, es war schon lange dunkel, wachte ich wieder auf. Friedlich in meinem Bett liegend und ohne jegliche Erinnerung an den restlichen Kampf.

Entschuldige E. Ich habe dich irgendwie zu weit abgedrängt. Irgendwie war ich es nicht gewöhnt draußen zu sein während du da drin bist. Das wollte ich nicht.

Wieder nannte sie mich E., was ist das denn bitte für ein einfallsloser Spitzname. Darauf hörte ich ihr Schnauben und dann ein kichern. Mein Wecker sagte mir, dass es bereits nach 18 Uhr war. Das Abendessen hatte ich somit verpasst. Die ruhige Zeit nutzte ich um meiner besten Freundin zu schreiben. Die einzige, mit der ich den Kontakt aufrecht hielt. Ich erzählte ihr von dem heutigen Tag und wie das Training lief. Sie war natürlich nicht am Antworten aber so konnte ich schon einmal meinen Frust raus lassen. Danach redete ich mit Mira ein wenig welche mir von dem Sieg erzählte, den Morgan natürlich erringen konnte nachdem ich ohnmächtig wurde. Mira hatte mir sofort die Kontrolle zurück gegeben. Viel geholfen hatte es jedoch nicht. Mein Erzeuger saß noch unten und sprach mit jemandem jedoch wusste ich nicht wer.

Da mein Hunger überhandnahm entschloss ich mich doch runter zu gehen und etwas zu essen. Zu meiner Überraschung erkannte ich recht schnell die Stimmen von Tara, George und natürlich Aiden. Die beiden Familien saßen in aller Seelenruhe im Wohnbereich und plauderten über den Tag. „Hallo Evelyn, ich habe mich schon gewundert wann du aufwachst. Bestimmt hast du Hunger." sagte Isabella welche sofort aufsprang und mich in die Küche entführte. Die sprachen gerade anscheinend über etwas Wichtiges wovon ich nichts wissen sollte. Isabella hingegen war unglaublich freundlich und bot mir noch etwas von dem Abendessen, was sie gekocht hat, an. „Hast du gut geschlafen?" fragte sie, während sie mir das Essen hinstellte. „Ja ganz gut." antwortete ich bloß und schaufelte das Essen in mich rein. „Warum ist George hier?" fragte ich beiläufig zwischen zwei Happen. „Er wollte rüber kommen. Aiden hat sich Sorgen um dich gemacht da wollte er hier sein falls was passiert." antwortete sie. Lüge oder nicht, die Antwort klang plausibel. Das restliche Essen über blieb es ruhig bis Aiden auf einmal rein kam.

„Hi. Hast du gut geschlafen?" fragte er vorsichtig. Aiden ließ sich neben mir nieder und bekam ebenfalls einen Teller gereicht. „Ja, der Schlaf tat mir auf jeden Fall gut." antwortete ich ehrlich. „Das freut mich." erwiderte er bloß. Peinliches Schweigen brach aus. „Wie lange bleibt ihr noch?" fragte ich nun ihn. Schulterzuckend aß er weiter. „Es wird eine Ausgangssperre geben weil Rogues hier im Wald unterwegs sind." begann er ein Gespräch mit mir über ein Thema, von dem ich keine Ahnung hatte. „Das heißt?" Ich versuchte ihm mehr zu entlocken aber irgendwas sträubte sich wohl in ihm. „Ab wann soll ich nicht mehr aus dem Haus?" fragte ich nun direkt. Darum ging es doch, dass ich nicht weglief. „Alleine gar nicht mehr, du bist nicht besonders Kampf erfahren. Ab der einbrechenden Dunkelheit darf keiner mehr ohne eine Sondererlaubnis raus." erklärte er meinen Blicken ausweichend. „Also bin ich wieder hier eingesperrt." schlussfolgerte ich woraufhin er geknickt nickte. „Durch deinen strängen Zeitplan wirst du aber genug Zeit mit anderen verbringen und du kannst deine Freundin sehen, dass ist auch kein Problem. Nur geh einfach nicht alleine raus." eigentlich wollte ich nicht widersprechen und doch wollte er mich weiter überreden. Die letzten Wochen war ich nur für die Schule draußen warum sollte ich jetzt weglaufen. „Von mir aus." antwortete ich bloß und spülte meinen Teller ab. Glücklich mit meiner Antwort begann er mir zu helfen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 14, 2021 ⏰

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