Missverstehen leicht gemacht (7)

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Im Wald

Während Hicks sich auf dem Weg zu Astrids Hütte machte, um sich bei ihr zu entschuldigen, ging Stilla in den Wald, um neues Feuerholz zu holen. Was sie nicht wusste war, dass Heidrun und Raffnuss ihre Freundin gerade eben verlassen hatten, um dasselbe zu tun. Daher trafen sich die drei Wikingerinnen zufällig im Wald. „Oh ... Hallo, Stilla", begrüßte Heidrun sie. „Hallo, ihr zwei! Heidrun und Raffnuss, stimmts?", sagte sie leicht unsicher. „Ja, stimmt", bestätigte Raff sofort. Heidrun wollte die Gelegenheit nutzen, um Stilla ein wenig über Hicks auszuhorchen. „Und hast du dich hier schon eingelebt?", begann sie belanglos. „Ja, das ist wirklich eine tolle Insel, die ihr hier habt", antwortete die Braunhaarige. Raffnuss hatte den Plan, dank Heidruns Zwinkern verstanden und mischte sofort mit: „Du bist mir doch nicht sauer, dass du bei Hicks schlafen musst, oder?" - „Nein, keine Sorge! Ich kann dich verstehen. Drei Leute in einer Hütte wären wirklich zu viel. Außerdem ist Hicks Hütte echt schön und noch dazu groß", beruhigte Stilla sie. „Ja, immerhin ist er unser Anführer und der Anführer hat immer die größte Hütte", sagte Raff sachlich. „Er scheint ein großartiger Anführer zu sein!", war sich die Sandgeistbesitzerin sicher. „Das ist er wirklich! ... Was hältst du eigentlich so von ihm?", kam Heidrun endlich zum Punkt.

„Er ist echt toll. Ich habe noch nie einen so liebevollen und hilfsbereiten Jungen kennengelernt" 'Ich habe ein riesen Glück so jemanden als meinen Cousin zu haben', fügte Stilla in Gedanken hinzu. „Wow du scheinst ihn wirklich gern zu haben", meinte das Zwillingsmädchen. „Ja klar, wie könnte man Hicks nicht gern haben? ... Jetzt muss ich aber langsam mal weiter! Es war wirklich schön, mit euch zu reden", verabschiedete sich Stilla und hastete in den Wald. „Sieht aus als würde sie tatsächlich auf Hicks stehen", sprach Heidrun ihrer beider Gedanken aus. „Ich kann es ihr nicht verdenken, immerhin ist er ein wahrer Traumwikinger", sagte Raff ernst. Sofort schaute Heidrun sie mit einem 'Du-nicht-auch-noch'-Blick an, der sie zur Erklärung drängte: „Was? Hicks sieht doch wirklich gut aus und auch wenn er schmächtig ist, so ist er doch ziemlich stark und hat bestimmt einige Muskeln, außerdem ist er ein erfolgreicher Anführer, klug und auch noch liebevoll. Was könnte man sich mehr von einen Mann wünschen?" - „Du bist doch nicht etwa auch ...", begann Heidrun erschrocken. „Was? NEIN! Ich doch nicht! Aber du musst schon zugeben, dass es stimmt", sagte Raffnuss ehrlich. Heidrun war erleichtert, die Sache mit Astrid und Stilla war schon schwer genug. Insgeheim musste sie Raff aber tatsächlich recht geben, immerhin schien Hicks einfach perfekt zu sein. Zwar nicht für sie persönlich, aber so generell auf jeden Fall!

In Astrids Hütte

Astrid hatte sich inzwischen wieder gefasst und wollte sich eigentlich nur noch ins Bett legen, um diesen schrecklichen Tag hinter sich zu lassen, als jemand an ihre Tür klopfte. Verwundert, wer das sein könnte, öffnete sie diese und stutzte. Vor ihr stand Hicks, der sie mit leuchtend grünen Augen anschaute. „Ähm ... Kann ich reinkommen?", fragte er schließlich. „Oh ... Äh ... Klar", Astrid machte einen Schritt zur Seite, damit er eintreten konnte. „Was ... Was führt dich denn zu mir?", fragte sie schüchtern. „Ich wollte mit dir reden, Astrid", sagte Hicks zögerlich. „Reden? Worüber?", die Wikingerin war verunsichert. „Also ... Naja ... Puh! Ich weiß, dass ich dich in letzter Zeit vernachlässigt habe und es tut mir leid! Ich hatte nie vor dich zu verletzen und trotzdem habe ich es gemacht. Astrid, es tut mir wahnsinnig leid, dass ich dir das angetan habe! Ich war in letzter Zeit ein echter Dummschwätzer! Ich hoffe du kannst mir verzeihen!", entschuldigte er sich voller Reue. Astrid war gerührt. Hicks konnte so liebevoll sein und sie glaubte ihm sofort, dass er es ehrlich meinte, also vergab sie ihm mit einer Umarmung: „Natürlich verzeihe ich dir, Hicks" - „Danke", Hicks war unglaublich erleichtert, doch er sah, dass Astrid etwas beschäftigte: „Astrid, was ist los?" - „Ich ... Ich ... Ach nichts" - „Tu nicht so! Ich weiß, dass irgendwas nicht stimmt ... Sag es mir! Du konntest mir doch schon immer alles sagen", ermutigte Hicks sie.

„Was läuft da zwischen dir und Stilla?", sie musste es einfach wissen, auch wenn sie sich davor fürchtete. „Was? Wie meinst du das?", Hicks konnte es zwar ahnen, hatte seiner Cousine aber versprochen nichts zu sagen und daran wollte er sich auch halten, egal wie schwer es ihm fiel. „Hicks, komm schon! Ich weiß, dass du es weißt! Wir haben euch gesehen ... Am Strand" - „Ihr habt was?! Habt ihr mir etwa hinterherspioniert?", der Braunhaarige war fassungslos. „Wir haben uns einfach Sorgen gemacht, weil du dich so komisch verhalten hast", erklärte sie. „Das gibt euch noch lange nicht das Recht mich zu verfolgen!", schrie Hicks wütend und enttäuscht von ihr. „Ich weiß, ich war ja auch dagegen und wollte sie zum Umkehren bringen, aber da haben wir plötzlich Stilla gesehen! Es tut mir so unglaublich leid!", schämte sich die blonde Wikingerin. Hicks wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, also sprach Astrid weiter: „Deswegen haben wir auch den Ausflug zur Grimm-Egel-Insel gemacht, wir wollten, dass du nicht mehr so weit fliegen musst, um deine F ... Fr ... Freundin zu sehen", sie konnte es kaum aussprechen. „Ok, zu aller erst: sie ist NICHT meine Freundin ... Also schon, aber nicht so eine Art von Freundin, wie ihr es vielleicht glaubt", sagte Hicks sofort. „Hicks bitte, du machst es mir nur noch schwerer als ohnehin schon. Glaubst du es ist leicht für mich, dich mit einer anderen Wikingerin zu sehen, die dir anscheinend mehr bedeutet als ich? Kannst du nicht einfach gestehen, dass du Stilla liebst, damit diese Ungewissheit aufhört, bitte" - „Na schön, ich liebe Stilla ...". Diese Worte brachen Astrid das Herz, sie hatte zwar gesagt, dass er das sagen sollte, aber wirklich gewollt hatte sie es nicht.

Doch da sprach Hicks weiter: „... Weil sie meine Cousine ist!". Er konnte nicht anders als Astrid die ganze Wahrheit zu sagen, sonst würde er sie verlieren, das wusste er. Astrid schaute zu ihm auf und fasste neue Hoffnung. „Stilla ist die Tochter der Schwester meiner Mutter. Meine Mutter hatte es noch niemandem gesagt, bevor sie ... Naja, du weißt schon. Aber Stillas Mutter hat es ihr erzählt und daraufhin hat sie sich auf die Suche nach mir gemacht. Als wir vor einigen Wochen auf Berk waren, um das Gold zurück zu bringen, habe ich sie zufällig auf einer abgelegenen Insel getroffen und sie hat mir die ganze Geschichte erzählt. Ich musste ihr versprechen es erst einmal für mich zu behalten, damit wir uns in aller Ruhe kennen lernen können. Deswegen war ich jede Nacht weg. Und die Entdeckungsreise, die ich unbedingt alleine machen wollte, war in Wahrheit ein Ausflug zu meiner Tante. Sie wollte mich unbedingt sehen und hat mir viel über meine Mutter erzählt. Ich habe nur so viel Zeit mit Stilla verbracht, weil ich ihr Cousin bin! Astrid, das einzige Mädchen, mit dem ich zusammen sein will ... Bist DU!", beichtete Hicks nun alles. Astrid konnte es nicht glauben.

Sie musste die ganzen Informationen erst einmal verdauen, da erkannte sie plötzlich, was er im letzten Satz gesagt hatte. „Du ... Du liebst mich?", all ihre Sorgen und Zweifel gehörten nun der Vergangenheit an. „Ja", sagte er knapp, trat an sie heran und küsste sie. Dieser Kuss war allerdings etwas ganz Besonderes, er war nicht so flüchtig und unbedeutend wie die vor drei Jahren! Dieser Kuss steckte voller wahrer und aufrichtiger Liebe. Endlich hatten sie es geschafft, ihre Gefühle füreinander zu offenbahren. „Astrid, willst du die Frau an meiner Seite sein?", fragte Hicks schließlich. „Es wäre mir eine Ehre", stimmte Astrid freudig der Beziehung zu. Sie küssten sich erneut, bevor Hicks sie um einen Gefallen bat: „Könntest es noch etwas für dich behalten, bitte! Ich habe Stilla versprochen es niemandem zu sagen" - „Klar, ich bin dir so dankbar, dass du nur wegen mir eine Ausnahme machst! Ich weiß, wie wichtig dir die Wahrung von Geheimnissen ist! Aber versprich du mir, keine mehr vor mir zu haben, deal?" - „Deal! Ab heute werden wir keine Geheimnisse mehr voreinender haben!", willigte Hicks ein. Astrid umarmte ihn zustimmend, um zu zeigen, dass auch sie sich daran halten würde.

Mädchenalarm auf der KlippeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt