Konkurrenzkampf leicht gemacht (8)

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Als die Drachenreiter ihren in den Himmel aufsteigenden Eltern nachsahen und Astrid zu Hicks sagte, dass sie noch mit Sturmpfeil ausreiten wollte, sah Laina ihre Chance. Unbemerkt lief sie Astrid bis zu den Ställen nach. „Astrid, willst du eine Runde fliegen?", fragte sie scheinheilig. „Äh ... Ja!?", antwortete Astrid verwirrt, da sie Sturmpfeils Sattel in der Hand hielt, was ihr Vorhaben ziemlich offensichtlich machte. „Darf ich mitkommen?", wollte Laina wissen. „Wieso? Wir haben unsere Eltern doch eben gesehen, wir müssen nicht mehr nach Berk, also brauchst du auch kein Flugtraining mehr", meinte Astrid nur und holte ihren Drachen. „Ich weiß, ich weiß! Aber ich mag das Gefühl des Fliegens! Bitte!", bettelte die Braunhaarige. „Arch, na schön", gab Astrid widerwillig nach. Sie konnte Laina immer noch nicht leiden, doch da die Braunhaarige sich seit Beginn von ihrer und Hicks Beziehung nicht mehr für Hicks zu interessieren schien und sich von ihm fernhielt, dachte sich Astrid nichts dabei.

Nach einiger Zeit flogen die beiden Mädchen über ein abgelegenes Waldstück. „Da! Hast du das gesehen? Da war etwas!", rief Laina plötzlich. „Nein, ich habe nichts gesehen! Vielleicht ein Drache", vermutete Astrid nebensächlich. „Möglich, aber wenn es ein Drachenjäger war? ... Vielleicht sollten wir mal hinfliegen und nachsehen! Hmm? Was meinst du?", schlug die Braunhaarige vor. Einsichtig lenkte Astrid ihren Drachen zu der Stelle auf die Laina deutete. „Wo denn genau?", wollte die Blonde wissen. „Dort! In der Höhle", zeigte die Fremde ihr den Weg. „Ahnungslos ging Astrid voraus, doch als sie einige Schritte in der Höhle stand, wo Sturmpfeil sie nicht sehen konnte, verspürte sie einen Schlag auf ihrem Hinterkopf. Sofort wurde sie bewusstlos.

Laina warf den Stock, den sie zuvor aufgeklaubt hatte, weg und holte aus einem nahegelegenen Gebüsch die vorher von ihr hier deponierten Stricke, um die bewusstlose Wikingerin zu fesseln. Sturmpfeil brachte sie tiefer in die Höhle, wo sie schon einen Käfig bereitgestellt hatte und führte den Nadder, der sich nur leicht wehrte, da er Laina kannte, hinein, bevor sie einige Fische reinwarf und die Tür schloss. „Jetzt zu Astrid", meinte sie zufrieden zu sich selbst. Sie lief zurück zu der blonden Wikingerin, die weiter vorne in der Höhle untergebracht war. Weit genug am Eingang, dass sie Sturmpfeil weder sehen noch hören konnte, aber auch so tief in der Höhle drinnen, dass sie niemand von außen finden würde. „Sieht so aus als würde unser Dornröschen hier noch etwas schlafen ... Hmm komme ich halt später wieder", sagte Laina beim Betrachten der schlafenden Schönheit und ging zu Fuß zurück zur Basis, nachdem sie den Höhleneingang mit Büschen verdeckt hatte.

Als sie nach einem langen Fußmarsch endlich ankam traf sie auch schon auf einen besorgten Hicks, der die Klippe nach seiner Freundin absuchte. „Laina, hast du Astrid gesehen?", fragte er beunruhigt. „Ich? Was, Nein? Wie ... Wie kommst du denn darauf?", meinte sie nervös. „Ähm ... Ach nur so", Hicks wunderte sich zwar über ihr Verhalten, ignorierte es aber. Sofort suchte er weiter nach seiner verschollenen Freundin. Sie hätte nämlich schon längst zurück sein sollen. „Puh", atmete Laina erleichtert aus. Sie hatte sich die Sache irgendwie einfacher vorgestellt. Nach Einbruch der Dunkelheit machte sich Laina mit einer Fackel in der Hand auf den Weg, um nach ihrer Gefangenen zu sehen. Zum Glück hatte Heidrun Hicks überreden können, sich auszuruhen, sonst hätte sie schlecht durch den Wald laufen können, ohne von Ohnezahn und seinem Reiter auf deren Suche bemerkt zu werden. Endlich hatte sie das Versteck erreicht und schlüpfte geschickt durch die Buschwand, die sie danach wieder ordentlich verschloss: „Sicher ist sicher" - „Hallo! Wer ist da? ... Laina!? O Thor sei Dank, du hast mich gefunden! Du hattest recht, da war jemand und er hat mich außer Gefecht gesetzt! Schnell, wir müssen hier verschwinden, bevor er zurückkommt!", rief Astrid ihr ahnungslos entgegen. „Oh, nein! Du bleibst schön hier!", entgegnete Laina hinterhältig grinsend.

„DU!?", Astrid hatte Laina nie so recht vertraut, aber das hätte sie ihr bestimmt nicht zugetraut. „Ja ich! Du hättest mir halt nicht den Freund stehlen sollen", meinte die Kidnapperin. „Hicks ist nicht dein Freund! Er liebt mich! Und das wird sich auch nicht ändern, nur weil du mich hier festhältst, also lass mich jetzt sofort frei!", forderte die Blondine außer sich vor Wut. „Lass mich überlegen ... NEIN! Ich habe dich gewarnt, Hicks gehört mir", rief Laina. „Hicks gehört niemandem! Besonders nicht dir!", entgegnete Astrid aufgebracht. „Das werden wir ja noch sehen!", meinte die Braunhaarige, zog ein Blatt Papier und einen Kohlestift aus ihrer mitgebrachten Tasche und legte es vor Astrid auf den Boden. „Was soll das?", meinte diese nur genervt. „Ich möchte, dass du einen Brief an Hicks schreibst", erklärte sich die Kidnapperin. „Oh, nur zu gerne! Was meinst du ... Soll ich zuerst schreiben wo ich bin, oder eher zuerst wer dafür verantwortlich ist?", fragte die Gefangene sarkastisch. „Wirklich witzig, aber ich werde dir schon sagen, was du zu schreiben hast ... Glaube mir" - „Du kannst mich nicht zwingen!" - „Bist du dir da sicher?". Laina holte einen Dolch aus ihrer Tasche hervor und hielt ihn an Astrids Hals. „Mich umzubringen wird dir auch nicht helfen! Außerdem bezweifle ich, dass Hicks dich dann noch gerne mögen würde, sobald er davon erfährt und das wird er irgendwann", meinte Astrid nur abschätzig. „Hhm ... Dann muss eben dein Drache dran glauben", entgegnete Laina. „Pha! Mit diesem kleinen Dolch? Gegen einen TÖDLICHEN NADDER? Sturmpfeil würde nicht einmal eine Schramme davontragen! Du hingegen ... Maah", gähnte Astrid gelangweilt.

„Na schön, wie du willst! Wie steht es mit ... Hicks? Wie viel ist dir sein Leben wert?" - „WAS? Das ... Das würdest du nicht tun ... Das könntest du nicht tun! Du liebst ihn doch!" - „Wenn ich ihn nicht haben kann, dann soll ihn Keine haben!", rief Laina entschlossen. Astrid erschrak, da es Laina wirklich ernst zu sein schien. „Also? Was sagst du? Einen klitzekleinen Brief schreiben ... Oder doch lieber den Tod deines ach so heiß geliebten Freundes ... Oder sollte ich sagen Exfreundes?", stellte sie Astrid vor die Wahl. „Na schön, ich schreibe den Brief, aber tu Hicks nichts", bettelte die Blonde verzweifelt. Laina grinste triumphierend und begann Astrid zu diktieren, was sie schreiben sollte.

Mädchenalarm auf der KlippeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt