- Elenas POV -
Unwohl saß ich Jeff in seinem Hotelzimmer gegenüber und lauschte bloß sehr unkonzentriert seinen Worten.
Er berichtete mir davon, was demnächst anstand, wann und wo wir die nächsten Tage nach Südamerika reisen würden und letztendlich in großen Schritten auf die Tour zugingen, als auch von dem großen Interview, das für heute geplant war.Im Groben konnte ich ihm folgen, doch trotzdem schweiften meine Gedanken immer wieder ab.
Nicht bloß, dass ich mit den Makeup-Resten des gestrigen Tages hier vor Jeff saß und dringend eine Dusche brauchte, sondern auch die Tatsache, dass er mich so eindeutig aus Harrys Zimmer, auf dem berühmten Walk of Shame, erwischt hatte, war mir so unfassbar peinlich.
Und dass Jeff diese Tatsache für so selbstverständlich anzusehen schien, machte die ganze Sache bloß noch unangenehmer.Wie gerne hätte ich einen Vortrag darüber bekommen, wie unprofessionell ich mich verhalten hatte und dass das niemals wieder vorkommen dürfte.
Doch stattdessen verlor Jeff kein Wort darüber.„Gut, dann also heute direkt zur Jonathan Ross Show. Dieser Kerl ist unberechenbar, das weiß jeder. Er hält sich kaum an Absprachen und fragt, was immer er will. Aber wir werden das Kind schon schaukeln. Hoffen wir, dass das ernste Wörtchen mit der Redaktion etwas bewirkt hat. Alles kann er sich nun mal auch nicht leisten", hörte ich Jeff bloß dumpf zu mir sprechen, während ich bereits wieder meinen eigenen Gedanken und der verworrenen Situation mit Harry nachhing.
„Dann hätten wir das auch erledigt, wir sehen uns dann in zwei Stunden in der Lobby", schloss Jeff demonstrativ all seine Mappen, die er zwischen uns ausgebreitet hatte.
Auffordernd sah er mich an. Das wäre wohl mein Stichwort gewesen und ich hätte in diesen Minuten verschwinden sollen, doch ich hätte keinen ruhigen Moment gehabt, hätte ich nicht noch das angesprochen, was mir auf der Seele brannte.„Jeff, ich", fing ich an zu reden, obwohl in meinem Kopf noch längst nicht die richtigen Worte gefunden waren.
„Also, wegen vorhin", startete ich einen neuen Versuch, brach aber auch diesen stotternd ab, während ich mich innerlich fragte, weshalb ich alles nicht einfach so hatte stehen lassen können und mich nun um Kopf und Kragen reden wollte. „Harry und ich waren nicht..."An dieser Stelle winkte Jeff seufzend ab, bevor er mir einen wissenden Blick schenkte.
„Miss Walsh", sagte er mit bestimmter Stimme und sofort zuckte etwas in mir zusammen. Scheinbar waren wir in diesem Gespräch wieder per Sie und Jeff hatte genau diesen arroganten, herrischen und trockenen Ton angeschlagen, wie er ihn mir in den ersten Monaten ständig entgegengebracht hatte, um klar zu machen, dass er das Sagen hatte.„Ich sehe die Frauen hier seit Jahren ein und aus gehen. Irgendwann nimmt man sich nicht mehr die Zeit, sich damit zu beschäftigen oder gar darüber zu urteilen", fuhr er fort und sagte damit in bloß zwei Sätzen so vieles, was mich aus der Bahn warf.
Die Frauen gingen bei Harry also tatsächlich am laufenden Band ein und aus. Natürlich, was hatte ich auch erwartet? Dass ein Weltstar seinen Ruhm nicht ausnutzt? Am Ende war er eben doch einfach nur ein Mann.
Aber zumindest hatte Jeff gerade auf Umwegen gesagt, er würde mich nicht verurteilen.
Seine Tonlage und sein Blick hingegen sprachen eine andere Sprache.„Ihnen hingegen will ich doch einen Rat auf den Weg mitgeben", fiel Jeff nun doch ein und schenkte mir ein dreckiges, süffisantes Grinsen.
„Nutzen Sie Ihre kurze Sternstunde, solange Harry noch nicht das Interesse verliert. Er kann Ihnen noch einige Türen öffnen, noch viel mehr als Ihr Onkel. Ihm verdanken Sie es, dass sie überhaupt hier sind. Also nutzen Sie das auch und nehmen Sie alles mit, was sie auf die kurze Zeit mitnehmen können - zumindest solange sie seinem Image und damit unserer Arbeit nicht schaden", sagte er mir unverblümt ins Gesicht.
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Open up to me || h.s. ✓
Fanfiction»Es ist ein schreckliches Gefühl, sich nicht mehr selbst zu gehören. Nicht auf eine gute Art und Weise, man legt sein Leben nicht bewusst in die Hände eines vertrauten Menschen und weiß, man wird geliebt. Nein, stattdessen ist man fremdbestimmt von...