- Harrys POV -
Stumm starrte ich vor mich hin und achtete verloren auf meinen Atem. Selbst er, das Zeichen dafür, dass ich am Leben war, war inzwischen so müde geworden.
Seufzend schloss ich die Augen und ließ mich tief in das schwarze Ledersofa des Backstage-Bereichs dieser TV-Show sinken, während ich versuchte Nialls und Liams leere Unterhaltung an mir abprallen zu lassen.
Ich wusste nicht, was in den letzten Monaten mit mir passiert war, doch etwas in mir hatte sich ganz enorm verändert.Bisher hatte ich es geschafft, mir einzureden, dass es schon bald wieder gut werden würde, doch seit einiger Zeit schlug selbst das fehl. Und das Schlimmste dabei war, dass ich ganz genau wusste, dass ich so anders sein könnte – so viel, viel besser. Ich trug so vieles in mir, doch im Moment war ich vollkommen ausgelaugt, überfordert.
Ich fehlte mir selbst so sehr, ich wusste zweitweise noch nicht einmal mehr, wer ich war.Und das, obwohl nahezu jeder meinen Namen kannte – Harry Styles.
Die Welt stand mir offen mit all ihren Toren, doch anstatt zu wählen und mein Leben, diesen Erfolg, zu genießen, stand ich wie angewurzelt davor. Wurzeln, die mir keinen Halt gaben, sondern mich zu verschlingen drohten und keinen Schritt mehr zuließen.
Ich hatte solche Angst, dass ich mich niemals wieder rühren könnte, doch dann, wenn ich es am wenigsten erwartet hatte, kam wieder neuer Mut in mein Leben – in Form einer jungen Frau.Diese Branche hatte mich lahmgelegt. Je höher das Podest wurde, auf das man mich in der Öffentlichkeit stellte, desto weiter entfernte ich mich von mir selbst, denn mein wahres, innerstes Ich blieb dort am Boden zurück.
Ich liebte die Musik und die Tatsache, dass ich damit Menschen erreichte und etwas in ihnen bewegte. Das war auch der Grund, weshalb ich mir all das immer noch antat.
Allerdings ging es in diesem Job schon lange nicht mehr bloß um die Musik.Ich liebte die Instrumente und melodische Stimmen, doch alles darum herum, was das Management sonst tat, um uns zu vermarkten, ging nicht einher mit dem, woran ich glaubte.
Inzwischen waren wir die Instrumente, mit denen Modest hantierte.
Ich hoffte inständig, dass durch die bevorstehende Tour wieder die Euphorie und die Leidenschaft für die Musik überwiegen würde, doch selbst diese Hoffnung war in letzter Zeit erschreckend klein gewesen.Ich glaube der Moment, in dem ich schließlich Elena begegnet war, war der Moment, in dem ich es gewagt hatte, seit einer gefühlten Ewigkeit wieder dieses blinde Urvertrauen zuzulassen, ohne Angst, etwas zu verlieren. Sie hatte mich angesehen und war bei mir, physisch und seelisch. Es war verrückt.
Obwohl ich niemals allein war – sei es die Security oder die Jungs, irgendjemand war immer bei mir – hatte ich an dem Abend, an dem mir Elena in die Augen gesehen hatte, zum ersten Mal wieder Hoffnung, dass alles wieder gut werden würde.Sie war so anders als die Menschen, die mir in der Branche, der ich meinen Erfolg zu verdanken hatte, sonst begegneten. So frisch, so unverbraucht und auch noch so naiv.
Schon bei unserer letzten Begegnung hatte sie mir alleine durch die Aura, die sie umgab mehr entlockt, als mir lieb war. Und doch hatte es sich so unheimlich erleichternd angefühlt, meine Gedanken mit ihr zu teilen.„Sag mal, pennst du?", riss mich Nialls Stimme aus den Gedanken und sofort spürte ich einen leichten Tritt gegen mein Bein.
Müde öffnete ich die Augen wieder, ließ meinen Kopf aber angestrengt in den Nacken fallen und sank noch ein Stück tiefer in die schwarze Ledercouch.
„Solltest du nicht eigentlich etwas euphorischer sein? Du weißt, wer hier in Kürze aufschlagen wird", sah mich mein irischer Bandkollege tadelnd an und stand aufrecht vor mir, die Hände in die Hüften gestemmt.Er hatte recht, heute war es endlich so weit – Licht am Ende des Tunnels.
Ich hatte zum ersten Mal meinen Einfluss auf Modest genutzt und einige Strippen gezogen, um Elena in meine Nähe zu schaffen. Ich wollte sie hier bei mir haben.
Die Promo-Tour war zwar schon angelaufen und die Jungs und ich waren bereits bei einigen TV-Interviews gewesen, doch heute war der erste Tag, an dem auch Elena hier bei uns sein würde.
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Open up to me || h.s. ✓
Fanfic»Es ist ein schreckliches Gefühl, sich nicht mehr selbst zu gehören. Nicht auf eine gute Art und Weise, man legt sein Leben nicht bewusst in die Hände eines vertrauten Menschen und weiß, man wird geliebt. Nein, stattdessen ist man fremdbestimmt von...