26. Kriegsrat und neue Wege

2.1K 121 16
                                    

- Elenas POV -

Die Sonne fiel fahl durch die lichtdurchlässigen Vorhänge des Hotelzimmers, als ich am nächsten Morgen die Augen öffnete.

Sanft ruhte mein Kopf auf Harrys nackter Brust, die sich immer wieder langsam hob und wieder senkte.
Sein Geruch stieg mir in die Nase und instinktiv atmete ich tief ein, bevor ich die flache Hand auf seine tattoobedeckte Haut legte und einen der Vögel, die seinen Körper zierten, langsam nachzeichnete.

Diese letzte Nacht hatte etwas Magisches gehabt. Als hätten wir endlich alle Mauern überwunden und alle Karten offen dargelegt. Ich war Harry so nah gewesen und endlich hatte ich es auch geschafft, ihn in meine Gefühlswelt einzuweihen.
Und entgegen meiner Erwartung schien er doch mehr in mir zu sehen, als ich zunächst vermutet hatte.

In Gedanken immer noch bei den vergangenen Stunden, ließ ich leise seufzend von Harry ab und starrte an die Hoteldecke.
Egal wie lange ich diesen Moment gerne noch festgehalten hätte, änderte all das doch nichts daran, dass die alten Probleme immer noch bestanden.

Jeffs und Modests Tyrannei musste immer noch Einhalt geboten werden, die Band musste wieder auf die richtige Spur gebracht werden und ich musste in all dem Chaos endlich meinen Platz finden.
Ich war ein Teil von Modest und doch lag ich im Moment hier an Harrys Seite. Ich wusste, wohin ich gehörte, doch die größere Macht hätte ich dennoch in den Reihen des Managements.

„Wenn du es jetzt wagst, wieder wie eine Wahnsinnige aus dem Bett zu springen und die Biege zu machen, dann -", setzte Harry eben mit verschlafener, rauer Stimme zu seiner leeren Drohung an und spielte damit auf unsere letzte gemeinsame Nacht an.
Schmunzelnd winkte ich ab, als ich Harrys starke Hand um meine Taille spürte.

„Ich hab's nämlich langsam satt, dass du mich ständig nur für Sex ausnutzt", grummelte er und grinst mich an, bevor er sich die Haare aus dem Gesicht strich.
Lachend zuckte ich mit den Schultern.
„Ansonsten kannst du ja nichts", gab ich trocken zurück und erntete dafür einen gespielt schockierten Blick seitens Harry.
„Hallo, ich verweise auf meine steile Karriere als Musi..", wollte er gerade dagegenhalten, als er sich noch vor Ende des Satzes wieder auf die Zunge biss.

Er hatte es angesprochen und er wusste ganz genau, dass ich Realist genug war, um mich wieder den alten Themen zu stellen - unter anderem der Zukunft seiner Musikkarriere.

Seufzend drehte ich den Kopf zur Seite und sah ihn an. „Sprich nur weiter - deine Karriere als Musiker", vervollständigte ich seinen Satz.
Widerwillig rappelte ich mich auf und setzte mich aufrecht auf die Matratze, bevor ich auf Harry hinab sah.

„Die Welt ist immer noch dieselbe Harry, auch wenn jetzt die Sonne neu aufgegangen ist. Du musst dich immer noch wehren und dich neu positionieren. Du und die Jungs müsst anfangen euren Standpunkt klar zu machen."
Genervt schloss Harry wieder seine Augen. Ich wusste, wie gern er dieses Thema verdrängt hätte.

„Bist du denn an meiner Seite?", fragte er schließlich und sah zu mir auf.
Stumm nickte ich und lächelte ihn zögerlich an.
„Im Herzen ja - und gleichzeitig werde ich versuchen, dir von Jeffs Seite aus die Steine aus dem Weg zu räumen. Wieder hin zum wahren Harry."

Zwischenzeitlich stand ihm die Skepsis ins Gesicht geschrieben, doch letztendlich lenkte er doch ein.
„Aber was sollen wir denn machen? Asien vernachlässigen? Es geht nicht nur um Modest, es geht auch um die Fans, sie -"
„Jeff und Modest geht es aber nicht um die Fans, Harry", fiel ich ihm an dieser Stelle ins Wort.
„Die Fans haben wenig davon, wenn ihr in Interviews oder TV-Shows hockt. Aber Modest kann wieder Geschäftsbeziehungen pflegen und Geld verdienen - eine Hand wäscht die andere. Sie bieten euch an euren geplanten Off-Tagen den Medien an, das hat nichts mit Liebe zum Fan zu tun, das weißt du. Dann geh in Asien lieber ein paar Mal öfter vor die Tür und triff deine Fans persönlich. Davon haben sie mehr."

Open up to me || h.s.  ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt