Seine Lippen berühren meine leicht und das auch nur für den Bruchteil einer Sekunde, ehe ich ihn instinktiv mit beiden Händen von mir wegstoße und dabei das nasse Zewa auf den Boden fallen lasse.
Erschrocken guckt er mir in die Augen und ich gucke ebenso erschrocken zurück. Erschrocken, weil ich gerade nicht fassen kann, dass ich die Chance, den heißesten Typen der Schule zu küssen, einfach so weggestoßen habe. Und das wortwörtlich.
Einige Sekunden lang schauen wir uns beide einfach nur erschrocken in die Augen, bis mein Mund auf einmal die Worte: "Tut mir leid. Ich kann das nicht." laut ausspricht, ohne, dass ich irgendeine Kontrolle darüber habe.
Bevor die Situation noch mehr ausartet, laufe ich hastig ins Wohnzimmer, lasse mich auf die Couch fallen, verdecke mit meinen Händen mein Gesicht und lasse meinen aufsteigenden Tränen freien Lauf. Dies tue ich solange, bis ich merke, dass sich jemand neben mich auf die Couch legt und mich in den Arm nimmt.
Er legt seine eine Hand auf meinen Hinterkopf, die andere auf meine Taille und drückt dann meinen Kopf fest gegen seine nackte Brust. Ich schwinge meine Arme um ihn und drücke ihn ebenso fest an mich, wie er meinen Kopf gegen seine Brust drückt.
Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht wieso ich gerade so sehr weine. Im Gegenteil. Ich sollte stolz sein, dass der begehrteste Junge der Schule ausgerechnet MICH küssen wollte. Obwohl... Was, wenn ich auch nur eine seiner, naja sagen wir mal "Bettbeziehungen" sein soll? Ist das etwa der Grund, weshalb er mich gestern mit zu sich genommen hat?
Nein! Das kann und darf einfach nicht sein!
Ehe ich diesen Gedanken jedoch weiter überdenken kann, werde ich von Ryans tiefer, rauchiger Stimme wieder in die Realität zurück gerissen. "Tut mir leid, Prinzessin. Ich hätte nicht einmal daran denken dürfen, es zu versuchen." sagt er mit leiser, brüchiger Stimme, als hätte auch er gerade Tränen in den Augen.
"Hör bitte auf mich immer so zu nennen. Ich bin keine Prinzessin." erwidere ich schluchzend und schüttele dabei heftig mit dem Kopf.
Wieso nennt er mich ständig so? Ich sehe weder aus wie eine Prinzessin, noch benehme ich mich wie eine. Im Gegenteil. Manchmal, wenn ich Abends mit der offenen Chipstüte auf der Couch sitze und Fernsehen gucke, denke ich mir, dass mir nur noch eine Bierflasche und ein richtig lauter, ekelhafter Rülpser fehlt, um als Kerl durchgehen zu können. Zu meinem Glück allerdings habe ich zwei gute Argumente an meinem Oberkörper, die diese Theorie eindeutig abstreiten.
"Doch bist du. Für mich wirst du IMMER meine kleine, süße Prinzessin sein, ob du es willst oder nicht. Hast du das verstanden, meine Prinzessin?" unterbricht Ryans dunkle Stimme meine Gedanken.
Wie kann ein Junge, der gefühlt schon alle Mädchen der Schule im Bett hatte, nur so verdammt süß sein?
Ich lächele ihn kurz, schluchzend und nickend an und er legt mir seine große Hand auf die Wange und wischt mir behutsam die Tränen vom Gesicht.
"Gut. Und jetzt hör bitte auf zu weinen. Ich bin der, der weinen sollte, weil ich so blöd war und versucht hab dich zu küssen, obwohl ich mir doch hätte denken können, dass du mich nach gestern sowieso davon abhalten wirst." sagt er lachend um mich vom Weinen abzuhalten.
Er drückt mich wieder fester an sich und wir bleiben eine ganze Weile so liegen, ehe mir ein Gedanke, so schnell wie der Blitz durch den Kopf rattert.
"Geht es wieder?" frage ich deswegen, immer noch mit sehr brüchiger, trauriger Stimme. Ryan sieht mich nur verwundert an und zieht eine Augenbraue hoch. "Was meinst du damit?"
"Na das." erwidere ich ihm und tippe dabei unbedacht wie ein kleines Kind kurz auf seine Verbrennung. Er zieht daraufhin scharf die Luft ein und verzieht sein wunderschönes Gesicht. "Es geht schon, Prinzessin." bestätigt er mit gequälter Stimme, während er immer noch das Gesicht verzieht.
Irgendwie süß, dass er den großen Helden raushängen lassen will, der keine Schmerzen kennt.
"Hey, Großer. Du brauchst bei mir nicht den Macho spielen. Die Verbrennung sitzt echt tief unter der Haut und sowas tut nun mal echt weh. Und ich verspreche dir, ich bin die Letzte, die dich dafür verurteilen würde, wenn du zugibst dass du Schmerzen hast. OK? Außerdem ist es ja auch meine Schuld, ich hab nicht nachgedacht bevor ich dir darauf getippt hab." flüstere ich, während ich meine Hand behutsam auf seine Wange lege.
Ich sehe ihm tief in seine braunen Augen um ihn zu beruhigen. Und es klappt. Er legt seinen Kopf in meine Hand und seine Gesichtszüge fangen langsam an sich zu entspannen. Kurz nickt er mir zu, als Zeichen, dass er meine Ansage gerade verstanden hat und nimmt mich fest in den Arm.
"Du bist die Erste die sowas jemals zu mir gesagt hat." flüstert er mir in mein Ohr.
Moment was? Ich bin geschockt. Wieso lässt man ihn sein Leben lang in dem Glauben, er dürfe keine Schmerzen haben, oder sie zumindest nicht zeigen dürfen?! Was ist das denn für ein Quatsch?!
Natürlich sollte er jetzt nicht sofort losheulen, nur weil er mal Bauchschmerzen hat oder so, davon rede ich ja auch nicht. Ich meine ernsthafte, wirklich schmerzende Verletzungen, wie eben zum Beispiel tiefsitzende Verbrennung.
"Warte... Du meinst, man hat dir nie gesagt, dass es völlig OK ist auch als Junge Schmerzen zu haben und dass es OK ist so zu sein wie man ist und sich nicht verstellen zu müssen? Egal für wen?". Ich löse mich vorsichtig von seinem Oberkörper und blicke ihn verwirrt und gleichzeitig verwundert und empört an.
"Nein, nicht dass ich mich dran erinnern könnte."
"Noch nicht einmal deine Mama?" frage ich nun noch verwirrter. Ich verstehe das alles nicht. Sollte eine Mutter ihrem Kind nicht immer und ausnahmslos das Gefühl geben, dass es so sein kann wie es ist und dass es sich nicht verstellen muss? Egal was andere sagen?
Ich hab die Frage jedoch noch nicht ganz ausgesprochen, da fällt mir auf, dass Ryan auf einmal ganz komisch ist. Sein Blick ist nach unten gerichtet und er atmet tief ein und aus, so, als würde ihm dieses Thema echt schwer fallen.
"Es ist nunmal nicht leicht in meiner Familie und ich hab nicht das Verhältnis zu meiner Mutter, wie es für andere Jungs vielleicht so üblich ist, reicht dir das als Antwort?" bringt er mir leicht sauer und fast schon ein wenig zickig entgegen.
"Nein, das tut es nicht. Du hast meine Frage nämlich nicht beantwortet." kontere ich, da ich es hasse, wenn man meine Fragen nicht beantwortet.
Ich fasse ihn fast schon liebevoll am Arm an um ihn ein wenig zu beruhigen. Ryan atmet genervt aus und schüttelt dabei den Kopf.
"Es tut mir leid, Prinzessin. Es ist nur...", er stoppt seinen angefangen Satz kurz, um tief Luft zu holen, "Ich....Ich will einfach nicht darüber reden. Mit niemandem."
Kurz lächle ich um ihm zu zeigen, dass das in Ordnung ist, bevor ich meinen Satz beginne: "Und das ist auch in Ordnung, aber dann sag mir das, OK? Es ist keine Schande über bestimmte Themen nicht reden zu wollen, weil sie einem vielleicht echt weh tun oder man sich einfach nicht gerne daran erinnert. Auch ich habe Themen, über die ich mit niemandem reden will, weil ich nicht einmal mit mir selbst darüber reden wollen würde."
Einige Sekunden lang passiert gar nichts. Kurz denke ich sogar, er hätte nicht verstanden was ich ihm damit gerade sagen wollte. Bis er mir auf einmal ein kleines Lächeln zuwirft, gefolgt von einem dankbaren Nicken. Ich erwidere sein Lächeln und versuche die Stimmung mit den Worten:
"So. Und jetzt lass uns frühstücken. Ich hab mächtig Hunger." ein wenig aufzulockern...
Heyyyy Leudiiiis💕
Das Kapitel ist ein wenig länger geworden als geplant, sorry dafür😁
Ich hoffe sehr, dass euch die Story gefällt, ansonsten könnt ihr mir gerne jederzeit Verbesserungsvorschläge in die Kommentare schreiben💜
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Ryan
RomanceMein Blick schweift über den Schulhof und die Menschen darauf. Es gibt viele typische Gruppen, die man sofort unterscheidet. Von den Sportlern bis zu den Strebern. Alles ist dabei. Doch plötzlich stoppt mein Blick bei einer besonderen Gruppe. Sie be...