Als das Seminar zu Ende war, fragte ich mich wirklich, warum wir in einem Raum voller Computer saßen, denn die durften wir nicht anfassen. Der Typ der diesen Kurs leitete, sah irgendwie merkwürdig aus.
Er hieß Herr Vock, war ungefähr Mitte 40 und hatte lange, etwas fertige Harre die er zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Seine Körperpflege lies nicht nur bei seinen Haaren zu wünschen übrig, denn sein hellblaues Hemd wies erhebliche Schweißflecken auf und das, obwohl er mit Sicherheit noch nicht lange zum unterrichten hier war. Kurz gesagt, ich war froh nicht mehr in der ersten Reihe zu sitzen.
Aber zurück zu der Tatsache, dass ich mit 20 anderen Studenten in einem Raum voller Technik saß und unser Dozent unaufhörlich davon redete, wie toll doch Computer wären. Und mein Problem bezog sich darauf, dass er eben nur redete. Anfassen geschweige denn ausprobieren durften wir ja nichts. Allein wenn wir seine geliebten Schätze nur schief ansahen, schenkte er demjenigen einen Blick der sicherlich hätte töten können.
Herr Vock erschien mir also im Allgemeinen als ziemlich unsympathischer Typ, der niemanden, obwohl es eigentlich nötig wäre, an seine Computer lies.
Da sein Gelaber extrem langweilig war, schaltete ich nach einigen Minuten ab und dachte über Andy nach. Ich wünschte, ich wüsste was er nachher mit mir vorhatte. Ich mochte seine recht kurzen, braunen Harre, so konnte man sein Gesicht gut sehen.
Ich war froh ihn kenngelernt zu haben, so hatte ich wenigstens eine Person, an die ich mich wenden konnte, die ungefähr die gleiche Studienrichtung wie ich einschlug.
Immer noch in Gedanken versunken, merkte ich nicht, dass Herr Schweißi, wie ich ihn liebevoll benannt hatte, den Kurs beendet hatte. Erst als alle Richtung Tür liefen, erwachte ich aus meinen Tagträumen und packte schnell meine Sachen zusammen.
Langsam wurde ich nervös, wegen meinem Treffen mit Andy. Erst jetzt fiel mir ein, dass ich Claire noch bescheid sagen sollte, dass ich heute später kommen würde. Schnell holte ich mein Handy raus und schrieb ihr eine Nachricht. Es fühlte sich irgendwie befreiend an, in einer Bildungsanstalt ganz ohne Angst im Flur mein Handy zu zücken.
Noch bevor ich die Eingangshalle erreichte, bekam ich schon eine Antwort. "Warum?" stand in der SMS. Ich seufzte und überlegte. Das mit Andy zu erklären würde wahrscheinlich zu lange dauern und da ich den Eingang schon fast erreicht hatte, entschied ich mich, ihr einfach zu schreiben, dass ich ihr es später erklären würde. Damit schien sie besänftigt, denn sie schickte keine Antwort mehr.
Inzwischen hatte ich den Ausgang erreicht und drückte die Tür auf. Mir kam ein Schwall warmer Luft entgegen, eigentlich zu warm für Mitte Oktober. Aber um das Wetter machte ich mir gerade wenig Sorgen, denn langsam merkte ich, wie meine Beine weich wurden und mein Herz anfing viel zu schnell zu schlagen. Ein eindeutiges Anzeichen dafür, dass ich nervös wurde. Ich blieb stehen und sah mich kurz um, konnte meine "Verabredung" aber nirgends entdecken.
Plötzlich sagte jemand neben meinem Ohr "Buhh". Vor Schreck zuckte ich heftig zusammen und ich könnte schwören, dass mein Herz trotz dem immensen Tempo, dass es drauf hatte, für einige Schläge aussetzte. Ich drehte mich reflexartig herum um zu erfahren, woher oder besser gesagt von wem das Geräusch stammmte. Aber natürlich stand hinter mit kein pädophiler, alter Mann, sondern Andy der mich heftig auslachte.
"Alles okay, Ella? Du siehst aus als hättest du gerade jemanden überfahren." Er lachte immer noch und obwohl er Grübchen hatte, was ich ziemlich putzig fand, machte es das nicht besser. Nachdem ich mich von meinem Schock erholt hatte, schaute ich ihn so böse ich konnte an. Irgendwie passierte es mir zur Zeit viel zu häufig, dass jemand über mich lachte. Und das ging mir gehörig auf die Nerven.
"Sag mal spinnst du? Ich hätte mich fast zu Tode erschreckt!", fuhr ich ihn an, als mein Herz sich endlich beruhigt hatte. Die Nervosität die vorhin noch sehr zu spüren war, war komplett verflogen. Denn sie war der Wut gewichen, die sich gerade in mir anstaute.
Endlich schien sich Andy wieder zu beruhigen und sein Lachen ebte langsam ab. Dadurch bemerkte er meinen Blick und schien auf ein mal viel ernster als zuvor.
Er schien mich besänftigen zu wollen, schnell sagte er: "Hey Ella, es tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Wie wär es, wenn ich als Wiedergutmachung dein Mittagessen bezahle?" Seine braunen Augen sahen mich bittend an. Nach einer Weile in der ich ihn zappeln lies, nickte ich schließlich.
Ich hatte seit dem Frühstück nichts mehr gegessen, ich wusste nicht mal mehr genau wann das gewesen sein musste. Mein Magen gähnte jedenfalls schon vor Leere, deshalb war ich mehr als froh, dass wir nun Essen gehen würden. Außerdem war ich ihm eigentlich schon nicht mehr böse.
Schweigend gingen wir in die Richtung in die er mich leitete, ich hoffte einfach darauf, dass er sich hier wirklich auskannte. Wir waren schon ein Stück gegangen, da blieb Andy auf einmal stehen. Verdutzt drehte ich mich zu ihm um. "Was ist los?", fragte ich ihn. "Bist du mir noch sauer?", stellte er die Gegenfrage. Ich lächelte ihm beruhigend zu und antwortete: "Nein, mache dir bitte keine Sorgen."
Er nickte und lächelte zurück, dann gingen wir weiter in die Richtung, die der vorgab. Wir waren inzwischen schon länger unterwegs, deshalb entschied ich mich Andy einfach mal zu fragen wann wir unser Zeil erreichen würden. "Wann sind wir da? Und wohin gehen wir überhaupt?" "Eigentlich sind wir genau jetzt da", gab er als Antwort.
Wir waren in einer kleinen Seitenstraße in der Innenstadt von Köln angekommen, die nun ja... ziemlich unschön aussah, es war eben etwas runtergekommen. Andy hielt vor einem kleinen Café mit einer schön verzierten Tür. Im Gegensatz zu den anderen Häusern sah dieses noch relativ neu aus. Andy hielt mir die Tür auf, was ich wirklich süß fand. Ich bedankte mich bei ihm und trat ein.
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Stay (Taddl & Ardy FF)
FanfictionDie Freundinnen Claire und Ella sind gerade neu nach Köln gezogen, um zu studieren. Eigentlich wollen beide gerade keine Beziehung um sich voll und ganz auf das Studium zu konzentrieren. Das ändert sich jedoch schlagartig, als sie immer wieder im Ha...