Kapitel 46

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Ellas POV

Ich öffnete die Eingangs Tür des Cafés und ein warmer, nach Apfelstrudel duftender Luftzug hieß mich willkommen. Da es Samstag Vormittag war, herrschte hier reges Treiben, alle Tische waren mit mindestens zwei Personen besetzt. Alle, bis auf einen. Denn auf einer Bank im hinteren Teil des Ladens saß ein Mädchen, dass ein, vielleicht auch zwei Jahre jünger war als ich. Allein und etwas verloren starrte sie auf den Eingang, durch den ich vor wenigen Augenblicken selbst hereingekommen war.

Ihre Haare hatten fast den gleichen dunkelbraunen Ton wie meine, nur waren ihre etwas kürzer. Während meine mir schon zur Brust reichten, endeten ihre etwa bei den Schultern. Ihre blauen Augen durchlöcherten die Tür neben mir und ich war mir sicher. Das musste Lucy sein.

Zielsicher ging ich auf das Mädchen zu, was mich erst bemerkte, als ich mich zu ihr an den Tisch setzte. Sie sah mich fragend an und machte den Mund ein Spalt weit auf, um mich wahrscheinlich zu fragen, was ich von ihr wollte, doch ich kam ihr zuvor. "Bist du Lucy?", erkundigte ich mich zur Sicherheit, woraufhin ich nur ein verwirrtes Nicken bekam. "Also es ist so, dass ich so zu sagen Felix Anstandsdame bin. Ich weiß, du hättest ihn lieber gesehen als mich, aber wir mussten sicher sein, dass du alleine hier aufkreuzt, ich hoffe du verstehst das", erklärte ich ihr und ihrem irritierten Ausdruck wich einem nervösen Lächeln.

"Er wartet draußen, also wenn du willst können wir...", sagte ich, aber Lucy unterbrach mich. "Ja, ja! Äh... Ich meine, also... ja, wir können gehen, wenn du willst", stotterte sie aufgeregt. Ich musste schmunzeln und stand auf, gefolgt von dem hibbeligen Fangirl. Draußen war es wieder kalt, es schockierte mich, wie schnell der Sommer vergangen war. Die Sommerferien hatten Claire und ich mit dem gemeinsamen planen unseres neuen Lebensabschnitts verbracht. Das ich heute hier stehen würde, hätte ich mir nicht mal im Traum vorstellen können.

Felix stand wie aufgetragen immer noch an Ort und Stelle und wippte immer wieder nervös von einem Fuß auf den anderen. Als er uns oder besser gesagt Lucy auf ihn zukommen sah, weiteten sich seine Augen überrascht und er fing an zu strahlen. "Hey", begrüßte das Mädchen unsicher meinen besten Freund, während Felix sie weiter anstarrte. "Du bist noch schöner als ich es erwartet hätte", hauchte er auf ein mal, woraufhin Lucys schon von der Kälte geröteten Backen einen tiefroten Ton annahmen. "Ich schätze mal, dass es jetzt Zeit für mich zu gehen ist. Viel Spaß noch", sagte ich zu den Beiden und machte mich auf den Weg zurück ins Café, um nicht doch zu erfrieren.

Schon seit ein halben Stunde starrte ich in meinen inzwischen kalt gewordenen Latte Macchiato und wusste nicht was ich mit mir anfangen sollte. Ich hätte Andy mitbringen sollen, dann wäre mir nicht langweilig, außerdem hatte ich ihn bis auf die Zeit in der Uni die ganze Woche nicht gesehen. Mir hatte einfach die Zeit gefehlt und jetzte wo ich so darüber nachdachte, tat es mir wirklich leid, dass ich mich nicht bei ihm gemeldet hatte.

Kurzerhand ließ ich mit einem kleinen, schlechtem Gewissen den nicht angerührten Kaffee stehen, bezahlte am Tresen, hinter dem ein gut aussehender Typ stand, der mich kokett anlächelte und verschwand nach draußen. Wieder wehte mir ein starker Wind ins Gesicht und wieder dachte ich wehmütig an den Sommer zurück. Seufzend schlenderte ich Richtung Bahngleis und setzte mich auf einen der wenigen Sitzgelegenheit, die jedoch so kalt waren, dass ich Angst hatte festzufrieren.

Da ich keine Lust auf eine Blasenentzündung oder ähnliches hatte, stand ich seufzend wieder auf, holte mein Handy heraus und wählte die Nummer, die mir schon dir ganze Zeit im Hirn herumschwirrte. "Ja?", meldete sich Andys Stimme am anderen Ende der Leitung. Sofort machte sich ein warmes Gefühl in meiner Magengegend breit und ich konnte ein kleines Grinsen nicht verkneifen.

"Hey", begrüßte ich ihn und umarmte mich selbst um mich etwas zu wärmen. "Ella?". Er klang etwas überrascht, was mir einen kleinen Stich versetzte. Ich hatte ihn die letzten Tage wirklich zu sehr vernachlässigt. "Ja, ich bin's. Ich wollte mich nur entschuldigen, dass ich die Woche keine Zeit für dich hatte. Es ist mir einfach alles über den Kopf gewachsen, seelisch und körperlich hat mich die letzte Zeit total ausgelaugt. Alles unter einen Hut zu bringen war definitiv schwerer als gedacht", erklärte ich in einem Atemzug.

Stay (Taddl & Ardy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt