Kapitel 36

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Ellas POV

Exakt halb neun stand ich vor Simons Wohnung, bepackt mit einem kleinen Reisekoffer und einem Rucksack. Nachdem Claire mir verboten hatte aufzuräumen, hatte ich mich in mein Zimmer verzogen und gecheckt, ob ich auch alles eingepackt hatte. Ich packte den eigentlich schon fertig gepackten Koffer noch mal ganz aus, holte meine Liste und packte dann alles erneut ein. Als ich damit fertig war, überprüfte ich, ob mein Rucksack alles wichtige enthielt und brachte beide Gepäckstücke in den Flur.

Claire war im Wohnzimmer immer noch damit beschäftigt aufzuräumen und da ich ihr ja nicht helfen durfte, setzte ich mich auf die Couch und unterhielt mich die letzten Minuten mit ihr. Ich zeigte ihr Taddls Armband, was sie genauso schön fand wie ich. Um kurz vor halb stand ich auf und ging zu meinem Koffer, Claire folgte mir. Ich schulterte meinen Rucksack, öffnete die Tür und drehte mich zu Claire um.

"Ich werde dich vermissen", sagte ich und zog sie in eine Umarmung. Ich war zwar nur für drei Tage weg, aber das war das erste Mal, dass Claire in der neuen Wohnung ganz auf sich allein gestellt war. "Ich dich auch, aber du musst jetzt los, sonst kommst du zu spät. Aber bevor ich es vergesse, hier ist dein Geschenk", entgegnete sie, ließ mich los und drückte mir einen USB-Stick in die Hand. Ich wusste, das sich auf diesem Datenträger mein eigentliches Geschenk befand, denn ich kannte Claire und mal ehrlich, ein einfacher Stick war ein beschissenes Geschenk. Ich bedankte mich, drehte mich um und verschwand in Richtung Simons Wohnung.

Ich klopfte an seine Tür und wenige Augenblicke später öffnete Simon sie. "Hey", begrüßte er mich mit einem Lächeln.Ich erwiderte seine Geste, während er seine Schlüssel holte und sich dann zu mir ins Treppenhaus gesellte. "Danke nochmal, dass du das für mich machst", sagte ich als wir zusammen aus dem Wohnhaus traten und auf sein Auto zusteuerten. Simon machte den Kofferraum auf, damit ich meine Sachen darin verstauen konnte und erwiderte: "Kein Ding, wirklich. Wir werden dich das Wochenende über hier vermissen". Wir stiegen beide ins Auto und Simon ließ den Wagen an. In dem Augenblick, in dem der Motor anging, dröhnte irgendein deutscher Rapper aus den Verstärkern. Simon drehte es etwas leiser, was ich eigentlich nicht für nötig gehalten hatte, denn obwohl ich deutschen Gesang nicht wirklich mochte, gefiel mit diese Musik echt gut. "Wer ist das?", fragte ich Simon deshalb.

"DirtyMaulwurf. Wenn du es nicht magst kann ich es auch abschalten", antwortete er mir. Ich schüttelte den Kopf und entgegnete lächelnd: "Ganz im Gegenteil, mir gefällt es überraschenderweise." Der Rest der Fahrt verlief ruhig, keiner von uns sagte ein Wort, aber es war keine peinliche Stille sondern eher angenehm.

Am Bahnhof angekommen, parkte Simon in der Nähe des Eingangs und stieg ich aus um meine Sachen herauszuholen. Ich hatte eigentlich erwartet, dass er hier am Auto bleiben würde, aber wie selbst verständlich stieg er aus, nahm meinen Koffer und steuerte auf den richtige Gleis zu. Ich lief ihm etwas perplex hinterher und holte ihn ein, indem ich etwas schneller ging. Plötzlich unterbrach Simon unser schweigen. "Hör mal Ella. Ich weiß, dass du Taddl gern hast und ich wollte mich eigentlich nur bei dir dafür bedanken, dass du ihn nicht weiter drängst dir sein Geheimnis Preis zu geben. Ehrlich gesagt würde ich es dir am liebsten jetzt sofort selbst sagen, aber ich habe ihm versprochen nichts zu erzählen. Es würde alles tausend mal einfacher machen, wenn du es wüsstest. Aber Taddl ist bei diesem Thema etwas eigen."

Das von Simon zu hören war irgendwie ein bisschen komisch. "Es fühlt sich nur echt scheiße an, dass er mir nicht genug vertraut um es mir zu sagen", rückte ich mit der Sprache raus. Ich fand, das Simon jemand war, mit dem ich darüber sprechen konnte, die Sicht eines Jungen zu hören könnte vielleicht meine eigene etwas ändern.

"Das kann ich verstehen, ich hoffe er sagt es dir bald", erklärte er verständnisvoll. Inzwischen waren wir am richtigen Gleis angekommen und mein Zug wartete bereits. Simon gab mir meinen Koffer zurück und ich drückte ihn kurz zum Abschied. Nachdem ich mich noch mal bei ihm bedankt hatte, stieg ich ein und suchte mir einen freien Zweiersitz, was sich als nicht sehr schwierig herausstellte, da der Wagon in dem ich mich befand fast menschenleer war.

Stay (Taddl & Ardy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt