Aice Nandina | Kapitel 3

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Die neue Hymne von Panem wurde gespielt, bevor wir von der Bühne geführt wurden und in das Trainingscenter. 

Obwohl ich Tochter eines Spielmachers war, hatte ich nie die Gelegenheit genutzt einmal ein Trainig hautnah mitzuerleben, wie andere Kinder. Vielleicht war dies ein Nachteil. Ich merkte, wie die meisten zielstrebig Effie folgten, ohne sich umzusehen. Sie waren eher damit beschäftigt miteinander zu reden und schon Pläne zu schmieden. Noch schien ihnen nicht bewusst wie ernst die Lage war. 

Ich versuchte mich so unauffällig wie möglich umzusehen, schaffte es damit jedoch nur, jemanden anzurempeln, als dieser vor mir stehen blieb, weil alle auf den Aufzug warteten. Natürlich hatte ich es geschafft in einen der bulligsten männlichen Wesen zu rennen, die ich bis jetzt gesehen hatte.

Seine Haut war nicht nur dunkel, sie war unnatürlich schwarz. Das gruseligste an ihm waren jedoch die goldenen Augen, die mich anstarrten, als er sich zu mir umdrehte. Er lächelte mich schief an und dieses Lächeln hätte mir sogare eine Gänsehaut über den Rücken laufen lassen, wenn seine vier Eckzähne nicht komplett angespitzt gewesen wären. Unter seinen Shirt waren riesige Muskelberge zusehen und ich versuchte nicht erschrocken zurück zu weichen. Er war der männliche Tribut für 4. Wie passend, dass er einen Karrierodistrikt erhalten hatte.

Gott sei Dank, gingen die Aufzugtüren genau in diesem Moment mit einen sanften Ton auf, und die Masse an Jugendlichen strömte Effie hinterher, wodurch Muskelprotz vor mir gezwungen war zu folgen.

Wir hielten in jedem Stockwerk und immer die beiden Tribute, die zu dem Distrikt "gehörten", traten aus. Ich atmete merklich erleichtert auf, als die Türen sich nach Stockwerk Vier wieder schlossen. 

Nio trete sich in genau dem Moment zu mir um und grinste leicht. 

"Alles okay bei dir Aice?", fragte er mich sanft und ich schaute ihn verwirrt an. Es war nicht gerade so, dass die Leute meinen Namen wusste und bei Nio hatte ich immer gedacht, dass es ihm am wenigsten interessierte, wie die Menschen, die mit ihm aßen, hießen. Er schien, wie ich, nie viel von diesen ganzen Getue gehalten zu haben.

"Alles okay.", gab ich etwas verspätet zu. 

Als die Türen wieder aufgingen, drückte Nio noch kurz aufmunternd meinen Arm, bevor er mit dem Mädchen, dass seine Partnerin war, den Fahrstuhl verlies.

Ich spürte regelrecht, wie sich der Blick meines eigenen Partners in meinen Kopf bohrte, aber ich wiederstand ihn anzusehen.

Es schien ewig zu dauern, bis nur noch wir und Effie im Aufzug waren. Ein letztes mal gingen die Türen auf. Hier würden wir also die nächsten Tage leben.

Während ich eher zögerlich nach draußen trat, ging Seezth mit festen Schritt in den Wohnbereich und schaute sich um.

Bevor die Türen sich schließen konnte, wirbelte ich noch schnell zu Effie herum.

"Was ist mit meiner Nichte.", fragte ich ängstlich. Effie schaute kurz verwirrt. 

"Das kleine Mädchen, was du Johanna gegeben hast?"

"Ja", erklärte ich mit einen nicken. "Ihr Name ist Meleena."

Auf den Gesicht unsere Betreurin erschien ein Lächeln und sie sagte mit einer sanften Stimme, die ich ihr gar nicht zugetraut hätte: "Ich erkundige mich und lass es dich dann wissen."

Schnell nickte ich ihr dankend zu, bevor sich die Türen schlossen und der Aufzug, mit ihr, wieder nach unten fuhr.

Unentschlossen, was ich jetzt tun sollte, drehte ich mich einmal im Kreis und schaute mir alles genau an. Es war nicht viel anders, als bei uns zuhause. Wie es wohl für die Tribute aus den Distrikten gewesen war, jedes Jahr in diesen Luxus zu tauchen?, fragte ich mich.

Aice Nandina | Wenn Liebe zum Spiel wird Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt