Aice Nandina | Kapitel 31

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Ich war nicht tot.

Zumindest noch nicht.

Das erste was wieder in mein benebeltes Gehirn trat, war der Schmerz, der durch meinen ganzen Körper zog und mich am liebsten laut aufschreien lassen würde aber das war nicht möglich. Mir war nicht klar warum. Ich fühlte, dass ich in seichten Wasser lag und meine Kleidung sich mit dem kühlen Nass vollsog. Ich spürte sogar die Sandkörner die immer noch auf meinen Körper rieselten.

Aber ich konnte mich nicht bewegen. Konnte keinen Laut von mir geben.

Konnte nichts sehen!

Panik durchlief meinen Körper und ich hoffte einfach darauf, dass es schnell zu Ende ging. Zwar konnte ich mir nicht vorstellen, dass dies der angenehmste Tod war, aber immerhin besser, als wenn Meleena sehen musste, wie mir der Kopf abgeschlagen wurde oder ähnliches.

Ein Atemzug verging.

Bald würde es vorbei sein. Gleich würde ich den Schmerz und meinen Körper nicht mehr fühlen und dann würde alles gut werden.

Einen zweiten Atemzug hielt ich durch.

Musste mein Körper gerade jetzt auf stur schalten?

Ein dritter Atemzug.

Das einzige was passierte, war das ich die Schmerzen mehr wahr nahm. Ich spürte wie mein Blut aus meinem Körper floss, konnte aber nicht orten wo die Verletzungen waren und wie schlimm.

Nachdem ein paar weitere Sekunden, Minuten oder auch Stunden vergangen waren, vernahm ich von weitem gedämpfte Stimme.

„Ich hab sie.“, hörte ich Seezth Stimme näher. Hände schoben sich unter meinen Körper und im ersten Moment hätte ich am liebsten auf gebrüllt, auch wenn kein Ton über meine Lippen kam. Im nächsten Augenblick spürte ich aber Seezth Nähe und wie er mich vorsichtig hielt. Es war schön zu spüren, dass er da war. Es nahm mir ein wenig die Angst.
„Ich bin hier Aice.“, murmelte er leise, „Alles wird wieder gut. Hab keine Angst“

„Spinnst du?“, knurrte auf einmal Nios Stimme näher. Ich hörte Schritte auf uns zukommen, „Du kannst sich doch nicht einfach bewegen!“

„Ich kann sie aber auch schlecht im Wasser liegen lasse, oder?“, gab Seezth genauso wütend zurück.

„Bringt man euch in der Rebellion denn gar nichts bei! Verletzte soll man nicht bewegen!“

„Bringt man euch in euren feinen Schulen auch nichts bei? Schon mal gehört, dass in so einem Zustand ein Schock das schlimmste wäre, was passieren könnte und kaltes Wasser hilft nicht wirklich dabei.“, konterte Seezth und ich spürte regelrecht wie die beiden sich gegenseitig versuchten nieder zu starren.

Innerlich musste ich auflachen. Klar Jungs. Streitet euch nur weiter darüber, wer der bessere ist, während ich hier einfach mal vor mich hin sterbe. Immer noch gehorchte mein Körper mir nicht aber ich konnte alles fühlen. Das war immerhin ein gutes Zeichen, auch wenn ich etwas weniger Schmerzen bevorzugen würde.

„Geh dich lieber umschauen. Ich glaub dahinten ist eine Höhle, wir müssen sie aus dem Wasser und dem Sand rausbekommen.“ , befahl Seezth Nio und ich erkannte seine harte Stimme fast nicht wieder. Zum ersten mal klang auch er wie ein geborener Anführer. Ich konnte mir richtig vorstellen wie perplex Nio ihn anstarrte. Jedoch schwieg er und ich hörte auch nach wenigen Sekunden, wie sich seine Schritte wieder entfernten.

„Alles wird gut Aice. Alles wird gut.“, es schien mir, als würde er es eher zu sich selbst flüstern, als mich überzeugen zu wollen. So hart seine Stimme noch vor wenigen Sekunden geklungen hatte, so verängstigt klang sie jetzt. Es brach mir fast das Herz und ich hätte ihm am liebsten berührt aber mein Körper weigerte sich. Ich konnte nicht einmal frustriert aufstöhnen.

Aice Nandina | Wenn Liebe zum Spiel wird Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt