Aice Nandina | Kapitel 13

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Am nächsten morgen wachte ich nicht auf, wie ich es sonst immer tat. Normalerweise hatte ich keine Phase zwischen schlafen und aufwachen. Ich war einfach da.

Doch heute spürte ich wie der Schlaf mich nicht wirklich loslassen wollte. In die wärme um mich herum gekuschelt, wollte ich nicht aufwachen, sondern einfach weiter schlafen.

Es wäre mir auch beinahe gelungen, wenn in diesem Moment nicht ein Schrei durch mein Zimmer gegangen wäre, der fast die Scheiben zerspringen ließ.

Ich schreckte hoch. Besser gesagt, ich wollte hoch schrecken, doch ein schwerer Gegenstand, der mich an meiner Hüfte fest hielt, hielt mich davon ab. So hob ich also nur leicht den Kopf und öffnete leicht die Augen. Gegen die Sonne anblinzelnd wurde mein Blick langsam scharf und ich sah meinen Stylisten vor meinen Bett stehen. Mit heruntergeklappten Kinnladen und aufgerissenen Augen, sah er aus, als würde er gleich ohnmächtig werden.

„Was für eine Banshee war das?“, grummelte es genau neben meinen Kopf und ich schaute schräg nach oben in schwarz-lila Augen.

Wann war ich Seezth denn so nahe gekommen?

Ich ließ den gestrigen Abend noch einmal durch meinen Kopf gehen. Jeder war eindeutig auf seiner Seite des Bettes eingeschlafen. Da war nicht mal wirklich Körperkontakt gewesen.

Trotzdem schaute ich nun zu ihm auf, leicht abgestützt auf seiner nackten Brust und der Gegenstand an meiner Hüfte, stellte sich als sein Arm, den er um mich geschlungen hatte, heraus.

Okay...

Der Schrei hatte natürlich nicht nur uns aufgeweckt, sondern auch alle anderen alarmiert.

Während Johanna in das Zimmer, mit einen riesigen Messer bewaffnet, gestürmt kam, folgte Peeta ihr mit fast gemütlichen Schritte. 

Mit unterdrückten Lächeln überblickte er das Chaos und hörte sich geduldig das Gequietsche meines Stylisten an, auch wenn ich bezweifelte, dass er etwas verstand. Ich zumindest tat es nicht.

In der Zwischenzeit hatte auch Johanna die Situation überblickt und ließ das Messer sinken.

Ohne den Stylisten von Seezth zu beachten, der sich neben seinen Zwilling aufgebaut hatte und ihn Luft zu wedelte, ging sie zur Tür, wo Flax und Meleena standen. Mit Schwung setzte sie sich meine Nichte auf ihre Hüfte und packte Seezths Bruder an seinem Ohr, um beide wieder ins andere Zimmer zu bringen.

Peeta hingegen schaffte es irgendwie meinen Stylisten zu beruhigen und vor sich nach draußen zu scheuchen. Bevor auch er aus der Tür trat, und sie hinter sich schloss, warf er uns ein wissendes Lächeln zu. Ich hatte das Gefühl, dass er mit Katniss anscheinend auch einmal so etwas ähnliches erlebt hatte.

„Okay...Das war mal ein Wecker“, grinste Seezth neben mir. Absichtlich drückte ich mich von seinem Brustkorb beim aufstehen ab, was ihn ein grunzen entlockte. „Und du bist ein Morgenmuffel. Notiert.“

Ohne ihn zu antworten ging ich ins Bad und schloss die Tür hinter mir.

Im Spiegel schaute mich ein Mädchen an, was mich so gar nicht an mich erinnerte. 

Grinste sie glücklich?

Ich hätte mich am liebsten selbst geschlagen. Den einen Abend sitze ich mit Nio auf den Dach und heute wache ich in Seezth Armen auf. Wenn das nicht schon problematisch genug wäre! Aber ich wollte es wieder tun. 

Beides.

Seufzend sank ich an der Tür nach unten und ließ meinen Kopf gegen die Tür fallen.

Konzentriere dich, beschwor ich mich selber. 

Musste mein Körper denn gerade jetzt die Vorzüge des anderen Geschlechts zu schätzen lernen, wenn ich um mein Leben kämpfen musste?

Genervt von mir selber gönnte ich mir wieder nur eine kurze und kalte Dusche. 

Dummerweise hatte ich meine Sachen draußen vergessen, wodurch ich das größte Handtuch um mich wickelte und zu erst nur durch einen Spalt nach draußen spähte. 

Ich konnte Seezth nicht sehen, also sprintete ich schnell nach draußen.

Immerhin hatte Idiot Zwei meine Sachen auf den Boden fallen lassen, wodurch ich schnell in sie herein schlüpfen konnte.

Ohne seine Hilfe mit meinen Haaren, nahm ich sie einfach zusammen, wodurch ich einen kleinen Zopf hatte.

Kurz vor dem verhungern, wie ich war, konnte ich nicht auch noch das Frühstück auslassen.

Noch einmal atmete ich durch, bevor ich aus meinen Zimmer trat und nach unten ging.

Schnell merkte ich, dass alle so taten, als wäre nichts passiert.

Zumindest war die Stimmung wieder besser und jeder konnte herum spaßen.

Noch war ich nicht aufgeregt, aber ich wurde es immer mehr, so weiter die Zeit verging.

Als wir runter gingen, war ich mir nicht so sicher, ob das Frühstück wirklich so eine gute Idee war.

Nervös saß ich neben Seezth und lenkte mich ab, in dem ich die Kacheln an der Wand zählte.

So bemerkte ich Nio erst, als er vor mir kniete. Wieder einmal schreckte ich zusammen.

„Ich wollte dich nicht erschrecken“, entschuldigte er sich und ich winkte ab.

„Nein schon gut. Ich war nur abgelenkt.“

„Zeig ihnen einfach was du kannst und sie können dir gar nicht weniger als 10 Punkte geben.“ Auch wenn ich nicht so überzeugt von meinen Fähigkeiten war wie Nio, dankte ich ihn doch für die aufmunternden Worte. 

Sein Name wurde als nächstes Aufgerufen.

„Viel Glück.“; flüsterte er und gab mir einen sanften Kuss auf den Scheitel. Eine Geste, die auch freundschaftlich gesehen werden konnte.

„Dir auch.“, gab ich zurück. Mehr kam nicht raus. Ich war darin ja so gut.

„Zeig ihnen einfach was du kannst und sie können dir gar nicht weniger als 10 Punkte geben.“, äffte Seezth Nio nach, als dieser gegangen war. Zwar boxte ich ihn in die Seite, aber ich musste einfach mit ihm mitlachen.

Mit jedem Tribut der den Raum verließ wurde ich nervöser. Als Thom dran war und nur noch ein Mädchen und Seezth dran waren, griff ich reflexartig nach seiner Hand, bevor ich überhaupt merkte, was ich da tat.

Seezth zog seine Hand jedoch nicht weg, sondern drückte aufmunternd zurück.

So blieben wir sitzen, bis auch er dran war und ich alleine zurück blieb.

Die Minuten schienen Stunden zu dauern, bevor endlich mein Name aufgerufen wurde.

Mit langsamen Schritten und tief durch atmend ging ich in die Halle.

Die Spielmacher schauten mich an und schienen immer noch konzentriert zu sein.

Leicht zitterte meine Stimme, als ich mich vorstellte und ich beschloss erst einmal mein Talent, an den Fallen zu zeigen. Es schien ihnen zu gefallen, aber sie waren noch nicht von ihren Sitzen gerissen.

Deswegen griff ich nach dem Doppelklingenstab, der sich am heutigen Tag schon viel normaler in meiner Hand an fühlte, als noch gestern.

Erst zeigte ich an still stehenden Puppen was ich konnte, dann an sich bewegenden. 

Ich hörte hier und da ein erstauntes murren.

Mit einer Verbeugung vor den Spielmachern verabschiedete ich mich höflich und versuchte nicht aus den Raum zu rennen, sondern langsam zu gehen.

Seezth wartete auf mich bei dem Aufzug und ohne groß darüber nachzudenken, warf ich mich in seine Arme.

„So schlimm?“, flüsterte er in meine Haare. Ich schüttelte den Kopf, denn das war nicht mein Problem. Eigentlich war es schließlich ziemlich gut gelaufen.

„Ich kann das nicht.“, murmelte ich an seine Brust und versuchte die Tränen zurück zu halten, „Ich kann niemanden töten.“

Aice Nandina | Wenn Liebe zum Spiel wird Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt