Den restlichen Trainingstag verbrachten wir mit ruhigen Dingen, wie Feuer machen und Erste Hilfe.
Als wir wieder auf unsere Etage fuhren,schaffte ich es gerade einmal, schnell unter die Dusche zu gehen und mich aus meinen Sachen zu schälen, bevor ich auf das Bett fiel und sofort einschlief.
Ich wusste nicht wie lange ich geschlafen hatte, als eine Hand mich sanft weckte und Seezth neben mir stand. Immer noch zu kaputt vom ersten Trainingstag, konnte ich mich nicht mal darüber aufregen, dass ich nur Unterwäsche trug, aber Seezth ignorierte es gekonnt.
„Du solltest zumindest eine Kleinigkeit essen. In der Arena gibt es nicht mehr so viel.“ Murrend stimmte ich ihn zu und er warf mir lächelnd eine weite Hose und einen Pullover zu, welche ich einfach über meinen geschundenen Körper zog.
Wenn das so weiter gehen würde, wäre ich noch, bevor ich in die Arena kam, Tod.
Der Gedanke nach unten laufen zu müssen, ließ meinen Magen rebellieren. Einerseits wollte er essen, andererseits wollte er nicht mehr bewegt werden.
Seezth hatte anscheinend Mitleid mit mir. Ohne zu Frage hob er mich einfach hoch, als wöge ich nichts, und trug mich die Treppe runter.
Fast schlummerte ich an seiner Schulter wieder ein, doch Johannas Stimme riss mich wieder in die Realität zurück: „Hätte mein Distriktpartner bei meinen ersten Spielen mich auch mal so verwöhnt, hätte ich ihn vielleicht als Verbündeten genommen.“
„War er nicht gleich im Blutbad gestorben?“, fragte einer der beiden Stylisten, die ich in meinen Schlaftrunkenen Zustand nicht unterscheiden konnte.
„Mit mir wäre ihm das nicht passiert.“, grinste Johanna, doch selbst ich merkte, dass ihr Lächeln nicht ihre Augen erreichte. Die junge Frau tat immer sehr stark, aber innerlich schien sie genau so sehr wie Peeta an der Vergangenheit zu knabbern zu haben.
Seezth setzte mich auf den Stuhl neben Peeta und setzte sich selber ebenfalls neben mich. Hätten mein Partner und mein Mentor mir nicht abwechselnd etwas zu essen auf den Teller gelegt, wäre ich wahrscheinlich nicht zum essen gekommen, da alles viel zu weit weg war.
Doch die beiden umsorgten mich, während sie mit den anderen redeten und Seezth erzählte wie der erste Tag verlaufen war.
Trotz allem musste ich irgendwann eingeschlafen sein. Zwar versuchte ich immer wieder, meine Augen aufzuhalten, wenn sie zu vielen, doch als ich die Augen nur gefühlte zehn Sekunden zu hatte, war es dunkel um mich, als ich sie wieder öffnete. Ich lag in meinen Bett, immer noch in den Sachen die ich angezogen hatte, und Meleena kuschelte sich tief schlafend an mich.
Da ich daran sowieso nichts mehr ändern konnte, beschloss ich nicht gegen die Müdigkeit an zu kämpfen und weiter zu schlafen.
Als ich das nächste mal die Augen öffnete, war es schon wieder früh am morgen und mein Stylist stand schon im Zimmer bereit.
Der gleiche Ablauf wie am Tag zu vor und ich stand wieder in meiner persönlichen Hölle.
Der Trainingshalle.
Ich war zwar nicht mehr so niedergeschlagen, wie am Abend zu vor, aber dafür spürte ich jeden Knochen in meinen Körper.
Nio hielt sein versprechen ein. Seezth blieb heute nicht bei mir, sondern übte an der Station neben uns mit dem Schwert, während Nio mit mir einige Waffen durch ging. Es dauerte eine Weile, bis mir irgendeine Waffe taugte, aber am Ende hielt ich den Stab in meiner Hand. Zwar war die Waffe eher Defensiv, aber um mich zumindest zu verteidigen perfekt. Nio zeigte mir, wie ich am besten mit ihr umgehen musste und auch der Trainer der Station war begeistert wie schnell ich lernte. Endlich mit einen Hochgefühl beladen, fing ich an mich in der Trainingshalle, unter den anderen, zu entspannen. Ich spürte Seezth Blick immer wieder auf mir, wenn Nio mir wieder eine neue Stellung zeigte. Manchmal lagen seine Hände vielleicht länger auf mir als nötig aber ich konnte damit umgehen. Der Junge, der Distrikt Fünf vertrat, war schon immer beliebt gewesen bei den Mädchen und zumindest einmal für kurze Zeit in seiner Aufmerksamkeit zu stehen tat gut.
Zu Mittag blieb ich dieses mal mit Seezth alleine, da ich irgendwie ein schlechtes Gewissen hatte, welches ich selber nicht verstand. Es war ja nicht so, dass wir zusammen trainieren musste und er hätte ja auch mit mir und Nio zusammen trainieren können. Auch wenn er den ganzen Vormittag einen grimmigen Gesichtsausdruck gezeigt hatte, war er an meiner Seite, zum Mittagessen, wieder so wie immer. Wir redeten über unsere Familien und stellten fest wie unterschiedlich sich doch eigentlich waren. Nach außen hin, für die anderen, waren sie sich ziemlich ähnlich, aber bei ihm war zu hause die Familie über alles gegangen. Es ging nicht um Ansehen und Status, sondern dass es ihm und seinen kleinen Bruder gut ging. Ich beneidete ihn darum und erinnerte mich an die Kühle die zu hause bei uns die meiste Zeit geherrscht hatte.
Nachmittags trainierte ich wieder mit Seezth zusammen an den Überlebensstationen und versuchte mich am Gewichtheben. Zwar schaffte ich nicht viel, aber es war zumindest nicht so gefährlich, wie die Ringe am Vortag.
Als die Trainer den Trainingstag für beendet erklärten, wollte ich mit Seezth gerade zum Aufzug gehen, als Nio mich ein weiteres mal aufhielt.
Fast beschützend blieb mein Partner hinter mir stehen.
„Kann ich dich kurz was fragen?“,Nio schaute zu Seezth, „Alleine?“
Ich überlegte kurz und nickte dann Seezth zu, dass alles so weit in Ordnung war. Er schien nicht so überzeugt davon, kam meinen Wunsch aber nach.
In dem Moment, in dem Seezth außer Hörreiche war, wanderte Nios Blick zu mir und er lächelte.
„Du warst gut heute.“
„Danke.“, gab ich etwas schüchtern zurück.
„Ich meinte das ernst. Wenn du willst, kann ich dir morgen noch mehr zeigen. Das defensive hast du schon drauf. Wenn du willst, kann ich dir morgen zeigen, wie du mit einen Stab Aggressiv kämpfst.“
„Das wäre super.“ Fröhlich lächelte ich Nio an und er erwiderte es.
„Sag mal, warst du schon auf den Dach?“
Ich schüttelte den Kopf und Nios grinsen wurde breiter.
„Solltest du aber. Es ist unglaublich.“, erklärte er und schien kurz zu überlegen, bevor er eine Idee hatte. „Wir könnten uns heute Abend oben treffen. Der Ausblick ist herrlich.“
Verwirrt schaute ich ihn an. War das eine Verabredung? Ich? Mit Nio?
In meinen Magen fing es regelrecht an zu brodeln. Vorfreude? Nervosität?
Ich versuchte nicht zu breit zu grinsen und mir gleichzeitig auch keine falsche Hoffnungen zu machen. Wahrscheinlich sah er in mir, genau wie in seiner Partnerin, so etwas wie kleine Schwestern, auf die er aufpassen wollte.
„Klar warum nicht.“ Ich war selber stolz wie ruhig meine Stimme klang.
„Dann nach dem Abendessen? Wenn alle ins Bett sind?“
„Okay.“, schlug ich zu dem Deal ein.
„Dann bis nachher.“ Winkend ging er an mir vorbei, zu seiner eigenen Partnerin, die schon auf ihn wartete.
Ich versuchte nicht von einer Seite zur anderen zu grinsen, als ich selber zu Seezth aufschloss. Er zog viel sagend seine rechte Augenbraue nach oben, beschloss aber nichts zu fragen.
Schweigend fuhren wir in unsere Etage.
DU LIEST GERADE
Aice Nandina | Wenn Liebe zum Spiel wird
FanfictionMein Name ist Aice Nandina. Mein Leben lang lebte ich in einer Familie von Spielmachern, obwohl ich selbst die Spiele hasste, was der Rest meiner Familie nie verstand. Nach der Rebellion bin nur noch ich und meine kleine Nichte da, als verkündet wir...