Es war eigentlich einer dieser Donnerstage, die nur der Vergessenheit würdig sind – einer der zu Langeweile verdammten Wochentage in einer Zeit im Semester, die von Ferien so weit entfernt ist, dass man sich beim Weckerklingeln am liebsten im Halbschlaf aus dem Fenster auf die von der Morgensonne beschienene Veranda stürzen will.
Frühmorgendliche, nicht allzu ernstzunehmende Selbstmordgedanken gehörten bei mir eigentlich an die Tagesordnung, zusammen mit dem stummen, flehentlichen Wunsch nach Desintegration, so wie es der Hälfte der Weltbevölkerung in Avengers: Infinity Warvergönnt gewesen war. Sich einfach an den Ecken und Kanten zu substanzlosen Staub auflösen; das wäre ein Ausgang für den vorletzten Tag der Woche, dem ich mit zufriedenen Nicken zugestimmt hätte.
Die Tatsache, dass mich jedoch nicht mein Wecker aus dem Schlaf riss, wie es sich eigentlich gehörte, sondern ein Sonnenstrahl (mein Zimmer war nach Norden ausgerichtet) mir anstatt dessen frontal ins Gesicht knallte, ließ mein verschlafenes, komatöses Gehirn jedoch nicht argwöhnisch aufhorchen.
Vielmehr hielt ich den plötzlichen Szeneriewechsel wohl zu Beginn für eine willkommene Ausuferung meines Traums in einen noch tieferen Traum. Ich hatte von irrelevanten Begebenheiten geträumt; nicht verstörend oder grotesk genug, dass sich darüber Erfolgsromane schreiben ließen; ich war planlos in einem Einkaufzentrum umhergewandert, das sich zu einem grauenvollen Labyrinth zusammengesetzt hatte, mit Stockwerken, dessen Ende ich nicht erreichen konnte. (Traurigerweise war dies einer meiner wiederkehrenden Träume.)
Da nur die Sonne und kein hochfrequentiertes, auf äußerste Schikane ausgelegtes Piepen meine Träume durchriss wie Finger durchnässte Watte, vergrub ich den Kopf in meinen Kissen und presste meine Finger gegen die weichen Leinen des Bettzeugs.
Es war geringfügig lauter als es im Haus meiner Eltern um diese Zeit gewesen wäre; durch das angelehnte Fenster hörte ich das entfernte Rauschen einer morgendlich verstopften Stadt und nicht etwa das begeisterte Bellen von Marc Aurel, unserem Nachbarscollie, der den Postboten tagtäglich mit ungeminderter Bewunderung am Anfang seines umzäunten Grundstücks begrüßte und dann so weit mit ihm die Straße hinabtapste, wie der Gartenzaun es ihm erlaubte.
Auch hörte ich heute keine Dusche, nicht das unermüdliche, elektrische Geräusch der Küchenmaschine meiner Mom, die schon früh morgens damit begann, die Creme für ihre hausgemachten Cheesecakes aufzuschlagen, (sie hatte sich vor sieben Jahren einen Business eingebildet, offiziell um „Dad finanziell ein wenig zur Hand zu gehen"), oder gar das Pochen meiner Schwester an der Tür, um mich aus den Federn zu schütteln.
Nein, ich hörte... Musik. Laute, unerträglich tiefenverstärkte Musik, die sich durch den Boden grub, und die Federkernmatratze unter mir zum Vibrieren brachte. Darunter mischte sich ein ersticktes, quietschendes Gelächter, das mir keineswegs bekannt vorkam – und im nächsten Augenblick saß ich schon aufrecht im Bett; nur um eine Welt zu sehen, die mir nicht im Ansatz bekannt vorkam.
Die vertraute Ansicht meines Zimmers war verschwunden. Ich sah mich einer unglaublich urbanen Aussicht entgegen; Hochhäuser, die in der Ferne in der Sonne glimmerten, eine graue Autobahn, die winzig zwischen den besagten Wolkenkratzern und der hügeligen Hinterlande aus dem Boden wuchs, von der aus ich die Stadt überblickte.
Ich befand mich am Rande einer Metropole; nicht gerade der altertümlichen Lehmpueblos von Santa Fe, die ich gewohnt war. Als ich abrupt aufstand, schwang die Matratze unter mir federnd auf und ab und ich verlor halb das Gleichgewicht, presste meine Handgelenke in den Stoff, um mich aufzufangen; nur, dass ich nun auch noch feststellen musste, dass... das nicht meine Handgelenke waren.
Eigentlich hatte ich kleine, oftmals mit Kugelschreiber angekritzelte, gewöhnliche Finger; keine kurzen, wenngleich eleganten Männerhände, die in fünf niedliche Finger ausarteten, auf dessen mittlerem Glied ein silberner Ring steckte. Ich hob die Hände aus der Matratze und hielt sie mir entsetzt vors Gesicht, während ich sie in Zeitlupe um ihre eigene Achse drehte, als wollte ich irgendwelche Schäden feststellen.
DU LIEST GERADE
Hurricane Tortilla
FanfictionPeyton führt ein Leben am Rande der Bedeutungslosigkeit: sie verbringt zu viel Zeit im Internet, während sie schlechte Memes an ihre Lieblingsband sendet, unrealistische, plotlose Fanfiction schreibt und nun schon den zehnten Tweet mit „BTS als Gart...