03. ❝that was... legitness.❞

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Ich hatte die Darstellung immer für übertrieben gehalten, welchen Geräuschpegel diese Band tatsächlich einnehmen konnte, wenn alle auf einmal sprachen – aber ich hatte mich getäuscht.

Hoseok stellte eine (vermutlich sinnfreie) Frage nach der anderen, Seokjin schrie irgendetwas in das allgemeine Gemenge, Taehyung hatte sich nun ebenfalls über das Handy gelehnt und schien Bestätigung zu verlangen, dass diese weibliche Stimme tatsächlich sein bester Freund war, während Namjoon versuchte, sie mit Stimmgewalt alle zu überbieten. Einzig Yoongi und Jeongguk schwiegen, bevor Namjoon schließlich mit der Kaffeekanne auf den Tisch schlug und alle erschrocken verstummten.

Ich vermutete, dass er etwas von „Jetzt haltet doch mal alle eure Fressen!" fauchte, während er sich wieder dem Handy zuwandte und Jimin eine Reihe an wohlüberlegter Fragen zu stellen schien.

„K-keine Ahnung", antwortete meine Stimme, wohl am Rande eines Nervenzusammenbruchs. „Ich bin einfach aufgewacht, inmitten eines Zimmers, das ich nicht kannte, in einem Haus, das Amerikanern gehört und anscheinend bin ich wieder in den Staaten. Da ist so ein Mädchen, die mich seit mehreren Minuten unermüdlich verfolgt und..."

Namjoon antwortete wieder etwas, und ich war zu eingenommen von der gesamten Situation, um zu bemerken, dass etwas hier sehr, sehr eigenartig war.

„Was?", fragte meine Stimme verständnislos zurück. „Wieso willst du wissen, was du als letztes zu mir gesagt hast?"

Der Leader antwortete geduldig und Jimin schien ein paar Mal ein und auszuatmen, nur, um wieder eine halbwegs akzeptable Verfassung wieder zu erlangen. „Okay. Okay, das ergibt Sinn. Du willst wissen, ob es wirklich ich bin. Du hast... etwas von wegen gesagt, dass... ich mich nicht immer so quälen soll. Dass manche Dinge Zeit brauchen, bis sie zu einem kommen und ich mit purer Dickköpfigkeit wenig bewirken kann."

Nun lehnte sich auch Yoongi über den Lautsprecher und sagte etwas, in einer so weichen, so ungemein sanften Stimme, dass mein Ship-Radar mit lauten Sirenengeheul ansprang.

Jimins Antwort klang, als stünde er am Rande der Tränen. „Hyung...", flüsterte er und ich bemerkte, wie Namjoon sich verlegen abwandte und einen bedeutungsvollen Blick mit Taehyung tauschte. „Hyung... ich glaube, ich werde verrückt. Irgendetwas ist so falsch, so unglaublich falsch und..." Seine Stimme brach und ich fragte mich, ob es mir in den neunzehn Jahren, die ich meinen Körper bewohnt hatte, jemals gelungen war, so aufgegeben zu klingen.

Yoongi antwortete etwas und ich spürte, wie sich ein Knoten in meiner Brust breitmachte, der schmerzhaft gegen meine Kehle drückte. Ich hatte beinahe meine gesamte BTS-Karriere damit verbracht, den beiden eine tragische Liebesgeschichte aufzuoktroyieren, die irgendwo entlang von Romeo und Julia verlief – von gesellschaftlichen Tabus oder sonstigen Barrieren gespeist wurde.

Weil, natürlich, war ich in der ersten Sekunde für Min Yoongi gefallen und der Gedanke, dass ich ihn niemals haben konnte, ließ sich nur ertragen, wenn ich es so hinbog, dass ihn niemals ein anderes Mädchen haben würde; sondern nur jemand, den ich fast genauso sehr liebte, wie ihn. Meine Wahl war auf Park Jimin gefallen; während andere in einer ähnlichen Situation vielleicht auf Hoseok zugreifen würden, oder, manchmal Jeongguk.

Ich war so weit gegangen, bis spät in die Nacht in der Dunkelheit meines Zimmers von Fans zusammengeschnittene Videos zu inhalieren, die versteckte, verborgene Berührungen oder Gesten einfangen sollten. Irgendwann hatte ich angefangen, über sie zu schreiben, über den Jungen, der mein Herz für immer besaß, und wiederum denjenigen, der seines trug.

Tief, tief unten war mir immer bewusst gewesen, dass Yoongi und Jimin nur Freunde waren; dass ihre verlegenen Blicke aus dem Kontext gerissen waren, ebenso wie ihre interpretierbaren Worte; Liedzeilen, in die man alles hineinlesen konnte. Dass dies alles nur meiner Unwilligkeit entsprang zu akzeptieren, dass ich Min Yoongi allerhöchstens einmal aus der Ferne auf einer Bühne erleben würde.

Hurricane TortillaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt