05. ❝a potato flew around my room.❞

2.2K 235 587
                                    

Wir waren bereits vier weitere Stunden in dem kleinen Hinterraum eingeschlossen gewesen, als Namjoon an der Tür klopfte und verkündete, dass Jeongguk, er und Yoongi das Abendessen gekocht hatten und wir ohnehin einmal eine Pause einlegen sollten.

Taehyung, dessen Gesicht von dem bläulichen Schimmer seines Handys erleuchtet gewesen war, in das er desinteressiert geblickt hatte, anstatt Seokjin und mir zur Hand zu gehen, gab eine genervte, kurz angebundene Antwort, vermutlich ein überdrüssiges „Endlich" und Namjoon wechselte einen einzigen Blick mit Seokjin, der ihm stumm ein gesamtes Beschwerdeformular zukommen ließ, bevor er sagte: „Taehyung, lass mich kurz mit dir reden."

Ich war überrascht, dass er auf Englisch sprach; vielleicht, weil er mich nicht ausschließen wollte und die Rücksicht, die Namjoon walten ließ, erfüllte mein Herz mit allergrößter Freude.

Taehyung, der offensichtlich wusste, dass ihm eine Standpauke bevorstand, seufzte tief auf (und tief bei Taehyungs Stimme war wirklich... eine Offenbarung) und trottete nach Namjoon aus dem Raum, der die Tür angelehnt ließ.

Seokjin warf sich in das frei gewordene Sofa und fächelte sich mit der ausgestreckten Hand dramatisch Luft zu, aber ich kannte am Kragen seines geöffneten Hemds tatsächlich einige Stressflecken und das schlechte Gewissen überrollte mich erneut wie ein hübscher Tsunami.

„Seokjin?", fragte ich verlegen, während ich an den Ärmeln der Trainingsjacke zupfte, die mir Hoseok vorhin vorbeigebracht hatte.

Ich sah, wie sich unter Seokjins geschlossenen Lidern seine Augäpfel verdrehten, als wollte er die Irritation darüber ausdrücken, nicht einmal in der Totenstarre von mir verschont zu bleiben. „Ja, Feyton?"

„Ich wollte mich nur bedanken. Mir das alles beizubringen. Du musst das nicht tun." Ich starrte verlegen auf den Boden zwischen uns beiden und sah nur aus meinem Augenwinkel, dass Seokjin den Kopf hob und mich nachdenklich musterte.

„Du bist... sehr nett, Fey", erwiderte er kryptisch und ich fragte mich, ob er das sagte, um mir Mut zuzusprechen, oder weil es buchstäblich das einzige war, das er auf Englisch sagen konnte.

„D-danke, schätze ich", gab ich verlegen zurück. Auch, wenn ich nicht Fey hieß – aber diesen Namen würde ich mir bald auf die Stirn tätowieren, wenn er mich noch einmal so nannte.

„Lass dich nicht... ah, verdammt, wie sagt man?" Er legte seine Stirn in verärgerte Falten, sodass seine dunklen, höchst expressiven Augenbrauen zusammenzogen. „Lass dich nicht Angst machen von Taehyung, ja, Fey?"

Ich nickte hastig. „Ich verspreche es, Jinnie... Seokjin, meine ich." Ich musste wirklich aufpassen, dass ich die Spitznamen unter Kontrolle bekam, die ich auf Twitter leidenschaftlich gerne verwendete, sonst würde mir noch ein „Yoongles" rausrutschen und das wollten wir nun wirklich verhindern.

„Jinnie." Er gab ein amüsiertes Schnauben von sich. „Es ist süß. Nenn mich Jinnie, wenn du willst, Fey."

In Gedanken verfasste ich bereits ein emotionales Essay, das ich später in den Gruppenchat schicken würde – zumindest, bis mir einfiel, dass meine Freunde überhaupt nicht wussten, was überhaupt vorgefallen war. Und das Handy, auf dem sich der Whatsapp-Chat befand, reiste augenblicklich mit meinem Körper und Park Jimins Geist durch die Wüste von New Mexico.

Jin blickte mich aufmerksam an. „Was ist los, Fey? Du... siehst traurig aus."

Ich seufzte, während ich die Wasserflasche vom Boden auflas, die Jeongguk vor drei Stunden vorbeigebracht hatte und an ihrem Verschluss zu drehen begann. „Nichts... ich habe nur gerade bemerkt, dass ich meine Freunde vermisse."

Hurricane TortillaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt