Die nächste Woche verlief nach einer sehr aufregenden, sehr auslaugenden und sehr außergewöhnlichen Routine, die mir keine freie Sekunde ließ, um mich mit meinen zwei Komplizen im Geheimen zu treffen, damit wir unseren elaborierten Masterplan ausführen konnten.
Ich verbrachte die Vormittage im Tanzstudio unter Sungdeuks Führung, wobei Hoseok und Jimin hin und wieder vorbeikamen, um mir zu helfen, mir das Ganze in der Gruppe vorzustellen. Jimin schaffte meist zwei, drei Abläufe, bevor er sich mit leidenden Gesichtsausdruck auf den Boden legte und erklärte, dass er gerade an einem Lungenkollaps verreckte. Hoseok war viel hilfreicher; während Sungdeuk vorne am Spiegel die Instruktionen gab, stellte er sich hinter mich und führte meine Arme, mit denen ich meist wenig anzufangen wusste – und mit seiner (und, so ungern und widerstrebend ich das auch zugab, auch Jimins) Hilfe gelang es mir schließlich, zumindest die Choreografien für das Comeback ein klein wenig mehr unter Kontrolle zu bekommen. Ich war weit entfernt davon, irgendwie gut zu sein, aber es war mir tatsächlich gelungen, die ungefähren Bewegungsabläufe zu verinnerlichen – ich, die in ihrem Leben niemals freiwillig Sport gemacht hatte.
Wenn ich gegen sechzehn Uhr endlich aus dem Studio entlassen wurde, wurde ich in ein Taxi gesteckt, das mich unmittelbar zur nächsten Music Show bringen würde, bei der der Rest von Bangtan schon den gesamten Vormittag war. In einem erschreckenden Schnelldurchlauf wurde ich bühnenbereit gemacht, Haare, Make-up und in Jimins wunderschöne, teure Kleidung gesteckt, ehe ich zum Rest der Band entlassen wurde, die mich meist mit stürmischen Fragen zu meinem Fortschritt begrüßten und mich, in Taehyungs und Jeongguks Fall, in so feste Umarmungen zogen, dass ich meinte, meine Zellen würden einen unheilbaren Schaden davontragen.
Es war Donnerstag, als ich Fake Love das erste Mal mit den anderen aufführte – und der Augenblick, als ich schweratmend neben den anderen auf der Bühne stand, während das Licht der Scheinwerfer über uns hinwegzog wie der Schweif eines Kometen unserer Exzellenz, hätte ich beinahe angefangen zu heulen.
Wer allerdings tatsächlich heulte war Jimin, der irgendwo hinter der Bühne auf dem Boden saß und die Performance auf einem kleinen Bildschirm beobachtet hatte, der eigentlich für die Soundtechniker vorgesehen war. Er hatte seine Arme um seine Knie geschlungen, als wir die Bühnen-Treppe hinabstiegen, und seinen Kopf dort aufgestützt, während seine schmalen Schultern bebten. Ich wechselte einen alarmierten Blick mit Jeongguk, aber Taehyung löste sich ohne zu zögern aus unserer Reihe, um Jimin sanft in die Arme zu schließen. Ich blieb verlegen in der Nähe stehen und hörte Taehyungs beruhigende Stimme, die Jimin mit jeder Sekunde weiter dazu brachte, seinen Kopf aus seinen Knien zu lösen und seinen besten Freund mit tränennassen Gesicht anzusehen.
„...noch nie so wehgetan", flüsterte er gegen Taehyungs Finger, die ihm über die Wangen strichen. „Jede gute Erinnerung meines Lebens ist mit euch dort oben auf der Bühne. I-ich... werde das niemals wieder spüren können, oder?"
Ich spürte, wie die Euphorie über das Bühnenerlebnis mich langsam verließ, während ich Jimin dabei zusah, wie er durch das Fenster in das Leben sah, das ihm mehr bedeutet hatte als alles andere.
In diesem Augenblick wurde mir bewusst, dass ich niemals hassen könnte – für nichts, das er tat. Dieser gesamte Körpertausch war für ihn so viel schrecklicher, ich es mir jemals ausmalen konnte. Er hatte sein gesamtes Leben dafür gekämpft, mit BTS an der Stelle zu stehen, die er jetzt ausfüllte und – nun stand er hier draußen, alleine, hinter der Bühne, während ich seine Rolle übernommen hatte. Das konnte nicht fair sein.
Aber als ich Namjoons Hand in meinem Rücken spürte, als er mich eilig von Jimin wegschob, konnte ich nicht anders, als Unmut in mir aufzusteigen zu fühlen. Es machte mich so unglaublich fertig, dass ich der Feind in ihrer Mitte sein musste, der für Jimin nur Provokation war.
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Hurricane Tortilla
FanfictionPeyton führt ein Leben am Rande der Bedeutungslosigkeit: sie verbringt zu viel Zeit im Internet, während sie schlechte Memes an ihre Lieblingsband sendet, unrealistische, plotlose Fanfiction schreibt und nun schon den zehnten Tweet mit „BTS als Gart...