Es war nun offiziell: Kim Taehyung hasste mich.
Er hasste mich auf eine resolute, eiskalte Weise, die man sofort bemerkte, wenn man nur einen halben Blick in seine Richtung warf; sie war ungemein evident an der Art und Weise, wie er seine Arme vor der Brust verschränkte und mich abwartend und kühl ansah, während Seokjin mir mit eigenartigen Fingerdiagrammen verdeutlichte, wie ich zu singen hatte.
Wir hatten uns in einen fensterlosen Hinterraum zurückgezogen, in dem eine PlayStation auf dem Boden abgestellt war, mitsamt einem Bildschirm an der Wand unmittelbar dahinter. Auf dem Boden davor lagen ein paar zerknickte, zusammengedrückte Decken, eine zusammengerollte Chipstüte und ein Kissen, das Seokjin achtlos an die Wand gekickt hatte, sobald wir den Raum betraten.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass vor allem Jeongguk hier die Hälfte seiner Freizeit verbrachte.
Seokjin versuchte nun schon seit halben Stunde, mir die Artikulation gewisser Wortreihen zu erklären – aber seine didaktische Methode beschränkte sich vor allem da drauf, sie mir siebzehn Mal in Zeitlupengeschwindigkeit vorzusagen, während Taehyung hinter uns auf dem Sofa saß, in sein Handy blickte und entmutigend schnaubte.
„Wihaeseoramyeon nan", artikulierte Seokjin überdeutlich vor meinem Gesicht umher. „Nicht... Wihasoramyun."
Er begann, mich aggressiv zu machen.
„Wihaseoramyeon-nan", sagte ich ungeduldig. „Wi-ha..."
„Hae, Peyton. Hae!"
„Wi-ha–"
Taehyung gab ein tief genervtes Stöhnen von sich und rollte sich mit dem Gesicht ins Sofa, sodass ich nur seine eigenartige neue Frisur erkennen konnte, die ihm fransig über die Stirn und den Nacken fiel.
Ich presste die Lippen aufeinander und wandte mich wieder Seokjin zu, der ein hastiges Lächeln aufsetzte, als er bemerkte, dass ich ihn ansah. Oh, nein. Ich hatte seine Nerven so weit strapaziert, dass selbst er langsam die Lust verlor.
„Tut mir leid", murmelte ich verlegen. „Ich... ich brauch vielleicht eine kurze Pause."
Der Gruppenälteste schien mich zu verstehen und er hielt zehn Finger in die Luft. „Zehn..."
„Zehn Minuten, geht klar. Dann bin ich zurück."
Ich floh erleichtert aus dem stickigen Raum, nur um auf der anderen Seite Jeongguk in die Arme zu laufen, der offensichtlich nervös vor der Tür auf und abgetigert war, und erwogen hatte, uns zur Hilfe zu eilen. Ich schenkte ihm ein müdes Lächeln, das er sofort erwiderte.
„Kannst du mir sagen, wo das Badezimmer ist?", fragte ich ihn und Jeongguk vergrub seine Hände tiefer in den Taschen seines weiten Kapuzenpullis, ehe er mir ein rasches, verlegenes Nicken zukommen ließ.
Ich hatte eine Weile gebraucht, um mich für das Maknae der Gruppe zu erwärmen – zu Beginn hatte ich die Unmengen an Fans nicht verstehen können, die ihm zu Füßen lagen – und das, obwohl er meiner Meinung nach einen minimalen Aufwand betrieben hatte, um sie sich zu eigen zu machen... zumindest, bis mir bewusst geworden war, dass er schüchtern war. Dass Jeon Jeongguk mit solch einem mondänen Problem zu kämpfen hatte wie resolute Schüchternheit. Von dem Tag an hatte ich ihn blind ins Herz geschlossen, hatte den tausenden Blogs endlich zustimmen können, als sie zur millionsten Lobeshymne angestimmt hatten.
Jeongguk führte mich durch die labyrinthartigen Gänge der Edel-Dorm in die Richtung zurück, die ich vor knapp drei Stunden in blinder Panik davongerannt war. Er wandte sich alle paar Schritte zu mir um, als trage er Sorge, dass ich ihm abhandenkommen würde. (Mein Bedürfnis, seine niedlichen Wangen zu kneifen, stieg mit jedem Schritt, den wir zurücklegten, exponentiell an.)
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Hurricane Tortilla
FanfictionPeyton führt ein Leben am Rande der Bedeutungslosigkeit: sie verbringt zu viel Zeit im Internet, während sie schlechte Memes an ihre Lieblingsband sendet, unrealistische, plotlose Fanfiction schreibt und nun schon den zehnten Tweet mit „BTS als Gart...