Ich kam mir vor wie in irgendeinem schlechten B-Movie-Agentenfilm, als ich in Namjoons übergroßen Pullover durch die Gänge der Veranstaltungshalle hetzte, den Zettel vor mir in der Luft, während ich versuchte, auf Poppys rudimentärer Zeichnung irgendetwas zu erkennen.
Es kam tatsächlich so, dass ich ihr in die Arme lief, gerade, als ich um die Ecke gebogen war, hinter der sie auf mich warten sollte.
Sie hatte sich inzwischen umgezogen; anstatt des gewöhnlichen Outfits vom Fansign trug sie nun einen gelben Regenponcho, mit etwas um den Hals, das wie eine Lichterkette wirkte.
„Was?", fragte ich verstört, aber da hatte mich das jüngere Mädchen schon in eine enge Umarmung gezogen und obwohl ich Poppy in meinem Leben zuvor noch nie persönlich getroffen hatte, fühlte ich mich plötzlich, als wüsste ich genau wer sie war, wieso sie hier war – und wie es sich anfühlen musste, sie zu umarmen. Das war nur eine weitere Facette dieser neuen Generation von Freundschaft, die von der früher als essentiell geltenden Barriere geprägt war – dass man sich überhaupt nicht mehr gegenüberstehen musste, um sich darin wertzuschätzen, dem anderen seine tiefsten Geheimnisse anzuvertrauen. Um sich in der Umarmung seiner jahrelangen Freundin trotzdem zuhause zu fühlen, auch, wenn es die erste war.
„Oh, mein Gott, Poppy", murmelte ich. „Was machst du hier?"
Sie legte den Kopf schief, kaum, dass sie sich von mir gelöst hatte. „Ich rette dich, du Dummerchen."
„Rettest mich wovor?"
„Vor der Sklavenschaft."
Ich, die ihre überdramatischen Anwandlungen sehr gut kannte, schüttelte nur schnell den Kopf, ehe ich sie an den Schultern packte, damit sie nicht weiter wie ein überenthusiastisches Ding vor mir auf und abhüpfte. „Also noch einmal langsam, Poppy. Was machst du hier?"
„Clara hat uns erzählt, dass du gestern einen Heulkrampf auf der Toilette hattest, bei der du darüber gesprochen hast, dass du von BigHit in einen Knebelvertrag gezwungen wurdest, und dir nicht weiter zu helfen weißt. Sie hat zudem erwähnt, dass Namjoon dir das Handy aus der Hosentasche gerissen hat und das Gespräch mit ihr einfach beendet." Poppy schnalzte mit der Zunge. „Erin und ich konnten sie nur mit Mühe davon abhalten, all ihre Ersparnisse auf den Kopf zu hauen, um persönlich mit Pauken und Trompeten im Hauptquartier von BigHit einzumarschieren."
„Und du?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen. „Für dich war es in Ordnung, einfach in Seoul aufzutauchen. Wohnst du nicht in Hongkong? Wie hast du überhaupt die Tickets bekommen?"
Poppy legte einen Arm um meine Schulter und ich kam mir vor wie der unerfahrene Titelheld kurz vor seinem ersten Gespräch mit seinem sokratischen Mentor, der ihm die Welt neu definieren würde. „Peyton, Peyton", sagte sie dann und machte eine dramatische Handbewegung. „Du weißt, ich bin absolut kein materialistischer Mensch."
Ich verengte misstrauisch die Augen. „Worauf willst du hinaus? Meinst du Besitztümer sind ohnehin nur substanzlose, nicht klar definierte Gegenstände und du hast jemanden seine Karte geklaut, nachdem du sie um die Ecke gebracht hast?"
Poppy sah für einen Augenblick ehrlich beleidigt aus. „Was? Nein!"
„Was ist dann los?"
„Ich bin scheiße reich, Peyton. Oder nein, meine Eltern sind es", seufzte sie, als habe sie eine unangenehme Bekundung zu machen und löste ihren Arm von mir, während sie mich eine Spur verlegen anblickte. „Ich wollte das eigentlich niemals ansprechen, weil auf meiner grässlichen Privatschule in Hongkong sich jeder nur über das Geld definiert und ich... Freunde wollte, die mich nur aufgrund meines Charakters mögen. Weißt du?"
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Hurricane Tortilla
FanficPeyton führt ein Leben am Rande der Bedeutungslosigkeit: sie verbringt zu viel Zeit im Internet, während sie schlechte Memes an ihre Lieblingsband sendet, unrealistische, plotlose Fanfiction schreibt und nun schon den zehnten Tweet mit „BTS als Gart...