Es war ein Tag voller Tränen gewesen. Zuerst hatte Taehyung sich nicht von Yeontan trennen wollen, der während der Tour bei seinen Eltern unterkam und weil Jimin sich schlecht beherrschen konnte, wenn Taehyung heulte, war er gleich miteingefallen.
Knapp zwei Stunden später war Hoseok über eine Bodenwelle gestolpert, woraufhin Seokjin so laut und anhaltend gelacht hatte, dass ihm die Tränen gekommen waren. (Nur wenige Minuten später saßen sie harmonisch Arm im Arm auf der Hinterbank des Vans und spielten auf Seokjins Nintendo.)
Kurz danach war Jeongguk aus seinem Zimmer gekommen, mit rot umrandeten Augen und auch, wenn ich nicht heulen gesehen hatte, galt das meiner Meinung nach in jeder Hinsicht. Ich hatte ihm erst am Vormittag Club der Toten Dichter empfohlen und war überhaupt nicht überrascht, dass er eine ähnliche Reaktion wie ich gezeigt hatte.
Die meisten Tränen flossen aber eindeutig am Incheon International Airport, als ich Clara, Eliza, Tasha und Stéphanie zum ersten und Poppy zum dritten Mal in die Arme schloss. Dieser kurze Moment war lange und ausgiebig geplant wurden, von Absagen und Umdisponierungen durchzogen, von langen Telefonaten mit Eltern und Erziehungsberechtigten bis über Elizas Schuldirektorin, die sich quer gestellt hatte.
In jeder Hinsicht war dieser Augenblick von monumentaler Bedeutung. Er verhieß, dass diese zusätzliche Dimension, die Internetfreunde voneinander abtrennte, namentlich Distanz, durch eine sehr determinierte Komponente ausgelöscht worden war. Dieser Mensch gewordene Einfluss stand grinsend neben mir und hatte trotz Mundschutz und Kapuzenpulli eine unangenehm große Menschentraube um sich verursacht, die von zwei schlecht gelaunt dreiblickenden Bodyguards halbherzig zerstreut wurde.
Poppy zeigte keine Scheu und warf ihre Arme um Namjoon, der offensichtlich darauf vorbereitet gewesen war und ihr durchs Haar wuschelte. Er sagte einen Satz auf Chinesisch, der seiner beschränkten Kenntnis entwuchs, aber Poppy scheute sich nicht, sofort in ihrem brüchigen Koreanisch zu antworten, wie sie es schon auf dem Fansign getan hatte.
Clara und Eliza starrten Namjoon an, wie das Phänomen, das er war, aber als ich sie beide gleichzeitig halb erwürgte, während ich sie in die festeste Umarmung seit Menschengedanken zog, löste sich ihre Lähmung auf und Clara schrie den halben Flughafen zusammen, während sie mein Gesicht in ihre Hände nahm und mir die Wangen einquetschte.
Irgendwann heulten wir alle, und Namjoon, der grinsend danebengestanden hatte, schlug uns vor, dass wir diesen öffentlichen Platz vielleicht langsam verlassen sollten. Ich, die ich jegliche mediale Aufmerksamkeit nach wie vor mit einer Passion verabscheute, stimmte nur allzu gerne zu.
Meine Freunde hatten sich allesamt in London, bei Elizas Familie getroffen, ehe sie den gleichen Flug nach Seoul genommen hatte. Tasha war dabei von St. Petersburg, Clara von Köln, Stéphanie von Marseilles und Poppy von Paris aus gestartet. Letztere war von ihren Eltern gezwungen worden, sich eine der französischen Privatschulen anzuschauen, die man in sämtlicher Varietät in Teeniefilmen idealisiert sieht. (Sie war jedoch nicht begeistert. Nicht im Ansatz.)
Es war in jeder Hinsicht, als hätten zwei Welten sich überlagert; diejenige, die ich bisher immer hinter dem Bildschirm meines Handys gesehen hatte und diejenige, die ich in den letzten Monat langsam aber sicher als die Realität akzeptiert hatte; die Welt, in der ich nur meinen Kopf zur Seite wenden musste, um Namjoon zu sehen, der mir jedes Mal ein Grinsen zukommen ließ.
Wir durften nicht in die Dorm; so weit war Hitman Bangs Verständnis für diese Situation nicht gegangen, aber allein die Tatsache, dass er zugestimmt hatte, dass Namjoon und ich ganz gewöhnlichen Freundin-Freund-Aktivitäten nachgehen konnten, wie meine Freunde vom Flughafen abzuholen, war genug, um meine Meinung von ihm zu revidieren. Beinahe.
DU LIEST GERADE
Hurricane Tortilla
FanfictionPeyton führt ein Leben am Rande der Bedeutungslosigkeit: sie verbringt zu viel Zeit im Internet, während sie schlechte Memes an ihre Lieblingsband sendet, unrealistische, plotlose Fanfiction schreibt und nun schon den zehnten Tweet mit „BTS als Gart...