29. ❝hellooo?❞

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Ich sah die Stadt ein letztes Mal an mir vorbeiziehen, während ich meinen Kopf gegen das Fenster lehnte und von der Rückbank des Taxis aus, das Hitman Bang mir bestellt hatte, auf die Straßen blickte. Seoul war an diesem Donnerstagvormittag genauso geschäftig wie zu jeder anderen Tageszeit – wir standen gewiss die Hälfte der Zeit im Stau, bis wir Gangnam hinter uns zurückließen und über die Brücke aus der Stadt herausfuhren, immer weiter auf Incheon zu – die Halbinsel, auf der der Flughafen gelegen war.

Mein Rucksack stand neben mir auf der Rückbank; irgendein Staffmember hatte alle meine Sachen aus dem Dorm zusammengesucht und dort hineingesteckt; meinen Laptop, meine Collegeblöcke und sinnlosen Krempel, den ich über die drei Wochen hinweg angesammelt hatte. Obenauf lag meine Jeansjacke, die Jimin schon auf der Reise nach Seoul angehabt hatte, mit seinen Aufnähern und Pins. Ich hob die Jacke an, um sie über meine Schultern zu ziehen, als mir ein neuer, mir unbekannter Pin in die Augen fiel. Es war ein schwarzes Enamelherz, auf dem in goldenen Buchstaben ‚Be cool, honey bunny' stand – diejenigen Worte, die in der Endszene von Pulp Fiction gesprochen wurden und ich presste meine Lippen zusammen, als sich ein intensiver Druck hinter meinen Wangenknochen breitmachte, wie immer, wenn ich kurz davor war, die Kontrolle zu verlieren und in Tränen auszubrechen. Ich würde meine rechte Hand darauf verwetten, dass Jeongguk den Pin dort angebracht haben musste.

Mein Herz schmerzte wirklich physisch, als ich daran dachte, dass ich ihn niemals wiedersehen würde. Die Worte, die Argumentation des Labelchefs war in sich schlüssig. Ich war nur ein gewöhnliches Mädchen; ein Fan, der nicht einmal reich oder überdurchschnittlich begabt genug war, um es zu rechtfertigen, dass einer von ihnen sich ehrlich für mich interessierte.

Denn an diesem Punkt hing sich alles auf: es war Zufall gewesen, dass Jimin und ich Körper getauscht hatten. Die Wahl war nicht etwa auf mich gefallen, weil ich irgendeine Besonderheit besaß, die das rechtfertigen würde. Nur Zufall.

Vielleicht hatte Hitman Bang recht. Nicht nur Taehyung und Jeongguk wäre geholfen, wenn ich ohne ein Wort wieder in meiner Welt verschwand; sondern auch mir. Ich liebesbedürftiges Etwas hatte mich an sie gehängt, in der Hoffnung, dass sie mich akzeptieren und lieben würden; und das hatten sie getan – aber nun gab es endgültig keinen Grund mehr, wieso sie sich mit mir beschäftigen sollten.

Und vielleicht war ich eine winzige Spur erleichtert, wieder in mein Leben der Bedeutungslosigkeit abzusinken. Es hatte mir nicht gut getan, plötzlich einen Sinn zu haben – das war mir entschieden zu stressig und anstrengend. Zurück an der Universität würde ich mich wieder mit all diesen Fächern auseinandersetzen, die mich hoffnungslos überforderten und nicht mit der Lösungsfindung einer Aufgabe, die zu groß für mich war.

Ich würde endlich wieder verstehen, was die Leute um mich herum sagten – wenn das kein Pluspunkt an dieser gesamten Situation war, dann wusste ich auch nicht. Und es war ja nicht so, als dass Bangtan mir verlorenginge. Sie existierten immer noch; unabhängig von mir, unabhängig davon, ob es mir erlaubt war, mit ihnen zu sprechen.

Es war wahrscheinlich wirklich der bestmögliche Ausgang, der sich finden ließ.

Und Namjoon... ich wusste nicht einmal, ob ich traurig war, ihn zurückzulassen. Nicht nach dem, was der Labelchef mir über ihn erzählt hatte. In gewisser Weise war ich erleichtert, herauszufinden, dass sein Interesse an meiner Person nur an der Tatsache gelegen hatte, dass ich ein aktiver Feind in ihrer Mitte war – jemand, den man sofort entschärfen musste wie eine Bombe. Ich war... entlastet zu wissen, dass er seine Pflicht so ernst nahm. Genau das erwartete man sich von einem selbstlosen Leader wie ihm.

Ich... war nicht einmal wirklich wütend auf ihn. Nur auf mich. Dass ich tatsächlich geglaubt hatte, er könnte dies nicht nur aus Pflichtgefühl tun. Wie groß war meine Selbstüberschätzung?

Hurricane TortillaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt