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Verzweifelt versuchte ich mein Handy aus der Hosentasche zu ziehen und schaffte es nach ein paar Sekunden. Ich schluchzte vor mich hin und konnte mich einfach nicht mehr beruhigen. Es würde sowieso nichts bringen Mario jetzt anzurufen, deshalb wählte ich Neles Nummer.

Als ich fast schon wieder auflegen wollte, weil sie nicht dran zu gehen schien, meldete sie sich doch. „Hey Süße, hast du es ihm erzählt?'' wollte sie direkt wissen, während ich versuchte mich in den Griff zu bekommen. Ich atmete drei Mal tief durch und begann dann zu reden, ''ja habe ich. Störe ich gerade? Ich meine hast du Zeit?'' fragte ich und ließ mir erst mal nichts anmerken, ''nein, du störst nicht, für dich habe ich immer Zeit, das weißt du doch! Und wie hat er reagiert?'' wollte sie wissen, aber jetzt war es wieder um mich geschehen. Ich fing wieder an zu schluchzten und die Tränen liefen wieder wie Wasserfälle, ''er ist weg'' sagte ich kaum hörbar, ''was meinst du mit „er ist weg"? Süße, beweg dich nicht vom Fleck, bin sofort bei dir'' sagte sie und legte auf. Würde Mario heute überhaupt noch nach Hause kommen?

Marios Sicht:

Ich hatte vielleicht ein klitzekleines bisschen überreagiert, okay ich sollte ehrlich sein, ich hatte total überreagiert. Ich beschleunigte meine Schritte, um die Runde um den Block, die ich begonnen hatte, zu Ende zu führen, denn ich musste mich abreagieren. Ich hielt es einfach in dem Moment nicht mehr aus, es wurde alles zu viel für mich. Eigentlich meinte sie es ja nur gut, aber ich war vielleicht einfach zu versteift auf dem Gedanken, dass sie wirklich schwanger sein könnte.

Für mich wäre das ja auch alles so einfach gewesen, immerhin war ich nicht derjenige, der 9 monatelang mit unserem kleinen Kind im Bauch herumlaufen musste. Natürlich würde ich immer für sie da sein, sie immer unterstützen wo ich nur konnte, doch im Endeffekt, blieb sie trotzdem diejenige, die unser Baby im Bauch hatte. Sicher war das total anstrengend und eine totale Einschränkung in ihrer gerade erst richtig begonnenen Fußballkarriere. Es war einfach nicht fair von mir so zu reagieren, aber trotzdem fand ich immer noch, dass sie mich hätte fragen können, ob ich zum Arzt mitkommen möchte oder mir wenigstens davon erzählen, immerhin geht es um unserer Kind. Ich liebte diese Frau und niemals, wirklich niemals könnte ich mir noch ein Leben ohne sie vorstellen und ehrlich gesagt, hatte ich keine Ahnung, warum ich vorhin zu ihr gesagt hatte, dass es für mich vielleicht gar keinen Sinn mehr gab, mit ihr zusammen zu sein. Es stimmte nämlich nicht, ganz und gar nicht. Ich war einfach zu wütend gewesen und wollte ihr zeigen wie verletzt ich war, aber das hätte ich nicht tun dürfen!

Ich ging die Treppen in unserem Mehrfamilienhaus hoch und überlegte, wie ich das von vorhin wieder gut machen konnte, denn ich liebte sie so sehr und wollte mich nun für mein Verhalten entschuldigen. Ich schloss die Tür auf, zog meine Schuhe aus und hängte meine Jacke an die Garderobe, während ich Stimmen wahr nahm.

Dann ging ich ins Wohnzimmer und sah Sarah und Nele auf dem Sofa sitzen, während Sarah verweint aussah und Nele sie tröstete. Sarah bemerkte mich gar nicht, doch Nele sah mich nachdenklich und misstrauisch, aber auch sauer zugleich an. Ich ließ mich neben Sarah auf das Sofa nieder und und legte sofort beide meiner Arme um sie, damit ich sie fest an mich drücken konnte. Sie vergrub ihren Kopf in meiner Strickjacke und in meiner Brust, während ich sie einfach nur festhielt und ihre Nähe genoss. So blieben wir eine ganze Weile und ich küsste sanft ihr Haar, doch nach einiger Zeit, hob ich vorsichtig ihr Kinn an, sodass sie mich ansah. Ihre Augen sahen verweint aus und wir schauten einander in die Augen, in denen ich mich total verlor. Sie raubte mir immer noch genau so sehr den Atem wie bei unserer ersten Begegnung, wenn nicht sogar mehr.
„Schatz ich,-'' sagten wir beide gleichzeitig, ''darf ich anfangen?'' fragte ich sie leise und küsste kurz ihre weichen Lippen, sie nickte, ''ja'', sagte sie mit einer kratzigen Stimme.

''Ich lass euch zwei dann alleine, aber wehe ihr sprecht euch jetzt nicht aus, dann werde ich böse, okay? Okay! Bis morgen ihr Süßen'' lächelte sie und ließ uns dann allein.

''Schatz, es tut mir leid, ich hätte nicht so reagieren dürfen, ich hab total überreagiert. Ich war vielleicht einfach zu vorschnell, es tut mir leid Schatz! Ich wollte dich nicht so anfahren, ich verspreche dir, dass das nicht wieder vorkommt. Wir beide sind gerade sehr erfolgreich und das ist auch gut so, irgendwann werden wir zu alt dafür sein und dann haben wir noch eine Menge Zeit für eine Familie. Ich liebe dich Sarah und ich will mit dir, nur mit dir meine Zukunft verbringen, in der erst dann Kinder vorkommen, wenn wir beide bereit dazu sind. Und das letzte was ich zu dir gesagt habe, ist nicht wahr. Ich war einfach nur so wütend in dem Moment, dass ich nicht mehr richtig nachgedacht habe. Ich liebe dich mein Schatz und ich möchte dich nie verlieren, denn du bist die eine die ich will. Das war gestern so, dass ist heute so und das wird nicht nur morgen, sondern immer so sein'' sagte ich liebevoll und strich ihr währenddessen sanft über die Wange, während ich sie in meinen Armen hielt.

''Mario, es ist okay! Ich hätte es dir einfach sagen sollen. Wir sind schon so lange zusammen und ich möchte mit dir alt werden und irgendwann mit dir Kinder bekommen. Aber dann wenn es Zeit dafür ist und das haben wir definitiv im Moment nicht. Es tut mir auch leid, ich wollte dich wirklich nicht enttäuschen, beim nächsten Mal wird alles anders, das verspreche ich dir! Ich sage dir Bescheid, wann immer die Möglichkeit besteht, dass ich schwanger sein könnte. Ich liebe dich auch Schatz und das alles will ich auch, nur mit dir'' wimmerte sie, ''Shhh, alles gut Schatz, lass uns das bitte vergessen. Ich liebe dich so sehr Süße, aber versprichst du mir noch was?'' fragte ich und drückte sie an mich. „Was denn?'' hörte ich ihre durch meine Jacke gedämpfte Stimme sagen, ''wir fahren direkt morgen zum Arzt und du lässt dich untersuchen? Ich möchte nicht länger unwissend darüber sein, was die Ursachen für diese Schübe sind'' schlug ich ihr vor, ''okay, aber nur wenn du mitkommst'' sagte sie und drückte mich, ''versprochen mein Schatz'' sagte ich und küsste sie daraufhin liebevoll.

An diesem Abend gingen wir früh ins Bett. Ich liebte dieses Gefühl, mit Sarah in meinem Arm einzuschlafen, ihren Duft zu riechen und ihre Haut und Wärme zu spüren.

Sarahs Sicht:

Bei meinem Arzt angekommen gingen wir zur Rezeption, ''Hallo, einmal bitte zu Herrn Dr. Nieberger'' sagte ich und kramte schon nach meiner Krankenkassenkarte, ''alles klar, Ihre Karte bitte'' sagte die Frau hinter dem Empfang, ''dann können Sie noch kurz im Wartezimmer platz nehmen'' fügte sich noch hinzu, nachdem sie mir die Karte zurück gegeben hatte.

Wir setzten uns wortlos ins Wartezimmer, während Mario meine Hand hielt und sie leicht streichelte, ''woran denkst du Liebling?'' fragte er mich nach einer Weile und lehnte seinen Kopf an meinen, ''daran was ist, wenn es etwas schlimmes ist'' antwortete ich ihm und vergrub meinen Kopf in seiner Schulter, ''Schatz, so lange wir nicht wissen was es ist, brauchst du dich nicht verrückt zu machen. Es wird schon nichts schlimmes sein und wenn dann kriegen wir das zusammen auch hin, ich bin immer für dich da'' sagte er und strich mir über den Rücken.

''Machen Sie bitte Ihren Arm frei'' sagte der Arzt und in dem Moment wusste ich, dass er mir nun Blut abnehmen würde. Ich tat was er mir sagte und lehnte mich an Mario, ''ich bin bei dir'' sagte er und drückte mir, einen langen zärtlichen Kuss auf den Mund, sodass ich gar nicht richtig mitbekam, wie der Arzt mir das Blut abnahm. Er wusste wie sehr ich Krankenhäuser, Spritzen, Nadeln und alles was dazugehörte hasste, deshalb lenkte er mich Gott sei Dank ab.

''Ich werde Ihnen Bescheid geben, sobald ich die Ergebnisse erhalten und ausgewertet habe, bis dahin trinken Sie möglichst viel und gönnen sich eine Pause'' sagte Dr. Nieberger noch, schüttelte Marios und meine Hand und verließ dann den Raum, ''ja vielen Dank'' sagte ich noch schnell und zog meine Jacke wieder an, ''mein tapferes Mädchen'' sagte Mario stolz, ''ohne dich wäre das längst nicht so einfach gewesen!'' sagte ich und fiel ihm um den Hals, ''ich liebe dich'' sagte er und hob mich hoch, ''ich dich auch du Traummann'' grinste ich, ''Traumfrau'' entgegnete er mir danach und wir küssten uns leidenschaftlich.

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