Die Tür des Hauses klemmte etwas. Aber ansonsten sah es nicht allzu schlimm aus. Der Strom und das Wasser funktionierten noch. Es musste nur etwas Staub beseitigt werden. Ihre wenigen Möbel waren schnell aufgebaut und alles, was sie sonst brauchte, war im Haus.
Im Wohnzimmer gab es einen Kamin, den sie anzündete. Bald war es schön warm und es wirkte wieder, als würde hier jemand leben. Erst da wurde Marika bewusst, wie sehr sie ihre Oma vermisste.
Gegen Mittag bekam sie Hunger und sie beschloss, einkaufen zu gehen. Vorher schaute sie am Friedhof vorbei. Es war seltsam, auf einem der Grabsteine den Namen Heinrich Dorner zu lesen. Er war trotz seines hohen Alters immer ein sehr aufgeweckter, freundlicher Mann gewesen.
Die Apotheke hatten er und sein Bruder vor etwa siebzig Jahren eröffnet, einfach nur, weil sie den Menschen helfen wollten. Das hatte sie immer an ihm bewundert. Sie hatte ihn nicht so gut gekannt und dennoch wollte sie ihn stolz machen.
Genau wie ihre Oma Wren.
Entschlossen verließ sie den Friedhof wieder.
Zu Hause schnitt sie gerade etwas Gemüse für eine Suppe, als es an der Tür klingelte. Sie erwartete, einen alten Bekannten oder Nachbarn. Aber stattdessen lag da nur ein kleines Geschenk in dunkelblauen Papier und mit silbernem Band auf der Fußmatte.
Niemand, der es dort abgelegt haben könnte, war zu sehen. Neugierig hob sie es hoch. Kein Absender oder Empfänger. Sie stellte es auf den Küchentisch und musterte es genau.
Es sah wie ein normales Geschenk aus. Aber warum sollte ihr jemand etwas schenken. Noch dazu, es einfach auf der Fußmatte ablegen und weglaufen?
Sie hatte ein seltsames Gefühl dabei. Irgendeine Art Instinkt, der sie dem gegenüber misstrauisch machte. Sie schob ihre absurden Bedenken beiseite und nahm das Papier und das Band ab.
Eine nachtschwarze Schachtel kam zum Vorschein. Vorsichtig hob die den Deckel an. Der Boden war mit schwarzem Samt bedeckt und darauf lange eine dünne, goldene Kette, an deren Ende ein Medaillon baumelte. Es war rund und flach wie eine Münze und auf der Oberfläche war eine Nelke und ein Spruch eingraviert. Rosawe l Riquewa
Das hörte sich nicht nach einer echten Sprache an und auch als sie ihn im Internet eingab, fand sie keine Ergebnisse. Seufzend betrachtete sie die Schachtel und sah einen kleinen Zettel auf der Unterseite des Deckels kleben.
Verehrte Marika,
Es ist schön, dich wieder bei uns zu haben.
Die Kette ist ein Geschenk.
Wir wünschen dir noch einen wundervollen Tag.
Keine Signatur. Und wer war wir? Na ja, zumindest war die Kette schön. Sie legte sie um und einen Augenblick lang schnürte es ihr die Kehle zu, dabei war die Kette doch gar nicht so eng.
Sie machte sich wieder ans Kochen. Sie konnte es sich auch nur eingebildet haben, aber ständig hatte sie dabei das Gefühl, als würde der Anhänger auf ihrer Haut brennen. Vielleicht kam die Hitze auch nur von dem Kochtopf.
Aber so richtig zufrieden wollte sie sich mit dieser Erklärung nicht geben.
*****
Um ein wenig runterzukommen, ging sie nach dem Essen Richtung Wald. Dort war es zumindest schön kühl. Die Sonne schien durch die Baumkronen und warf so Schatten auf den erdigen Boden.
Vögel zwitscherten und ließen den Moment perfekt wirken.
Bis sich eine Hand auf ihre Schulter legte.
Erschrocken schrie sie auf und fuhr herum. Ein junger Mann sah sie grinsend an. Hatte er sich etwa angeschlichen? "Verzeihung, ich wollte Sie nicht erschrecken."
"Haben Sie aber.", erwiderte sie bissiger als gewollt. Wie hatte er nur so leise sein können? Sie hatte ein gutes Gehör, aber weder Schritte noch Atem vernommen!
"Egal, kann ich Ihnen helfen oder so?" Er grinste immer noch und ging einfach weiter, was Marika dazu zwang, ihm zu folgen. "Ich wollte Sie lediglich begrüßen, Fräulein Winters. Sie sind gerade erst hergezogen." Fräulein? Er sah nicht sehr viel älter als sie aus.
"Danke. Das hat sich wohl schnell rumgesprochen." Er lachte viel zu laut. "Sie wissen doch, Ihre Großmutter war in Rabensdorf eine hoch angesehene Frau. Und Ihre Mutter wurde bis zu ihrem Umzug auch von allen sehr gemocht."
"Mhm... Jedenfalls danke für ... die Begrüßung." Er kicherte wie ein kleiner Junge, was ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Sie wagte es rasch, ihn genau zu mustern.
Er war normal, wenn auch etwas dunkel, gekleidet. Seine goldenen Locken waren kurz geschnitten und seine Zähne glänzten geradezu. Nur seine Augen irritierten sie. Sie waren nicht nur dunkel wie ihre eigenen, sondern pechschwarz. Sie konnte keine Iris erkennen.
Unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück, was ihm nicht entging. Er lachte nochmal und gluckste dabei sogar, als säße er in einem Kabarett. "Oh, Fräulein Winters. Vor mir brauchen Sie sich doch nicht zu fürchten."
Er betonte das mir so, dass es ihr eine Gänsehaut bescherte, eher er weiterging. Marika murmelte ein "Wiedersehen" und rannte förmlich zurück.
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Der Zauberlehrling (Storyadaption)
FantasíaNachdem sie ihren alten Job verliert, ihre Großmutter stirbt und sie aus ihrer Wohnung geschmissen wird, will die 18-jährige Marika in einem kleinen Dorf in den Bergen ein neues Leben beginnen. Nach einigen Rückschlägen findet sie Arbeit bei dem jun...