Neunzehn

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Marika schlief die Nacht davor nicht besonders gut. Noch im Morgengrauen wollten sie ihren Plan durchziehen. Sie hatte zwar Angst, aber sie war es nicht, die sie wach hielt. Es war die Unsicherheit, wie es danach weitergehen sollte.

Jared hatte ihr erzählt, dass die Polizei nur auf so eine Gelegenheit wartete, um die anderen endlich festzunehmen, doch solange sie Zauberer waren, war das unmöglich.

Sie hatten Angst und Marika konnte das verstehen. Hatte sie anfangs auch gehabt. Das Vertrauen in Jared und die anderen ließ sie einfach den nötigen Mut aufbringen.

Trotzdem fand sie selbst um halb zwei noch keinen Schlaf und stand stattdessen auf. Die Dachkammer hatte ein kleines Fenster. Sie genoss die kühle Luft und betrachtete gedankenverloren die Sternbilder.

Erst, als sie an der Seite eine Bewegung wahrnahm, drehte sie den Kopf. Sie hatte Angst, dass es wieder Florian oder einer der anderen Jäger war, aber sie erkannte Jared im Dunkeln, der auf dem Dach saß.

"Jared?", fragte sie verdutzt. "Was machst du denn da draußen?" Er schien sie erst jetzt zu bemerken und balancierte beinahe schwerelos über die Dachziegeln zu ihr. "Ich versuche, einen klaren Kopf zu kriegen. Und du?"

"Ich auch. Schätze ich. Es ... es ist einfach alles gerade ein bisschen zu viel für mich, verstehst du?" "Vielleicht besser als jeder andere.", murmelte er abwesend. Vielleicht hab ich mich deshalb in dich verliebt, schoss es ihr durch den Kopf.

"Hey, Jared..." Sie streckte ihre Hand aus und er ergriff sie. "Wir passen ziemlich gut zusammen, oder?" Er lächelte, hatte aber einen ernsten Ausdruck in den Augen. "Manchmal denke ich, besser, als mir lieb ist."

"Was meinst du?" Er seufzte und kletterte durch das Fenster zu ihr in die Dachkammer. "Du hast gesagt, dass wir gegenseitig auf uns aufpassen würden. Aber in meiner Nähe wird es immer gefährlich sein. Diese Zauberer werden das nicht einfach so hinnehmen. Ich werde darum immer Angst um dich haben. Und auch um Chalid und Saphira."

Der Besen, der die ganze Zeit über still in der Ecke gelehnt hatte, klopfte nun beleidigt und stahl Jared ein leises Lachen. "Um dich natürlich auch, alter Freund." "Wir werden uns auch immer um dich sorgen. Aber das ist in einer Familie nun mal so. Wenn man sich..."

Ihre plötzliche Verlegenheit und die brennenden Wangen brachten Jared zum Lachen. "Wenn man sich liebt, wolltest du sagen?" Statt eine Antwort von ihr zu erwarten, küsste er sie lange und Marika vergaß, warum sie sich eigentlich gesorgt hatte.

Ihre Freunde und vor allem Jared waren für sie da, und das war doch alles war zählte. Oder?

*****

Als die Sonne aufging, tranken alle von dem Lirnes-Saft. Sekunden darauf sah Marika niemanden mehr, nicht mehr ihre eigene Hand. "Okay, ich bin der Einzige, der euch jetzt noch sehen sollte.", erklärte Jared und die anderen stimmten zu.

"Wir gehen jetzt gemeinsam zur Lichtung und du, Marika, sagst auf dem ganzen Weg den Fluch auf. Wiederhol ihn einfach immer wieder, bis wir da sind. Wir zählen so schnell es geht und auf unser Zeichen hin, sagst du den zweiten Fluch, okay?"

Sie sah natürlich niemanden, aber starrte einfach entschlossen in die Richtung, in der sie Jared vermutete. "Okay!" Sie hörte ein Lachen.

"Ich stehe hinter dir.", sagte er und sie wurde auch schon herumgedreht und spürte warme Lippen auf den ihren. Für das, dass sie augenscheinlich die Luft küsste, fühlte es sich verdammt gut an.

"Pass auf dich auf. Wir sind immer in deiner Nähe.", versprach er und sie nickte. "Lass uns ein paar Zauberer verfluchen."

Der Zauberlehrling (Storyadaption)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt