Dreizehn

155 14 18
                                    

Allen klappte der Mund auf. Aus Chalids tropfte ein kleiner Feuerfunken, der glücklicherweise auf der brandfesten Arbeitsplatte landete. Der Besen zuckte erschrocken zurück und klopfte wild mit dem Stiel gegen die Wand wie bei einem Warnsignal.

Marika fand als Erste ihre Fassung wieder. "Nein, Jared. Das mache ich nicht." "Es geht nicht anders. Wenn wir den Leuten nur so helfen können, dann mach es einfach." "Nein! Ich verfluche dich ganz bestimmt nicht!" Tränen der Verzweiflung stiegen ihr in die Augen.

Saphira breitete ihre zarten Flügelchen aus und erhob sich. "Leute, ich glaube, wir sollten die beiden kurz allein lassen." Chalid grummelte etwas, folgte ihr aber. Der Besen klopfte nochmal gegen die Wand, eher sich die Tür hinter den dreien schloss.

Jared sackte auf dem Stuhl zusammen und fuhr sich durch die Haare. "Mach es einfach, Marika.", wiederholte er und klang nun deutlich erschöpfter. "Nein heißt Nein! Ich verfluche niemanden. Schon gar nicht dich, Jared!" Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.

"Jetzt sei nicht immer so eine Heulsuse! Du wolltest helfen, also mach das auch! Sonst bist du doch zu nichts gut!" Er hielt inne und schien erst in der Sekunde darauf begriffen zu haben, was er soeben gesagt hatte.

"Marika..." Sie stand mit feuchten Augen auf und wollte an ihm vorbei durch die Tür, aber er stellte sich davor. "Marika, bitte. Ich wollte nicht-" "LASS MICH VORBEI!", schrie sie, aber er rührte sich nicht.

"Ich hätte das nicht sagen sollen.", gab er ruhig zu. "Glaub mir, das Letzte was ich wollte, war dich zu verletzen." Sie wollte ihm eine Ohrfeige verpassen, ihn genauso verletzen, aber er hielt ihr Handgelenk fest. Vorsichtig zog er sie in eine Umarmung und dann brachen die Tränen endgültig aus ihr heraus.

"Es tut mir leid, Marika. Ich schwöre, ich rede nie wieder so mit dir." "Du hattest Recht!", kreischte sie beinahe. "Ich bin doch zu nichts zu gebrauchen! War ich noch nie!" Er schob sie sanft aber bestimmt etwas von sich weg.

"Das ist nicht wahr und das weißt du!" "Ach ja? Und was hab ich bis jetzt bewirkt, außer ein Glas kaputt zu machen?" "Du hast dafür gesorgt, dass sich ein verbissener, einsamer Zauberer öffnet.", sagte er mit einem Lächeln und wischte ihr mit dem Daumen eine Träne weg.

"Hey, wir kriegen das irgendwie hin. Du kriegst das hin." "Woher willst du das wissen?" "Na ja, sonst hätte ich mir den falschen Zauberlehrling ausgesucht." Er hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen, eher er sie losließ.

Sie brummte. "Was?", fragte er lachend. "Jetzt fällt es mir noch schwerer, dich zu verfluchen."

*****

Marika nahm sich alle Bücher mit nach Hause, in denen Flüche notiert waren. Sie konnte kaum glauben, dass es so etwas wirklich gab. Oder dass sie tatsächlich jemanden verfluchen konnte.

Es gab alles von ewigen Unglück bis zu einem qualvollen Tod. Aber nichts Harmloses, das sie Jared anhängen konnte. Nervös kaute sie auf ihrem Bleistift herum.

Es musste doch eine Lösung geben. Es gab immer eine.

Irgendwann brauchte sie frische Luft. Seufzend riss die Fenster auf und sog gierig die kühle Nachtluft ein. Lange stand sie nur da und dachte nach.

Als sie die Fenster wieder schließen wollte, tauchten zwei Gestalten am Himmel auf. Erst bei genauerem Hinsehen erkannte sie Chalid und Saphira, die es sich auf der Fensterbank gemütlich machten.

"Was kann ich für euch tun?", fragte sie und ließ sich in einen alten Ledersessel sinken. "Es geht um Jared.", murmelte Chalid. "Ihm geht das Ganze ziemlich an die Nieren.", erklärte Saphira weiter. "Was meinst du?" "Marika, Jared war immer ein Einzelgänger. Wir haben nur einfach in die Apotheke gehört und somit auch zu ihm. Eher ist so eigentlich nie jemandem zunahe gekommen. Aber dann warst du da und er ... er mag dich sehr. Es hat ihm schon nicht gepasst, wenn wir uns mit den Zauberern angelegt und uns eingemischt haben. Aber du ... er macht sich Sorgen um dich. Um uns alle."

"Und was soll ich eurer Meinung nach tun? Aus dem Dorf wieder verschwinden, damit er eine Sorge weniger hat?" "Das würde ihm nur noch mehr wehtun.", sagte Chalid trocken. Saphira gab ihm einen Klaps, was er bei ihrer Größe nicht mal mitbekam.

"Rede mit ihm! Beweis ihm, dass wir auf uns selbst aufpassen können!" Chalid erhob sich ohne ein Wort des Abschieds in die Luft. "Wir wollen dich nicht unter Druck setzen, Marika.", meinte Saphira leise.

Sie ging zu der Fee hinüber und lächelte. "Wir kriegen das hin. Versprochen."

Der Zauberlehrling (Storyadaption)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt