Achtzehn

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Der große Lichtung am Waldrand war einfach perfekt! Hier konnte sie alle Zauberer herlocken und ihre Freunde konnten zwischen den Bäumen auf sie aufpassen. "Ein wirklich geeigneter Ort.", stimmte auch Saphira ihr zu.

"Dann haben wir das auch erledigt. Aber eine Frage hätte ich trotzdem." "Und zwar?" "Wenn ich allen Zauberern in Rabensdorf ihre Kräfte nehme ... ist dann nicht auch Jared davon betroffen?" Die Fee schüttelte den Kopf.

"Flüche sind zwar ein Tauschgeschäft, ein sehr grausames, wenn du mich fragst, aber der Vorteil liegt darin, dass man nur diejenigen verflucht, die man auch verfluchen will. Wenn du dir überlegst, dass du alle Zauberer auf dieser Lichtung verfluchen willst, außer Jared, dann wird es auch so sein. Wie gesagt, Flüche sind trickreich aber fair. Wie ein Pakt mit dem Teufel."

"Willst du damit sagen, wenn ich einen Fluch ausspreche, gebe ich damit dem Teufel ein Versprechen?", fragte Marika halb belustigt, halb besorgt. "Nein, ich denke nicht. Die Menschen haben Zauberer immer mit dem Teufel in Verbindung gebracht, aber es gibt eindeutige Beweise dafür, dass die Magie aus ihrer DNA entsteht und nicht aus irgendwelchen höllischen Kräften."

*****

Noch am selben Abend bereiteten sie alles vor. Marika half Jared bei ein paar Mischungen, darunter eine, die sie alle unsichtbar machen sollte. "Gibt es bei dem Lirnes-Saft nicht einen Haken?", fragte Chalid, nachdem er sich zu den beiden gesellt hatte.

"Was meinst du?" "Na ja, wenn ein Zauberer wirklich erfahren ist, kann es sein, dass er dich trotzdem sieht.", erklärte Jared zähneknirschend. "Aber die meisten hier sind nur hirnlose Tyrannen, die als Baby wohl mit den falschen Kräften zur Welt gekommen sind."

"Und was ist mit Florian?", warf Chalid ein. "Ist das der, der bei ... bei mir im Haus war?" Jared nickte langsam und seine Augen funkelten vor Wut. "Mach dir keine Sorgen, um den kümmere ich mich." Er sagte das mit solchem Hass in der Stimme, dass Marika die Luft anhielt. Dann fiel ihr etwas ein.

"Jared, hat er etwas mit deinen Albträumen zu tun?" Als er nicht regierte, trat Chalid direkt unter seinen Blick. "Sie muss es irgendwann erfahren.", sagte der Drache leise und mit einer bisher unbekannten Sanftheit. Jared seufzte schwer und stützte sich mit beiden Händen an der Theke ab.

"Du hast Recht." Er sah Marika kurz mit traurigem Blick an. "Du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst.", bot sie an, aber er schüttelte den Kopf.

"Schon gut. Es hat in unserer Kindheit angefangen. Florian war schon immer voller Hass und hatte andere magiebegabte Kinder dazu gebracht, mit ihm die normalen Leute zu terrorisieren. Die Einzigen, die er nicht beeinflussen konnte, waren ich und ... mein Bruder Jakob."

Marika holte scharf Luft, da sie ahnte, was nun folgen würde.

"Jedenfalls gab es zwischen uns immer wieder kleine Kämpfe und das hörte trotz teilweise schwerer Verletzungen nicht auf, bis ins Erwachsenenalter. Jakob wollte das mit einem Gespräch beenden. Aber Florian wollte nicht reden." Er machte eine Pause, als würde er mit seinen Erinnerungen schwer ringen.

"In der ersten Sekunde, in der er schutzlos war, hat Florian ihm ein Messer in den Rücken gerammt. Kein Heilzauber hat ihn mehr retten können." Marika legte ihm eine Hand auf den Arm. "Jared, das..." "Das war noch nicht alles!", fauchte er, aber Marika wusste, dass seine Wut nicht sie betraf.

"Jahre später hat er dasselbe mit meinem Lehrmeister gemacht." "Herr Dorner? Ich dachte, er wäre vor einem Jahr verstorben." Jared lachte bitter auf. "Ist er auch. Florian hat ihn umgebracht. Darum ist mir nicht wohl bei der Sache. Marika, wenn ich meinen Bruder und meinen Lehrmeister nicht beschützen konnte, wie soll ich dann..."

Wie soll er dann sie beschützen?

"Du musst nicht immer alle beschützen, Jared.", sagte sie leise und doch bestimmt. "Ich hab dir versprochen, dass wir das gemeinsam schaffen. Wir passen aufeinander auf. Und dann werden wir das alle auch heil überstehen."

Er zog sie seufzend in eine Umarmung und Marika wusste in diesem Moment, dass sie um keinen Preis auf der Welt aufgeben wollte.

Der Zauberlehrling (Storyadaption)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt