Dreiundzwanzig

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Plötzlich passierte alles wie in Zeitlupe. 

Frau Rosenberg ließ das Schwert fallen und sah geschockt auf ihre Hände, als könnte sie nicht glauben, was sie gerade getan hatte. Jared rannte zu ihr hinüber und murmelte irgendwelch Formeln, die sie sowieso nicht kannte.

Der Schmerz und das verzweifelte Ringen nach Luft nahmen sie auch viel zu sehr in Beschlag. Sie spürte die Magie eines Heilzaubers, die sie durchfuhr, aber die Welt wurde immer wieder dunkler, bis sie dachte, sie würde es nicht mehr schaffen. 

Sie lehnte den Kopf leicht zur Seite und sah verschwommen Chalid, der die bewusstlose Saphira auf seinem Rücken trug. Sie musste trotz der starken Schmerzen lächeln. Ihre Freunde waren vielleicht verletzt, aber am Leben. 

Und die Zauberer hatten keine Magie mehr. 

Alle außer Jared, der immer noch versuchte, sie vor dem Tod zu bewahren.

"Marika, bitte!", flehte er. "Du hast gesagt, dass alles gut wird! Alles stirb jetzt verdammt nochmal nicht!" 

Sie wollte ja auch nicht sterben. Aber wer hatte schon das Sagen was Leben und Tod betraf? Was nützte es ihr, nicht sterben zu wollen? 

Wieder spürte sie die Magie, die sie durchfuhr. Und als sie die Augen ganz schließen wollte, weil sie spürte, wie die Dunkelheit endgültig nach ihr griff, passierte etwas Seltsames.

Der nächste Magiestoß schien sie ... zu befreien. Als hätte sie nicht nur durch die Flüche, sondern auch schon ihr ganzes Leben eine Krankheit in ihr befunden, die nun von einem warmen Windhauch davongetragen wurde. 

Sie hatte auf einmal das Gefühl, die Luft der gesamten Welt in sich aufnehmen zu können und fuhr wie vom einem Blitz des Lebens getroffen, hoch. 

"Marika!", rief Jared erleichtert und zog sie fest an sich. "Ich dachte ... ich dachte wirklich, ich hätte dich verloren." Als er sie küsste, spürte sie seine Erleichterung und wie viel sie ihm bedeutete. Und wisst ihr was? Er bedeutete ihr genauso viel, da war sie sich sicher. 

"Tut mir leid.", murmelte sie in seinen Mantelkragen. "Ich hätte dir von den Nebenwirkungen der Flüche erzählen sollen. Ich vertraue dir, Jared. Das tue ich wirklich."

"Ich wusste nicht, ob ich dir vertrauen kann.", gab er zu. "Ich wollte wissen, ob du dein Versprechen einhalten kannst, dass alles gut wird. Du lebst. Du hast es eingehalten. Darum weiß ich, dass ich dir bedingungslos vertrauen kann, Marika." 

Die Sonne war inzwischen ganz aufgegangen und morgendlicher Nebel zog sich über die Landschaft. Die ehemaligen Zauberer hatten sich wie Florian verzogen, aber das war nicht schlimm.

Sie würden ihre Strafe bekommen, genau wie Frau Rosenberg, die mit weit aufgerissenen Augen an einem Baum lehnte. 

Jeder würde aus diesem Morgen lernen und als Marika in Jareds Armen und mit Chalid und Saphira neben ihr dasaß und die Felder und Berge beobachtete, wusste sie, dass dieser Ort ihr Zuhause war.

Der Zauberlehrling (Storyadaption)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt