Kapitel 41: Der Ja-Sager/Der Nein-Sager (Ash)

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Das weiße Bücherregal, vollgestellt mit allen möglichen Büchern über berühmte Designer und Models war stets das erste was ich nach dem Aufwachen erblickte. Und oft genug konnte ich beobachten wie die Sonne kleine Lichtpunkte auf den hellen Holzfußboden in Raquels Wohnzimmer malte.

Ich war jetzt seit fast drei Wochen hier und wachte Morgen um Morgen auf Raquels  blauem Sofa von neuem auf. Schon wenige Stunden nach meiner Ankunft hier hatte Raquel mir ihr Bett zum Schlafen angeboten, während sie dann wohl hier nach drüben ins Wohnzimmer umgezogen wäre. Aber ich hatte abgelehnt. Auf diesem Sofa schlief man auch ganz wunderbar und ich wollte wirklich niemandem sein Bett wegnehmen, am allerwenigsten Raquel.

Ich richtete mich schließlich auf und schob die Decke von meinem Körper. Kurz blieb mein Blick auf dem Wohnzimmertisch vor mir hängen. Noch gestern hatte sich auf diesem Tisch ein großer Teller mit Sushis befunden, von denen mir Raquel großzügig eine ganze Menge überlassen hatte. Es hatte ihr nichts ausgemacht, dass ich fast den ganzen Teller allein aufgegessen hatte. Neben dem jetzt leeren Teller lag ein Buch über die neuesten Kollektionen von Louis Vuitton, Raquel konnte stundenlang dasitzen und mir geduldig eine Tasche nach der anderen aus diesem Buch zeigen die sie ihrer Ansicht nach „wunderschön“ fand. Und ich konnte geduldig dasitzen und ihr zuhören, auch wenn es mich nicht großartig interessierte. Ich musste kurz an Tim denken. Obwohl er auch modelte wäre er nie auf die Idee gekommen mich über neueste Taschenkollektionen zu zu labern. Er war eben nicht so modeverrückt wie Raquel.

Ich erhob mich, nahm den leeren Teller vom Tisch und brachte ihn in die Küche wo ich ihn in die Spülmaschine stellte. Wenn Raquel schon so großzügig war und mich bei sich wohnen ließ wollte ich mich wenigstens etwas am Haushalt beteiligen.

Wie eigentlich schon erwartet war Raquel wiedermal vor mir wach. Das war sie eigentlich fast immer. Während ich mich also noch ein dutzend Mal auf ihrem Sofa hin und her rollte war sie schon längst auf den Beinen. Und meistens wusste ich auch wo ich sie finden konnte wenn ich sie hier in der Wohnung nicht entdecken konnte.

Ich fand sie wie erwartet im Garten, mitten auf dem Rasen, wo sie auf dem Bauch lag, sich ihre Füße hinter den Kopf geklemmt hatte und sie mit ihren Händen festhielt. So verharrte sie jetzt. Für mich sah das stets immer nach einer schmerzvollen Verrenkung aus, aber es war tatsächlich Yoga was Raquel hier jeden Morgen praktizierte. Es war eigentlich immer ganz interessant zu sehen in welcher „Verrenkung“ sie sich als nächstes befinden würde, auch wenn ich nicht wusste warum sie der Meinung war diese Übungen würden „entspannend“ auf sie wirken. Würde ich das machen kämen bei mir mit Sicherheit nur schmerzende Knochen heraus. Auch wenn Raquel mir einmal ein paar leichte Übungen gezeigt hatte und gemeint hatte danach wäre ich wesentlich entspannter als vorher.

Raquel löste sich jetzt aus ihrer Pose und bemerkte mich. Sie lächelte mich kurz an. „Ich bin hier gleich fertig, dann können wir frühstücken.“, rief sie mir noch zu bevor sie ihre Füße wieder in die Luft erhob und sich auf den Kopf stellte. Unglaublich, diese Gelenkigkeit.

Kurze Zeit später stand sie wieder mit beiden Beinen auf dem Boden und kam auf mich zu. Ich bemerkte, dass sie sich noch nicht geschminkt hatte und dieser Anblick war recht ungewöhnlich für mich. In den ersten Wochen hier hatte sie noch sehr genau darauf geachtet sich mir nicht ungeschminkt zu zeigen, wahrscheinlich musste sie sich erst daran gewöhnen, dass wir uns beide auch manchmal nun mit müden Gesichtern und vom Schlaf verwuschelten Haaren begegnen könnten. Und wenn man eben so ein Mensch wie Raquel war achtete man wahrscheinlich mehr darauf auch stets vor seinen Gästen gut auszusehen. Auch morgens.

I could be the one (Avicii-Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt